Editorial

Ist Liebe gesund?

Der Valentinstag naht, die Nasen laufen - Grund genug, sich einmal umzusehen, wie die Wissenschaft dem Thema "Liebe" begegnet und ob sie beweisen kann, dass Liebe gesund macht.

(13.02.2006) "The Instutite for Research on Unlimited Love" - kein Witz, das gibt es wirklich, und zwar in Cleveland, Ohio. Es fördert Projekte zum Thema "Liebe" an diversen Institutionen in den USA, auch an solch illustren Universitäten wie Wellesley, Yale und Stanford.

Die "Liebesforschung" auf Hochkonjunktur? Wohl kaum. Bemühungen, diese Forschungsrichtung zu etablieren sind zwar da und nehmen auch immer mehr zu, wirklich gute Forschung findet man aber noch kaum. Dies liegt vermutlich daran, dass dieses Thema dem "normalen" Wissenschaftler recht seltsam anmutet, assoziiert man damit doch eher Kunst oder Literatur.

Einige Forscher wagen sich trotzdem an dieses Exoten-Thema. Sie durchleuchten vor allem, was sich auf molekularer Ebene tut, wenn wir uns in jemand "vergucken". So weiß man heute, dass Stoffe wie Cortisol, Oxytocin oder Dopamin eine wichtige Rolle beim Wechselbad der Gefühle spielen.

Aber wie sieht es mit Liebe und Gesundheit aus? Existiert ein Zusammenhang? Es gibt einige Studien zum Thema. Beispielsweise wollten die CDC in Atlanta (Centers for Disease Control and Prevention) 2004 in einer Studie bewiesen haben, dass verheiratete Menschen in fast allen Gesundheitsbelangen besser dastehen als Unverheiratete. Manche ihrer Ergebnisse machen jedoch stutzig. Zum Beispiel, dass Menschen, die in einer Partnerschaft ohne Trauschein leben laut dieser Studie weniger gesund sein sollen als Verheiratete, und sogar auch als nie Verheiratete. Vorsicht bei der Interpretation könnte geraten sein, denn die Unterschiede zwischen den Gruppen sind oft recht klein. Anderes Problem der Studie: der Anteil der Verheirateten ist überproportional groß, verglichen mit den anderen Kategorien. Beispiel: in der Altersgruppe 18-44 Jahre wurden etwa 6-mal so viele Verheiratete befragt, als Unverheiratete, die in einer Partnerschaft leben, bei den 45-64 Jährigen 20-mal und bei den über 65 Jährigen gar 60-mal.

George Davey Smith et al. (British Medical Journal 315, S. 1641) kommen in einer anderen Studie zu dem Schluss, dass Männer, die häufig Sex haben (mindestens 2-mal wöchentlich) eine um 50% höhere Lebenserwartung haben als sexuell wenig aktive Männer (weniger als einmal im Monat). Auch diese Studie hält genauerer Prüfung nicht stand. Ein paar Monate nach Erscheinen veröffentlichte das Journal gar einige der kritischen Stimmen. Die Autoren der Studie verteidigten sich daraufhin recht flapsig mit der Bemerkung, dass dieser Artikel doch in den "festive cheer" der Weihnachtsausgabe des Journals passen sollte und der Bezug zur Gesundheitserziehung ironisch gemeint war.

Das hätten Sie besser direkt in den Originalartikel geschrieben, denn in ihm ist nicht ersichtlich, dass die Ergebnisse nicht ganz ernst gemeint waren. In einer anderen Studie der Forscher geht es um den Zusammenhang der Rasierfrequenz und der Sterberate. Die Frage, wie seriös die Forschung dieser Wissenschaftler ist, dürfte damit geklärt sein.

Halten wir fest: Seriöse Forschung zum Thema "ist Liebe gut für die Gesundheit?" mag es geben, ist aber schwierig zu finden. So geben auch Tobias Esch von der Charite und sein Koautor in einem Artikel in Neuroendocrinology Letters (Bd. 3, S. 175) zu, dass medizinische oder gesundheitsbezogene Auswirkungen der Liebe noch spekulativ und nicht bewiesen sind.

Spekulativ und unbewiesen ist auch der Ursprung des Valentinstags. Da es dazu sowieso schon Theorien wie Sand am Meer gibt, warum nicht eine neue Theorie erfinden - ganz im Sinne "Liebe und Gesundheit"? Der 14. Februar wurde deshalb zum Tag der Verliebten, damit wir uns nach der schon lange andauernden Winterszeit wieder auf die Liebe besinnen und so etwas für unsere möglicherweise angeschlagene Gesundheit tun. Nun gut, diese Theorie dürfte auch nicht gerade einfach zu beweisen sein...

Eines ist aber sicher: Schaden kann erfüllte Liebe sicher nicht. Dass eine gute Partnerschaft glücklich machen kann, ist ebenso kein Geheimnis. Und glücklichen Menschen geht es im Normalfall besser als unglücklichen.

Deshalb nicht vergessen: Der Valentinstag steht vor der Tür - ein guter Anlass, den Liebsten oder die Liebste mal wieder so richtig zu verwöhnen! Vielleicht auch um der eigenen Gesundheit wegen.

Annette Hupfer



Letzte Änderungen: 14.02.2006