Editorial

Call us maybe

(21.10.2019) Im Labor unserer (anderen) TA ist das Telefon kaputt. Wie erreicht man da bloß einen zuständigen Techniker?
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Eigentlich bin ich überzeugte Anhängerin der Telefon­kommuni­kation, spreche lieber direkt mit den Menschen, sofern das möglich ist. Manchmal führt dieser Weg aber leider nicht zum Ziel.

Als ich neulich von zu Hause aus im Labor anrief, weil zu spät auftauchende Heizungs­ableser mich wider Erwarten länger daheim festhielten, flog ich wieder und wieder aus der Leitung. Der Kontakt kam jeweils nur für zwei Sekunden zustande. In so kurzer Zeit ist kein klärendes Gespräch möglich, und da mir diese Macke unseres Telefons nicht unbekannt war – bislang hatte sie allerdings nicht solche Dimen­sionen erreicht – rief ich beharrlich wieder und wieder an, bis die Verbindung beim fünften Versuch endlich meiner Stimme standhielt und ich mein Anliegen vorbringen konnte.

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Später im Labor beschließe ich, etwas gegen diese Telefon-Malaise zu unternehmen. Schließlich kommt nicht jeder Anrufer auf die Idee, fünfmal hinter­einander anzurufen. Am Ende denkt ein wichtiger Koopera­tionspartner noch, wir würden ihn absichtlich immer wieder aus der Leitung werfen, weil wir ihn nicht mögen.

Unsere Haustechnik hat zumeist für jegliche technische Unbill eine Lösung parat. Diesmal nicht.

„Für die Telefonanlage sind wir nicht zuständig“, erklärt mir ein freundlicher Haustechniker. Immerhin kriege ich ein Trostpflaster: Die Telefonnummer für technische Störungen auf dem Campus. Dort rufe ich an, das klappt ja mit unserem gestörten Telefon noch.

Eine freundliche Bandansage erklärt mir genau, welche Informa­tionen ich aufsprechen soll. Zwei der Punkte bereiten mir leichtes Kopfzer­brechen. ‚Möglichst genaue Störungs­beschrei­bung‘ ist der erste davon. Meine Kollegen im Raum lauschen interessiert meinen Beschrei­bungsversu­chen: „Die Verbindung bei einge­henden Anrufen bricht nach zwei Sekunden ab“, spreche ich laut und deutlich in den Hörer. Und das aus dem Stehgreif formuliert. Ich war stolz auf mich.

Meine Backbord-Kollegin hat meinem Gespräch mit der Band­ansage interessiert zugehört.

„War das ein Anrufbeantworter?“

„Ja!“

„Klingt, als würde es länger dauern“, unkt sie.

„Das Band hat versprochen, es wird mehrfach täglich abgehört“, beruhige ich sie und gehe ins Nachbar­labor, um Punkt zwei meines Kopfzer­brechens zu klären. Das Band wollte nämlich nicht nur die gestörte, sondern auch eine funktio­nierende Rufnummer für Rück­fragen, woraufhin ich spontan die unseres Nachbar­labors nannte. Davon will ich die Kollegin nebenan jetzt in Kenntnis setzen, leider erwische ich sie offen­kundig in einem Moment starker Konzentration, was zu folgendem Dialog führt:

„Es kann sein, dass heute jemand wegen unseres defekten Telefons bei euch anruft.“

Sie schaut verdutzt von ihrem Northern Blot auf.

„Unser Telefon ist defekt?“

„Nicht eures. Unseres! Im Labor nebenan.“

„Und warum rufen die deswegen bei uns an?“

„Na, weil unser Telefon defekt ist.“

„Ach so!“

Drei Tage vergehen, niemand ruft an. Offensichtlich hat das Band gelogen.

Eine Telefonstörung, die mindestens fünf Anruf­versuche erforderlich macht und die was auf sich hält, lässt sich eben nicht gleich beim ersten Versuch beheben. Also starte ich einen zweiten Versuch und tue das, was wohl all diejenigen tun, deren Telefon komplett den Geist aufgegeben hat: Ich schreibe eine E-Mail. Die Adresse hat mir ebenfalls die freund­liche Bandansage verraten.

Gleich am nächsten Tag betritt ein Techniker unser Labor, unter dem Arm ein neues Telefon. Er stöpselt den fehler­haften Apparat aus, den neuen ein, macht einen Kontrollanruf von seinem Handy aus, nimmt unseren Dank entgegen und geht wieder. Das Ganze hat kaum zwei Minuten gedauert. Und das gleich beim ersten Versuch!

Maike Ruprecht




Letzte Änderungen: 18.10.2019