Editorial

Der Juniorprofessor - ein Erfolgsmodell?

Seit 2002 gibt es den Juniorprofessor. Ausgedacht in den höheren Regionen des BMBF, wurde er abgesegnet durch eine vorgeschobene Expertenkommission. Nun hat die DFG nach dem Erfolg der Juniorprofessuren gefragt.

(02.06.2006) Es ist immer zu begrüßen, wenn eine Organisation ihr Tun hinterfragt, besonders dann, wenn es sich um eine mit Steuergeldern finanzierte Organisation handelt. Es kommt nur leider selten vor, und noch seltener geschieht es, dass die richtigen Fragen gestellt werden.

Die DFG ist eine mit Steuergeldern finanzierte Organisation und sie hat nach dem Erfolg des Juniorprofessors gefragt. Seit 2002 gibt es den Juniorprofessor. Ausgedacht in den höheren Regionen des BMBF, wurde er abgesegnet durch eine vorgeschobene Expertenkommission. Als Gallionsfigur diente die damalige Ministerin Buhlman, eine Frau, um die es inzwischen recht still geworden ist.

Voraussetzung für eine Juniorprofessur ist eine herausragende Qualität der Promotion - ein Messverfahren dafür wird jedoch nicht angegeben. Der Juniorprofessor tritt (Beamtenjargon) ein zweiphasiges Dienstverhältnis an, das heißt nach drei Jahren wird seine Leistung überprüft; besteht er, erhält er noch einmal drei Jahre, besteht er nicht, ist nach einem Jahr Schluss. Bezahlt wird er nach W1-Tarif, das entspricht etwa dem Gehalt eines Gymnasiallehrers, wobei letzterer aber verbeamtet ist. Der Juniorprofessor dagegen, selbst wenn er seine sechs Jahre durchzieht und wissenschaftliche Erfolge vorweisen kann, hat keine Anstellungsgarantie: Nur etwa zehn Prozent der Juniorprofessor-Stellen sind mit einer Festanstellung im Erfolgsfall (der sogenannte tenure track) verbunden. Selbst ein erfolgreicher Juniorprofessor kann also nach seinen sechs Jahren seine Anträge beim Arbeitsamt statt bei der DFG stellen.

Um eben die DFG-Anträge der Juniorprofessoren ging es in der von der DFG erhobenen Statistik. Aussagen über Antragsaktivität und Erfolg sollten gewonnen werden. Die Ergebnisse finden Sie unter www.dfg.de/zahlen_und_fakten/ib/

Sie erfahren darin, dass von 2002 bis 2004, also in drei Jahren, 1145 Juniorprofessorstellen eingerichtet wurden. In Mathematik und Naturwissenschaften waren es 400. Um diese 400 Stellen hatten sich 3040 Kandidaten beworben (etwa acht pro Stelle). 277 Stellen wurden besetzt, davon 21 Prozent mit Bewerbern aus dem Ausland. Die DFG schließt daraus, dass die Juniorprofessur dazu beigetragen habe, deutsche Wissenschaftler zur Rückkehr aus dem Ausland zu motivieren.

Was die Antragsaktivität betrifft, so hatten 68 Prozent der Lebenswissenschaftler mindestens einen Antrag gestellt. Der Rest war wohl gerade am Schreiben, denn kein Juniorprofessor kann in diesem Metier mit seiner Grundausstattung überleben.

Die Anträge der Juniorprofessoren waren überdurchschnittlich erfolgreich. So betrug die Förderungsquote in den Naturwissenschaften bei den Juniorprofessoren 67 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt von 51 Prozent und die Bewilligungsquote 48 Prozent (Durchschnitt 34 Prozent). Das heißt nun nicht, dass die Junioranträge besser sind - wer kann schon die Qualität eines Antrags messen? - es bedeutet eher, dass die Anträge von Juniorprofessoren bei den Reviewern auf Wohlwollen stoßen und man gewillt ist, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Denn bezeichnenderweise schneiden die Anträge der Juniorprofessoren in den Geisteswissenschaften schlechter ab. Ist dort der Nachwuchs dümmer? Wahrscheinlicher ist es, dass sich in den Geisteswissenschaften der Widerstand der höheren Chargen gegen die Juniorprofessur in den Beurteilungen niederschlägt.

Die DFG bezeichnet jedenfalls die Juniorprofessur in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften als Erfolgsmodell.

In der Tat ist das Juniorprofessor-Modell, trotz seiner beachtlichen Mängel (zu viel Lehre, zu kurze Zeit bis zur ersten Überprüfung, dürftige Grundausstattung, fehlende Perspektive, schlechte Bezahlung) besser als das Modell Habilitation. Selbst wenn nach den sechs Jahren Juniorprofessur alle Stricke reißen, ist der gescheiterte Akademiker nur Mitte Dreißig und nicht Anfang Vierzig wie der Habilitand. Zudem war er in den sechs Jahren wenigstens unabhängig und hat seinen Spaß gehabt. Man darf gespannt sein, wie sich die Juniorprofessoren auf dem akademischen Stellenmarkt durchsetzen. In drei Jahren, wenn sich die ersten Juniorprofessoren um Lehrstühle bewerben, wird man darüber mehr sagen können.

Siegfried Bär



Letzte Änderungen: 02.06.2006