Editorial

Nippon Science Support Network

Damit die japanische Forschung nach den Natur- und Umweltkatastrophen der vergangenen Wochen weitergehen kann, richteten deutsche Wissenschaftler eine Vermittlungsbörse für freie Laborplätze und andere Forschungshilfen ein.

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(22. März 2011) Das Erdbeben und der Tsunami vom 11. März 2011 richteten auch an japanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen Schäden an. Getroffen wurde laut Brian Owens vom Nature Blog beispielsweise die Tohoku Universität in Sendai, eine der Top-Unis in Japan. Die Küstenstadt liegt nur 130 Kilometer vom Epizentrum entfernt und wurde erst vom Beben durchgerüttelt und dann vom Tsunami großflächig verwüstet.

An den Universitätsgebäuden in Sendai gibt es laut Owen zwar nur einige Risse und kaputte Wände. Doch gingen etliche teure Laborgeräte und Maschinen kaputt. Außerdem verloren Forscher biologische Proben aus Kühl- und Gefrierschränken, weil der Strom ausfiel (dazu mehr auf Nature News). Die Tohoku Universität wird jedenfalls bis Ende April geschlossen bleiben. Ähnlich sieht es wahrscheinlich an vielen anderen Forschungseinrichtungen des Landes aus; außerdem ist noch unklar, welche Gefahren vom Unglücksreaktor in Fukushima für die Forschungsstandorte ausgehen. Bis die japanische Forschung wieder in die Gänge kommt, kann es Monate und Jahre dauern.

Für den Übergang bieten der Berliner NMR-Spezialist Philipp Selenko vom Leibniz Institut für Molekulare Pharmakologie und seine Mitstreiter mit ihrer Webseite Nippon Science Support Network eine Plattform an, um freie Stellen an Wissenschaftler aus Japan zu vermitteln, deren Arbeitsplätze zerstört wurden. Selenko ist sich sicher, dass viele Labore in Deutschland gerne Forscher aufnehmen wollen, damit diese ihre Arbeit weiter führen können, bis das in Japan wieder möglich sein wird.

Bisher gibt es auf der Webseite mehr als fünfzig Angebote für Suchende vom Studenten bis zum Professor: mehrmonatige Forschungsaufenthalte und Studentenkurse in der Biologie, den Life Sciences oder in der medizinischen Forschung, beispielsweise aber auch in Chemie oder Physik.  Einige der Stellen sind schon voll finanziert, bei anderen gibt es eine Unterkunft dazu oder die Möglichkeit die Familie mitzubringen.

Stellen eintragen oder sich bewerben kann man ganz unkompliziert über ein Online-Formular – auf Englisch oder Japanisch.

 

Valérie Labonté
Bildnachweis: moqua / photocase.com



Letzte Änderungen: 04.03.2013