Editorial

Von Fröschen und überlisteten Forschern

Weil sie ihre Peilsender nicht mehr fanden, entdeckten australische Forscher, dass mehrere Froscharten implantierte Gegenstände über die Blase aus ihrem Körper transportieren können.

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(29. Dezember 2010) Eigentlich wollten Christopher Tracy und seine Kollegen von der Charles Darwin Uni in Darwin, Australien, mehr über die Temperaturregulierung von Fröschen herausfinden. Dazu pflanzten sie Exemplaren der drei Arten Litoria caerulea, Litoria dahlii und Cyclorana australis temperaturempfindliche Peilsender in die Bauchhöhle und entließen sie wieder in die Freiheit.

Als sie ein paar Wochen später den Signalen nachgingen, fingen sie einige der Frösche wieder ein. Allerdings lagen auch mehrere Sender einfach auf dem Boden – ohne Hinweise auf den Verbleib der Frösche und auch ohne Anzeichen darauf, dass ihnen etwas zugestoßen war.

Zurück im Labor untersuchten Tracy und Co. die Frösche, die sie wieder eingefangen hatten, und fanden bei drei Vierteln der Tiere die Sender statt in der Bauchhöhle in der Blase wieder. Um herauszufinden, wie diese dorthingekommen waren, implantierten sie zehn neuen Fröschen von zwei verschiedenen Arten kleine Kügelchen: Die fünf Korallenfinger-Laubfrösche (L. caerulea) hatten nach 10-23 Tagen alle Kügelchen über die Blase ausgeschieden, von den fünf Aga-Kröten (Rhinella marina) hatte eine die Kügelchen ausgeschieden, die anderen vier hatten sie noch in der Blase.

Wie die Kügelchen da hin gekommen waren untersuchte das Team dann an 31 weiteren Aga-Kröten, die sie über die Tage verteilt nacheinander sezierten. Demnach wächst in wenigen Tagen eine dünne Gewebeschicht um die Kügelchen. Diese verdickt sich später und verschmilzt mit der Blase, wodurch der Inhalt ins Blaseninnere gelangt. Von dort kann der Fremdkörper schließlich mit dem Urin den Körper verlassen.

Doch die Frösche lassen auf diesem Wege nicht nur Peilsender und Kügelchen verschwinden. Auch harte Chitinpanzer von gefressenen Insekten bohren sich gelegentlich durch den Verdauungstrakt und landen in der Leibeshöhle. Oder kleine Stöckchen und Splitter, die sich durch die empfindliche Bauchhaut pieksen, wenn der Frosch unglücklich landet.

Ein Peilsender ohne Frosch muss demnach nicht bedeuten, dass der Frosch verunglückt ist, vielleicht hat dieser sich des nervigen Dings einfach nur elegant entledigt.
(Biology Letters, Published online before print December 8, 2010, doi: 10.1098/rsbl.2010.0877)

Valérie Labonté

(Bildnachweis: Grit Treßelt / photocase.com)



Letzte Änderungen: 04.03.2013