Editorial

Buchbesprechung

Sigrid März




Martin Neukamm (Hrsg.):
Darwin heute – Evolution als Leitbild in den modernen Wissenschaften.

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) (1. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3534264398
ISBN-13: 978-3534264391
Preis: 49,95 Euro

Multipler Blickwinkel

Würde Charles Darwin noch leben, er wäre vermutlich begeistert ob der Evolution seiner Evolutionstheorie, denn längst ist sie keine alleinige Domäne der Biologie mehr. Dies verdeutlicht Martin Neukamms Sammelband Darwin heute: Er beleuchtet etliche Facetten des evolutionären Denkens in der Philosophie, Kosmologie, Entwicklungsbio­logie, Molekularbiologe und Biochemie, Biotechnologie, Verhaltensbiologie und Medizin. Die Evolution wird zu einem „interdisziplinären Konzept“; Darwins ursprüngliche evolutionstheoretische Gedanken werden weit gedehnt.

Erfrischend heterogen präsentieren sich die acht Kapitel, geschuldet der Tatsache, dass der publikationserprobte Herausgeber Martin Neukamm (Stichwort „Evo-Devo“) nicht nur selbst zu Wort kommt, sondern ein Konglomerat von neun Mitautoren um sich versammelt. Als Folge geht die Thematik auch weit hinaus über Fragestellungen à la „Wie kommen Bartenwale zu Zahnanlagen und Schlangen zu Beinknospen?“ Gleich zu Beginn erklärt Gerhard Vollmer, Universalwissenschaftler und Biophilosoph, die Verflechtung von Evolution mit extrabiologischen Wissenschaften bis hin zur Philosophie: „Man könnte sagen, viele Wissenschaften seien vom Evolutionsgedanken infiziert.“ Diese Infektion greift um sich wie ein hochansteckendes Virus, denn nicht nur Kosmologen wie Josef Gassner wollen nicht mehr ohne Evolution, auch in den Sozialwissenschaften (Charlotte Störmer und Eckart Voland) wird ihre Bedeutung untersucht; beispielsweise inwiefern elterliche Erziehungs- und Fürsorgebemühungen („Elterninvestment“) die Sprösslingsfitness und ihre Reproduktionswahrscheinlichkeit beeinflussen.

Editorial

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Kurzum, Evolution ist überall: in Technik und Medizin, in der Sprache, im Weltall, in Kultur und Moral, in der Liebe und sogar in Gott. Pathetisch verkündet der Herausgeber folglich: „Evolution ist nicht alles, aber ohne Evolution ist vieles nichts!“

Lesenswert? Für wissenschaftliche Insider und vielseitig Interessierte mit langem Atem birgt diese teils sehr komplexe Fachpublikation sicherlich so manche Neuigkeit. Auf jeden Fall sucht sie auf dem Buchmarkt ihresgleichen, denn andere Werke beleuchten die Evolution nicht aus derart vielen Blickwinkeln.




Letzte Änderungen: 09.11.2015