Editorial

Sonst wird Humor zur Lachnummer

(26.02.2018) Mit der richtigen Prise Humor kann man seinen Studierenden mehr vermitteln - doch aufgepasst, es muss auch authentisch sein.
editorial_bild

(26.02.2018) Seit nun schon neun Jahren gibt Michael Suda Workshops zum Thema „Humor in der Lehre“. Eigentlich leitet Suda den Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik an der TU München, er setzt bei seiner Lehrtätigkeit aber noch einen ganz anderen Schwerpunkt: Mit mehr Humor im Hörsaal dafür zu sorgen, dass bei den Studierenden mehr hängen bleibt. „Lachen ist gesund, das ist eine uralte Weisheit,“ meint Suda.

Allerdings, wenn es um den Lernerfolg geht, ist Lachen nicht gleich Lachen: „Es geht darum, eine entspannte Situation zu schaffen, in der die Studierenden aufnahmefähiger sind. Hier gibt es zahlreiche Untersuchungen, wie eine humorvolle Person oder eine humorvolle Situation den Raum der Lehre verändert“, erklärt Suda. „Diese Studien haben gezeigt, dass sich die Aufmerksamkeit, Kreativität und Motivation der Studierenden erhöht und die Anwesenheit zunimmt. Außerdem können sich die Leute besser an den Lernstoff erinnern und die Prüfungsleistungen sind besser. Und sie bewerten die Lehrpersonen besser.“

Editorial
Sich selber nicht so ernst nehmen

Humor ist hierbei nicht das gleiche wie Spaß an der Sache oder Lachen. „Einfaches Lachen erzeuge ich durch einen Witz. Humor hat jedoch viel damit zu tun, sich in der Situation manchmal selber nicht so ernst zu nehmen. Humor im Hörsaal hat vor allem damit zu tun, eine positive Lernatmosphäre und Entspannung zu schaffen,“ verdeutlicht Suda.

Dabei will der Humor wohl dosiert sein: Die körperlichen Wirkungen eines kräftigen Lachens halten bis zu 30 Minuten an. „Das heißt, zwei humorvolle Interventionen innerhalb einer Vorlesung reichen völlig aus“.

Und wie schafft man es, trotz Humor ernst genommen zu werden? Indem man sich zunächst als Lehrer im Raum etabliert und den Leuten auf den Bänken vermittelt, dass man etwas weiß. „Sobald meine Zuhörer erkennen, dass ich mich in diesem Stoff auskenne, werden sie Respekt haben. Und erst dann kann ich Humor einsetzen.“ Man sollte niemals Humor anwenden, um Unsicherheit zu überdecken, warnt Michael Suda. Außerdem ist es bei jedem Menschen anders, sagt er: „Humor muss authentisch sein. Er muss zur Person passen. Und er muss zur Situation und zum Stoff passen!“ Alles andere wird als völlig daneben wahrgenommen. „Dann wird Humor zur Lachnummer“, sagt der Professor.

Haltung ändern

Das alles versucht Suda auch in seinen Workshops zu vermitteln. Es gibt einige davon übers Jahr verteilt, jeder dauert zwei Tage. Die größte Nachfrage kommt von Fachhochschulen oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften, weil hier die Professoren stärker in die Lehre eingebunden sind als an den Universitäten. Die Teilnehmer lernen vor allem, anders mit den Situationen im Hörsaal umzugehen. Sie lernen, die Haltung zu sich selbst zu ändern und zu den Studierenden. „Das Konzept ist, dass die Menschen erst einmal in sich hineinhorchen: Welches Verhältnis habe ich zu Humor und wie gehe ich damit um?“ erklärt Suda.

Suda vermittelt in dem Kurs bis zu 30 verschiedene Humorelemente. Man könnte es auch didaktische Elemente nennen, also praktische Methoden für den Unterricht. Diese haben nicht immer etwas mit Humor zu tun, sondern können aktivierende Elemente sein, zum Beispiel wie man Studierende besser einbindet. Ein solches Element ist die „Schlagzeile“. „Am Ende der Vorlesung haben die Leute genau zwei Minuten Zeit, sich eine Schlagzeile über die Vorlesung zu überlegen, die morgen in einer Zeitung (natürlich müssen sich die Gruppen auch auf eine Zeitung einigen) steht. Damit kriegen sie eine Blitz-Zusammenfassung von dem, was sich die Leute aus der Vorlesung gemerkt haben“.

Cartoons, Zitate und Brettspiele

Für alle, die nicht zu Sudas Workshop gehen können, gibt es eine Fülle an Literatur und Beispielen im Internet. Aber man kann auch einfach selbst darüber reflektieren, wie man lehrt, und wie man eine entspannte und positive Stimmung im Hörsaal erzeugen könnte. „Jeder kann sich selber überlegen, ob es zum Beispiel Zitate gibt, die zum eigenen Vorlesungsstoff passen“, rät Suda. Oder auch Cartoons, Fotos, Anekdoten. „Man kann das, was man vermitteln will, zusätzlich mit anregenden Elementen unterstützen“. Andere Mittel können sogar Brettspiele, Internet-Quizze oder eine Wissens-Rallye sein, hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.

Für internationale Gruppen gibt Suda aber zusätzliche Warnhinweise, denn Humor hängt viel mit dem kulturellen Hintergrund zusammen. Auch die Sprache kann ein Hindernis sein, für alle, die auf Englisch lehren. „Ich würde abraten, gewisse Humorelemente anzuwenden, wenn ich unterschiedliche Kulturkreise habe. Die Schaffung einer positiven Lernatmosphäre ist aber auch mit internationalen Gruppen sehr gut möglich“, meint Suda. Und generell sollte man Zynismus, Sarkasmus und Späße auf Kosten von Randgruppen weglassen. Da lachen die Leute zwar, aber hinterher vergeht ihnen das Lachen. Hier hat Lachen dann sogar negative Auswirkungen, auch auf den Lernerfolg.

Karin Lauschke



Letzte Änderungen: 23.02.2018