Editorial

Dem Nachwuchs eine Chance

Seit ein paar Jahren sprießen neue Open Access Journals wie Kräuter aus der Erde. Mit der interdisziplinären Zeitschrift für Nachwuchswissenschaftler gibt es nun sogar ein deutschsprachiges Exemplar.

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(25.06.2010) Ausschließlich als PDF zum Herunterladen, liegt inzwischen schon die zweite Ausgabe vor. Schwerpunktthema: Wirtschaftswissenschaften. Für Biologen vermeintlich eher harte Kost, doch beim Stöbern im Inhaltsverzeichnis findet sich der ein oder andere interessante Artikel. Zum Beispiel analysiert Nora Müller den „Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit“ (2010,2(1):6-26). 

 

In der ersten Ausgabe waren Gesundheitswissenschaften und Medizinische Informatik Schwerpunktthema. Einer der Artikel, von Matthias Neis, hat den schönen Titel „Immer der Karotte nach — Ist die Wissenschaft eine prekäre Profession?“ (2009,1(1):84-89) und überträgt Ergebnisse aus der Prekarisierungsforschung — der Forschung um unsichere Beschäftigungs- und Lebensverhältnisse —  auf die Arbeit von Wissenschaftlern. Möglicherweise lädt er sogar zum Überdenken der eigenen wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen ein. Dessen Thematik jedenfalls war unter anderem Anlass für die Herausgeber Ivonne und Wilfried Honekamp ihre Zeitschrift zu gründen: Junge Wissenschaftler sollten die Möglichkeit bekommen bereits ihre „Projektideen“ (Proposals) zu veröffentlichen — damit sie bei Förderanträgen darauf verweisen können, wie auch um ihr geistiges Eigentum zu dokumentieren.

 

Entgegen dem sogenannten „Matthäus-Prinzip“ („Denn wer da hat, dem wird gegeben werden“, Merton 1985) wollen die Editoren diejenigen fördern, die in der Wissenschaft noch nicht bekannt und etabliert sind. Manuskripte werden hier nicht abgelehnt, weil die Ergebnisse noch nicht vollständig sind. Fachredaktion und Peer-Reviewer geben konkrete Verbesserungsvorschläge und unterstützen die Forscher dabei hochwertige Arbeiten zu schaffen.

 

Für die Wissenschaftler ergeben sich Vorteile durch das Open Access-Prinzip. Da alle Artikel frei und kostenlos verfügbar sind, können sie potentiell von mehr Lesern beachtet und zitiert werden. Zudem müssen die Autoren keine Urheberrechte an den Verlag abgeben, dieser erhält nur das Recht den Artikel zeitlich unbegrenzt zu veröffentlichen — und zwar unter einer Creative Commons-Lizenz, die es unter Nennung des Autors erlaubt das Werk zu verbreiten und zu bearbeiten.

 

Damit die Artikel auch zu finden sind, sind sie in folgenden Suchmaschinen gelistet: Directory of Open Access Journals, Bielefeld Academic Search Engine (BASE), Scientific Commons, Ulrichsweb, Google Scholar, Omega und Scirus. Identifizieren lassen die einzelnen Artikel sich über eine ISSN (Internationale Standardseriennummer) oder eine URN (Uniform Resource Name). Die Zeitschrift selbst ist in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek, der Deutschen Nationalbibliothek und in JournalSeek verzeichnet.

 

Und alles ist kostenlos für die Autoren. Sämtliche Arbeit leistet die Redaktion ehrenamtlich. Sobald genügend Manuskripte eingereicht werden, werden die Hefte in Zukunft auch fächerübergreifend produziert. Wissenschaftler aller Disziplinen können jederzeit Artikel an die „Zeitschrift für Nachwuchswissenschaftler“ schicken. Nachdem sie von den Reviewern angenommen sind, werden sie umgehend auf der Homepage nachwuchswissenschaftler.org veröffentlicht und anschließend in eine der folgenden Ausgaben eingegliedert.

 

Valérie Labonté



Letzte Änderungen: 04.03.2013