Editorial

„Insgesamt eine sehr positive Erfahrung!“

(20.06.2019) Aus den USA nach Heidelberg gekommen, leitet Sevin Turcan mit unkomplizierter Unterstützung der Deutschen Krebshilfe seit 2016 ihre eigene Nachwuchsgruppe.
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Sevin Turcan leitet eine von der Deutschen Krebshilfe geförderte Max-Eder-Junior-Gruppe an der Neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Heidelberg. Sie studierte Biomedizintechnik an der Tufts und der Johns Hopkins University und promo­vierte über die Entwicklung des Innenohrs bei Mäusen. Von 2010 bis 2016 war sie Postdoc im Labor von Timothy Chan am Memorial Sloan Kettering Cancer Center.

Was ist derzeit Ihr Forschungsschwerpunkt?

Sevin Turcan: Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf Hirntumoren, mit einem besonderen Interesse an Gliomen mit niedrigerem Schweregrad, die Mutationen in den IDH-Genen aufweisen. IDH steht dabei für Isocitrat-Dehydrogenase und wir konnten nachweisen, wie sich diese Mutationen auswirken (Nat Genet, 50(1):62-72). Unser Ziel ist es, die Biologie dieser Tumoren besser zu verstehen, um neue Erkenntnisse für therapeutische Ansätze zu erhalten.

Editorial

Wie sind Sie auf Heidelberg und das Max-Eder-Programm der Deutschen Krebshilfe aufmerksam geworden?

Turcan: Bereits während meiner Postdoktorandenzeit verfolgte ich die Forschungs­aktivitäten zu Gehirntumoren aus Heidelberg. Ich war sehr beeindruckt von deren Qualität und den Synergien, die aus der Kooperation zwischen den unterschiedlichen Forschungs­teams entstanden sind. Durch einen meiner Mentoren am Memorial Sloan Kettering bekam ich Kontakt zu Wolfgang Wick, dem Vorsitzenden der Neurologischen Klinik am Univer­sitätsklinikum Heidelberg. Er schlug vor, dass das Max-Eder-Programm für mich sehr gut passen könnte, um den Übergang vom Postdoc zum Nachwuchs-Gruppenleiter zu vollziehen. Als ich mich näher mit dem Programm der Deutschen Krebshilfe befasste, war ich sehr begeistert und entschied mich, mich zu bewerben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Programm gemacht?

Turcan: Kurz gesagt, dies ist ein großartiges Programm, das wirklich auf die Unterstützung von Nachwuchs-Gruppenleitern zugeschnitten ist. Das Bewerbungsverfahren ist unkompli­ziert und gut organisiert. Die Bewerbung kann auch in englischer Sprache verfasst werden, was für internationale Wissenschaftler hilfreich und attraktiv ist. Die Programmverantwortlichen bei der Krebshilfe sind sehr hilfsbereit und offen für Kommunikation. Das Programm hat maßgeblich zum Aufbau meines Labors beigetragen und es mir auch ermöglicht, über die jährlichen Treffen der Max-Eder-Gruppenleiter ein Netzwerk aufzubauen. Insgesamt eine sehr positive Erfahrung!

Wie war Ihr Übergang vom Postdoc zum Nachwuchs-Gruppenleiter?

Turcan: Es gab sowohl Höhen als auch Tiefen. Man bekommt den Schlüssel zum Labor und die Uhr beginnt zu ticken. Voller Begeisterung möchte man starten, muss sich aber auch noch an die neue Umgebung gewöhnen. Ich habe definitiv gelernt, während des Übergangsprozesses um Hilfe zu bitten! Plötzlich eine Rolle mit neuen Verantwortlich­keiten einzunehmen, bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich und kann auch frustrierend sein. Ich hatte das große Glück, in einem sehr unterstützenden Umfeld zu sein, das mir während des Übergangsprozesses geholfen hat.

Sie haben sehr erfolgreich Gelder aus verschiedenen deutschen Quellen erhalten. Was sind Ihre Erfolgsfaktoren?

Turcan: Diese Frage ist schwer zu beantworten! Aufgrund meines akademischen Hintergrunds möchte ich einen multidisziplinären Ansatz verfolgen, um Hirntumore besser verstehen zu können. Dabei geht es sowohl um eher grundlegende, aber auch um translationale Aspekte der Gliomforschung. Aus diesem Grund haben wir erfolgreich unterschiedliche Finanzierungsquellen angezapft, die es uns erlauben, beide Aspekte abzudecken.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Förderlandschaft?

Turcan: Generell ist die Finanzierung in den USA vielfältiger, verfügt über größere Budgets für individuelle Projekte und wird für einen längeren Zeitraum gewährt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe interner Fonds/Stiftungen an größeren Instituten. Nach meinen bisherigen Erfahrungen in Deutschland sind die Förderquoten hier höher als in den USA, und dies ist gerade für junge Fakultätsmitglieder von entscheidender Bedeutung. Auch im Vergleich zu den National Institutes of Health (NIH) ist der Bewerbungsprozess bei der DFG wesentlich effizienter!

Was raten Sie jungen Wissenschaftlerinnen?

Turcan: Sucht eine Umgebung, die hochintegrativ und intellektuell stimulierend ist. Für junge Frauen kann es eine Herausforderung sein, die Verantwortlichkeiten im Labor und im Familienleben miteinander in Einklang zu bringen. Ein unterstützendes persönliches Netzwerk zu haben, kann dabei definitiv helfen. Findet gute Vorbilder und Mentoren, mit denen ihr sprechen und bei Bedarf um Rat fragen könnt. Wenn ihr mit großer Leidenschaft Wissenschaft im akademischen Umfeld betreiben möchtet, gebt nicht auf!

Die Fragen stellte Ralf Schreck

Im aktuellen Laborjournal-Heft (6-2019) stellt Ralf Schreck die Nachwuchsförderung der Deutschen Krebshilfe ausführlich vor.



Letzte Änderungen: 20.06.2019