Feine Kanäle und zarte Details

(12.03.2020) Burgen auf Bleistiftspitzen drucken können sie schonmal. Aber auch für die biomedizi­nische Forschung hat UpNano aus Wien die richtige 3D-Druck-Technik parat.
editorial_bild

Editorial

An der TU Wien wird schon länger sehr klein gedruckt, genauer nano-3D-gedruckt. Damit auch andere Forscher in den Genuss dieser Zwei-Photonen-Polymerisations-Technologie kommen, haben Biotechnologin Denise Mandt und Mitstreiter das Startup UpNano gegründet.

Laborjournal: Frau Mandt, UpNano wurde kürzlich „Startup of the year“ bei der #glaubandich-Challenge, dem größten Startup-Wettbewerb Österreichs. War das eine willkommene Finanzspritze?
Denise Mandt: Die #glaubandich-Challenge war natürlich ein toller Gewinn. Insgesamt haben wir 100.00 Euro gewonnen, wobei der Großteil des Gewinns in Form eines Beratungshonorars beglichen wurde. Das war extrem hilfreich, um Dinge wie Preisgestaltung oder Marktpositionierung zu diskutieren. Die 10.000 Euro der „Erste Bank“ waren ein willkommene Hilfe in der Startphase, reichen aber natürlich nicht sehr lange. Bevor wir operativ gestartet sind, haben wir deshalb bereits Investoren gesucht. Außerdem haben wir das in Österreich sehr gute Fördernetzwerk genutzt. Gerade für die Preseed- und Seed-Phasen eines Startups gibt es mit Förderstellen wie AWS [Austria Wirtschaftsservice] oder FFG [Forschungsförderungsgesellschaft] ideale Anlaufstellen für Jungunternehmer.

Editorial

Gewinne in der Höhe sind für ein Startup also eher ideeller Natur. Aber Wettbewerbe bringen Aufmerksamkeit, oder?
Mandt: Absolut! Der Sieg bei der #glaubandich-Challenge oder auch die Teilnahme an anderen Wettbewerben haben uns Reichweite gebracht, allein wenn man die Berichterstattungen anschaut und die Anfragen nach einer solchen Veranstaltung. In den Medien wird über uns gesprochen, über die Firma, über die Technologie. Sowas ist natürlich immer gut. Deshalb haben wir uns vor allem auch letztes Jahr darauf konzentriert, dass wir bei einigen solcher Wettbewerbe mitmachen.

Ebenfalls seit letztem Jahr ist UpNano operativ tätig.
Mandt: Genau, seit ziemlich genau einem Jahr.

Was genau machen Sie denn? Kernstück ist ja NanoOne, ein hochauflösender 3D-Drucker.
Mandt: Das System selbst ist ein hochauflösendes 3D-Druck-System, welches auf einem nicht-linearen Aushärtungsprinzip basiert. Während des Drucks härten wir ein lichtreaktives Material ausschließlich im Fokuspunkt des Laserstrahls. Mithilfe dieser 2-Photonen-Polymerisation können wir ultrafeine Strukturen erzielen und sind dabei völlig unabhängig von der aufgetragenen Schichtdicke. Konkret heißt das, es wird Material vorgelegt und die erwünschte Struktur dann im Volumen punktgenau ausgehärtet. Nicht-ausgehärtetes Material wird dann einfach weggewaschen. Dadurch haben wir keinen repetitiven Materialauftrag wie bei einem klassischen Stereolitho­graphieprozess und erreichen bei sehr hoher Geschwindigkeit eine erheblich bessere Auflösung.

Editorial

Das erklärt das Nano im Firmennamen. Was hat es mit dem Rest auf sich?
Mandt: Das ist leicht erklärt. Die Idee hinter UpNano ist, „Nanofabrication“ auf ein neues Level zu heben, aufgrund der biologischen Anwendungsmöglichkeiten sowie der hohen Geschwindigkeit. Die Idee meiner beiden Mitgründer Aleksandr Ovsianikov und Peter Gruber war, die Firma „Upscale Nanofabrication“ zu nennen: Upscale, weil wir hochskalieren, die Technologie besser machen, und Nanofabrication, weil wir sehr kleine Dinge herstellen. Uns fiel aber schnell auf, dass dieser Name viel zu sperrig ist. Also haben wir Scale und Fabrication gestrichen und fertig war UpNano.

Sie sprechen die Herren Ovsianikov und Gruber an. Welche Rolle spielten beide bei der Entwicklung der Technologie?
Mandt: Ursprünglich kommen wir alle von der Technischen Universität Wien, wir sind also ein Universitäts-Spinoff. Peter Grubers Doktorarbeitsprojekt in der Arbeitsgruppe von Aleksandr Ovsianikov war, die Drucktechnologie zu beschleunigen, um höheren Durchsatz zu ermöglichen. Ein weiterer Ansatz sollte die Anwendung im biologischen Umfeld sein, um beispielsweise lebende Zellen mit zu verdrucken. Mit der Zeit fragten immer mehr Forschungsgruppen an, ob die Technologie auch kommerziell erhältlich sei. So haben wir diese, mit Unterstützung einer EU-Förderung, Richtung Markt und Kommerzialisierung entwickelt und uns in einem weiteren Schritt entschieden, auszugründen.

Wer nutzt Ihre Technologie, wer also sind ihre zukünftigen und potentiellen Kunden?
Mandt: Im Moment versorgen wie vorwiegend Forschungseinrichtungen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, etwa biomedizinische Forschung. Aber auch Forschungsgruppen aus der Optik, die mit Linsen arbeiten, zählen zu unseren Kunden. Unsere Technologie wird immer dann interessant, wenn man solide Bauteile benötigt, die durch und durch aus Material bestehen, dann aber beispielsweise feine Kanäle oder ganz zarte Details aufweisen. Das Potential ist riesig, und damit auch der mögliche Kundenstamm.

Die Fragen stellte Sigrid März

Steckbrief UpNano
Gründung: Herbst 2018, seit Anfang 2019 operativ tätig
Sitz: Wien (Österreich)
Mitarbeiter: 11
Produkt: Hochauflösendes 3D-Bioprinting

Sie möchten mehr über UpNano, nicht-lineare Drucksysteme und 2-Photonen-Lithografie erfahren? Dann lesen Sie das Firmenporträt über das Wiener Startup in der aktuellen Printausgabe von Laborjournal (3/2020).

Bild: Upnano