Editorial

PR-Politik und Worthülsengeklingel

Die Gewinner der ersten Runde der Exzellenzinitiative haben die Siegesfeiern beendet und machen sich an die Umsetzung ihrer Projekte. Doch noch bevor diese so richtig angelaufen sind, endet bereits die erste Stufe der zweiten Runde. Und schon werden Kritikerstimmen wieder lauter, denen der Sinn der ganzen Exzellenz noch nicht so recht eingängig ist

(29.01.2007) Nein, sie gefällt mir nicht, die Exzellenzinitiative. Schon das Wort macht mich misstrauisch. "Exzellenz" ist wie "Kompetenz", und "innovativ" eines jener Blähwörter, mit denen üblicherweise versucht wird, Unbedeutendes mit Bedeutung zu versehen und Banalem den Schein von Inhalt zu verleihen. "Exzellenzinitiative" klingt, wie wenn eine Werbeagentur ihre gescheiterte Bankenwerbung zweitverwertet hätte.

In der Tat wirkt auch das Konzept der "Exzellenzinitiative" wie das Kind eines Werbefuzzis mit einer Bürokratin, und dementsprechend weltfremd kommt es daher. So wird die Vorentscheidung anhand einer Antragsskizze getroffen. Bei dieser Entscheidung käme es auf die "Antragsqualität" an, versichert eine Dame vom Wissenschaftsrat. Dumm nur, dass kein Mensch weiß, wie die Qualität eines Antrags zu messen ist: Kein Mensch und kein Rat, und auch der Wissenschaftsrat nicht. Dies umso weniger, als auch er, der früher eine klare Sprache pflegte, inzwischen Texte veröffentlicht, wie ich sie sonst nur von gescheiterten Sozialpädagogen kenne. Eine Sprache, die einen Sachverhalt vernebelt, statt ihn klar darzustellen, fordert die Vermutung heraus, dass an diesem Sachverhalt etwas faul ist.

Faul ist, dass nirgends klar gesagt wird, was "Exzellenz" eigentlich sein soll.

Faul ist, dass bei der Ermittlung von "Exzellenz" nicht berücksichtigt wird, wie groß die Bewerber sind und mit wieviel Geld sie ihre Leistungen erbracht haben. Eine Universität mit 1000 Forschern wird schon aus statistischen Gründen mehr herausragende Forscher aufweisen als eine Universität mit nur 100. Berücksichtigt man das nicht, belohnt man Größe und nicht Leistung.

Faul ist die Indirektheit der Exzellenzinitiative. Sie belohnt nicht diejenigen, die die Leistung erbracht haben, sondern den Verein, in dem sie arbeiten.

Oberfaul sind die schwammigen Begriffe: Ich habe bis heute nicht verstanden, was ein Forschungscluster sein soll, und noch weniger, wie man dessen "Qualität" feststellen will. Ich habe sogar den Verdacht, dass diese Größe nur deswegen eine Rolle spielt, weil es gerade schick ist, von Clustern zu sprechen.

Die "Exzellenzinitiative" will den Schlechten Geld wegnehmen, um es den Guten zu geben. Das ist revolutionär. Das ist gut. Das ist überfällig. Nur wird sie es nicht tun: Sie weiß ja nicht, wer die Guten und wer die Schlechten sind.

Immerhin scheint die Initiative ein Stöckchen zu sein, das die sonst so lethargischen Universitätsbürokratien zu hektischer Aktivität aufstochert. Es wimmelt dort wie in einem aufgestörten Ameisenhaufen. Anscheinend berührt der mit der Initiative einhergehende Titel "Elite" die Eitelkeiten höherer Universitätsfunktionäre.

Das sind nur leider die falschen Leute.

Eigentlicher und wahrscheinlich auch einziger Sinn der "Exzellenzinitiative" ist es, einer bestimmten Politikerriege Medienpräsenz und damit Bedeutung zu verschaffen. Das allerdings scheint gut zu klappen.

Siegfried Bär

(Photo: iStockphoto.com/GeoffHardy)



Letzte Änderungen: 01.02.2007