Editorial

Ruf doch mal an!

(24.10.2014) Eine simple Anfrage für den PostDoc durchgeben, eigentlich kein Problem. Aber die diabolische Verschaltung der Uni-Telefone macht aus einer Alltagsverrichtung wieder einmal ein kafkaeskes Abenteuer für unsere (andere) TA .


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Eigentlich war es ein schöner Tag. Ein Tag sonnigen Gemüts – bis ich Sterillium bestellen sollte. Da wurde alles anders. Dabei war es nicht mal eine richtige Bestellung, ich sollte lediglich nachfragen, wann das Sterillium geliefert wird.

Die Bitte kommt von einem unserer PostDocs, der den blauen Bazillentod vor einer Woche per Fax bestellt hatte. Ich werfe einen prüfenden Blick auf die angegebene Telefonnummer. Höhere Mächte haben nämlich bestimmt, dass wir von unseren Labortelefonen aus nur uni-intern telefonieren können. Die Nummer auf dem Sendebericht ist keine mir bekannte Univorwahl. Ich bin gerne bereit, dem PostDoc zu helfen. Nur erscheint es mir fragwürdig, wenn ich dafür in sein Büro gehen muss, um von seinem Apparat aus in seinem Auftrag uni-extern zu telefonieren, während er daneben sitzt.

„Die Uniklinik gehört zur Universität“, schwört der PostDoc, als ich ihn danach frage. Also gut. Während er wieder in sein Büro entschwindet, wähle ich die Nummer auf dem Sendebericht. „Aufgrund einer Telefonumstellung hat sich die Rufnummer für die Patienten des Klinikums geändert“, teilt mir eine freundliche Ansage mit. Wieso Patienten? Ich will Sterillium! Nochmal von vorne. „Aufgrund einer Umstellung…“ So wird das wohl nix. Ist die angegebene Nummer falsch? Habe ich mich vertippt? Nochmal ganz langsam. „Aufgrund einer Umstellung…

Diesmal notiere ich die angesagte Nummer. Zwar bin ich weder Patient noch will ich einen anrufen, aber man kann ja nie wissen. Im internen Netz finde ich etliche Telefonkontakte, die auf dem Sendebericht ist nicht dabei. Die Telefonzentrale der Uniklinik erscheint mir dennoch vielversprechend. „Aufgrund einer Umstellung…“ Allmählich beschleichen mich Zweifel am Wahrheitsgehalt der PostDoc-Aussage.

Bevor ich einen frisch Operierten störe, noch ein letzter Versuch beim Arbeitsschutz der Universität. Sicher können wir auch von dort Sterillium bekommen. Tatsächlich erreiche ich jemanden. „Der Arbeitsschutz ist dafür nicht zuständig, wenden Sie sich bitte an die Uniklinik“, erklärt mir ein freundlicher Arbeitsschützer. Irgendwie scheint mir dies ein guter Moment für die Patientennummer. Ich überlege gerade, wie ich die unverfrorene Störung erklären soll, da klickt es in der Leitung. „Aufgrund einer Umstellung…

Verzweifelt knalle ich den Hörer auf das, was früher mal die Gabel war, und besuche unsere unschlagbare Sekretärin in ihrem Büro. Leider weiß auch sie nichts über die geheimnisvollen Telefonbeziehungen zwischen Uniklinik und Universität, sie wählt jedoch ihrerseits die Patientennummer. Es hebt niemand ab, das mit der Umstellung muss sie sich allerdings nicht anhören. Da steigt eine Ahnung in mir auf. Ich gehe ins PostDoc-Büro und wähle die Nummer auf dem Sendebericht. Sofort hebt jemand ab. „Zu der Bestellung habe ich noch eine Frage, ist der Herr PostDoc zu sprechen?“

Etwas kraftlos reiche ich den Hörer an den PostDoc weiter, der an seinem Schreibtisch sitzt, während ich daneben von seinem Apparat aus in seinem Auftrag uniextern telefoniere. Danach schleppe ich mich in die Küche. Werde mich mit Darjeeling betrinken. Aufgrund einer Telefonkrise hat sich die Stimmung Ihrer TA geändert.

 

Maike Ruprecht



Letzte Änderungen: 05.11.2014