Editorial

Last-Minute-Geschenktipp: Kalender für Biologen (Teil 1)

(15.12.16)  Na, schon im Feiertags-Stress? Wer neun Tage vor Weihnachten noch Geld auf dem Konto hat und diesen Zustand unerträglich findet, der möge fünf Minuten seiner kostbaren Zeit opfern und weiterlesen – dann wird ihm geholfen.
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Motiv aus dem "Back to Nature"-Kalender
© DuMont Kalenderverlag

Ein Präsent, das der/die Beschenkte noch nicht hat, das nicht die Welt kostet und an dem man ein ganzes Jahr (oder länger) Freude hat? Und das im Ideallfall auch noch etwas mit Biologie zu tun hat?

Kein Problem. Sie können Ihre nervöse Last-Minute-Odyssee durch Geschäfte und Online-Portale getrost beenden. Im Nachfolgenden finden Sie drei prächtige Weihnachtsgeschenke mit naturwissenschaftlichem Bezug, die nach den Feiertagen ganz sicher nicht in der Dachkammer der Beschenkten landen. Und am kommenden Montag dann fünf weitere, geschenktaugliche Wandverschönerer im XXL-Format.

Da wäre zum Beispiel der Neuseeland-Kalender 2017 aus dem Verlagshaus Kunth. Neuseeland, der zweigeteilte grüne Inselstaat im Südpazifik am anderen Ende der Welt, ist wegen seiner landschaftlichen Einsamkeit und der atemberaubend-vielfältigen Vegetation ja für viele auch hierzulande zum Traumland geworden – das in der Realität dennoch nur höchst selten zum Ziel deutscher Urlauber oder gar Auswanderer wird (in der Hitliste der zehn Lieblings-Auswanderungsländer taucht Neuseeland jedenfalls nicht auf).

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Doch Vorsicht! Hängen Sie sich diesen mit 43 mal 30 Zentimetern eher kleinformatigen Kalender an die Wand, und Sie werden garantiert Urlaubs- oder gar Auswanderungsgelüste entwickeln. Neuseeland ist mit knapp 270.000 Quadratkilometern ähnlich groß wie Italien, die Bevölkerungdichte hingegen beträgt weniger als ein Zehntel als auf der Appenin-Halbinsel. Dafür gibt’s auf Neuseeland Nationalparks und „Forest-Parks“ ohne Ende – ein Drittel der neuseeländischen Landesfläche steht unter Naturschutz. Auf den zwölf Kalenderblättern sind einige dieser geschützten Traumlandschaften abgebildet – ausgewählt aus den Bilderarchiven von Getty, Corbis und Maritius. Etwa der während der letzten Eiszeit gebildete Bergsee Lake Wanaka im Mount-Aspiring-Nationalpark sowie die skurrilen Oparara Basin Arches, die größten natürlichen Felsbögen auf der Südhalbkugel der Erde. Wer sich das nicht plastisch vorstellen kann, der besorge sich die Herr-der-Ringe-Trilogie auf DVD – die wurde komplett auf Neuseeland gedreht. Oder eben diesen Kalender, den es für knapp 17 Euro im Buchhandel gibt.

Überraschenderweise hat es Neuseeland auf kein einziges der zwölf Kalenderblätter des „Welt von Oben 2017“-Kalenders geschafft (Palazzi-Verlag, 39,80 Euro).




 

 

Dafür gleich dreimal Island und zweimal Frankreich. Daran, dass das „Land der langen weißen Wolke“ aus dem Flugzeug betrachtet nicht Kalender-tauglich sei, kann es nicht liegen. Wie auch immer – der Palazzi-Luftbildkalender steigert auch ohne "Neuseeland von oben" die Attraktivität jeder grauen Labor- oder Wohnzimmerwand deutlich – mit vogelperspektivischen Bildern zum Beispiel des botanischen Irrgartens im britischen Blenheim Palace...

 

 

... sowie des „heiligen“ zentralaustralischen Ayers-Felsens (von den Ureinwohnern als „Uluru“ bezeichnet) im mystisch-roten Dämmerungslicht und des farbenprächtig-undurchdringlichen Blätterdachs des nordfranzösischen Forêt de Compiègne. Der großformatige 50-mal-60-Zentimeter-Wandkalender "Welt von oben" ist mit biologisch abbaubaren Biofarben klimaneutral auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Noch mehr bio geht nicht, denken Sie?

Falsch! Noch mehr bio geht durchaus, wie der „Back to Nature 2017“-Wandkalender aus dem Haus DuMont beweist.

 

 

Der ist zwar nicht so nachhaltig produziert wie die Produkte des Palazzi-Verlags; dennoch besitzt auch der "Back to Nature"-Wandverschönerer durchaus ökologische Qualitäten. Zumindest optisch: Zwölf Fotografien im 50-mal-60-Zentimeter-Format „dokumentieren eindrucksvoll, wie anpassungsfähig die Natur ist und wie sich Tiere und Pflanzen Lebensraum zurückerobern“.

Soweit der Verlagswerbetext zu diesem mit nur 27 Euro recht preisgünstigem Kalender, der es inhaltlich ganz gut trifft. Da ragt ein Baum stattlichen Umfangs, offenbar vor Jahrzehnten ebendort gekeimt, aus dem Motorraum eines Oldtimer-Wracks; zwei museumsreife Dampflokomotiven stehen in Tripolis, Libanon, rostbraun und von Grünzeug überwuchert auf einem stillgelegten Bahngleis herum; ein antikes Fahrrad wächst in zwei Metern Höhe aus einem Baum heraus (oder durchwächst der Baum das Fahrrad? Sehen Sie selbst...)...




... und eine Dreizehenmöwen-Kolonie hat auf den Lofoten ein (unbewohntes?) Strandhaus erobert und dessen Dach, Fensterrahmen und jede nur denkbare Nische eifrig dekoriert – mit dutzenden von Nestern, Flaumfedern und natürlich auch mit den weißen Hinterlassenschaften, die nur Vögeln eigen sind.

Am kommenden Montag folgt der zweite Teil der diesjährigen Laborjournal-Kalender-Parade – unter anderem mit zwei todschicken Schwarz-Weiß-Wandkalendern, einem minimalistischen Fotokunst-Kalender aus Japan sowie zwei prächtigen Kalendern für die Freunde ganz großer und ganz kleiner Tiere.

Winfried Köppelle



Letzte Änderungen: 19.01.2017