Editorial

Peinlich, peinlich!

Das Cover der letzten Ausgabe des Forschungsmagazins der Max Planck-Gesellschaft (MPG), MaxPlanckForschung, zierten chinesische Schriftzeichen. Schön anzuschauen, verhießen sie indes ziemlich Schlüpfriges: der Text stammt aus der Werbung eines Sexclubs.

(10.12.2008) Ungewollt und ahnungslos produzierte die Redaktion von MaxPlanckForschung einen ziemlich fetten Lapsus: Werbung für ein Bordell auf der Titelseite der hauseigenen MPG-Publikation -- und dann noch in ROT!

Eigentlich sollte der Text den Schwerpunkt des Heftes -- China -- illustrieren. Inhalt eigentlich unwichtig, einfach schön aussehen sollten sie, die "klassischen chinesischen" Schriftzeichen. In dem ausgewählten Text jedoch ging es am Ende weder um Forschung noch um neue Ergebnisse, stattdessen verkündeten die Zeichen ganz andere, ziemlich handfeste Dinge.

Die deutsche Sinologin, die die MPG beauftragte, die Zeichen zu prüfen, hatte die eindeutige Zweideutigkeit des Textes offensichtlich nicht bemerkt. Als Nicht-Muttersprachlerin war ihr entgangen, was da frivol zwischen den Zeilen -- pardon -- zwischen den Zeichen angeboten wird.

Der Text verwendet traditionelle chinesische Zeichen und verheißt "Jade-gleiche Mädchen im Frühling ihrer Jugend", "junge Hausfrauen mit Figuren, die Sie erregen werden" oder "Schönheiten aus dem Norden mit vornehmem Auftreten voller Eleganz und Faszination". Weiterhin kündigen die Schriftzeichen "verzaubernde und kokette Vorstellungen" an. Großes Schenkelklopfen in der Community, die Blogger lachen sich halb tot.

Die MPG indes hatte eigentlich getan, was sie tun konnte. Sie entschuldigte sich öffentlich, gestaltete ein neues Titelblatt, tauschte die Internetseiten mit dem alten Titelblatt aus. Auch die englische Ausgabe, die noch nicht ausgeliefert ist, wurde geändert.

Aus China kommt dennoch vereinzelt Kritik. Einige Chinesen unterstellen der MPG, sie hätte den Text absichtlich und in herabsetzender Weise benutzt. Die meisten Leser der Internet-Ausgabe aber fanden diesen Faux Pas wohl eher amüsant. Einer kommentierte dies mit: "Nächstes Mal sollte man bitte einen klugen chinesischen Graduiertenstudenten die Übersetzung prüfen lassen." Gute Idee, chinesische Studenten und Doktoranden gibt es in Deutschland genug.

Vor der Benutzung chinesischer Schriftzeichen sollte man allerdings grundsätzlich warnen. Wer weiß schon, was die Zeichen auf der schicken Bettwäsche (ver)heißen? Oder die Tätowierungen in zarter Frauenhaut? Im Internet jedenfalls berichtet jemand, er habe kürzlich ein deutsches Mädchen mit einem chinesischen Tatoo getroffen. Das Tatoo hätte "Prostituierte" bedeutet. Peinlich, peinlich.

Karin Hollricher



Letzte Änderungen: 11.12.2008