Editorial
Klick, klick – Comic

(08.05.2020) Es muss nicht immer was kosten. Wer Comics zu wissenschaftlichen Themen sucht, wird im Internet fündig – und das ganz umsonst.

Forschung verständlich und dabei locker zu vermitteln, kann ganz schön schwierig sein. Denn solange die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen tendenziell immer kürzer wird, versuchen auch Wissenschaftskommunikatoren Hypothesen und Ergebnisse kurz und knapp sowie am besten unterhaltsam anzubieten. Comics kommen dabei immer wieder zum Einsatz. Die meist bunten Bilder sind nicht nur ansprechend, sondern servieren dem Lesenden leicht verdauliche Informations-Häppchen.

Doch hinter den Wissenschaftscomics steckt ein enormer redaktioneller sowie künstlerischer Aufwand. Hier möchten wir Ihnen eine Handvoll unterhaltsamer Comics vorstellen, die sich rund um Forschung sowie Wissenschaft drehen und die Sie kostenlos im Internet anschauen können.

Den Anfang macht der wohl bekannteste deutsche Wissenschaftscomic: „Klar Soweit?“ von der Helmholtz-Gemeinschaft (helmholtz.de/comic). Seit 2014 illustriert die Biologin und Zeichnerin Veronika Mischitz alias Véro zusammen mit den Helmholtz-Kommunikatoren monatlich einen Comic. Dabei drehen sich die gemalten Geschichten nicht nur um naturwissenschaftliche Forschung, sondern auch um gesellschaftliche sowie politische Fragen.

Während sich in der ersten Folge die Autoren in gerade mal vier Bildern dem Thema Drohnen widmeten, sind die Comics mittlerweile inhaltlich und gestalterisch komplexer geworden. Bereits über siebzig Folgen sind aus der Feder von Véro geschlüpft.

Ein wiederkehrendes, unterhaltsames Element sind die drei gezeichneten Protagonisten Emmi, Konrad und eine Eule namens Dr. Vogelman. Letzterer beantwortet auf sehr charmante Weise die unterschiedlichsten Fragen. So hat er bereits über das Insektensterben gesprochen, erklärt, wie Seife funktioniert, oder das „Geheimnis“ der Osmose gelüftet. Aber auch die Europawahl, Klimakrise und Elektroautos standen schon auf dem Themenplan der Helmholtz-Comic-Reihe. Mit viel Witz und einer ordentlichen Portion Kreativität schafft es „Klar Soweit“, zuweilen trockene Inhalte spannend zu vermitteln – für Jung und Alt.

Ihr neuester Clou sind übrigens die „Helmholtz Science-Bits“. Das sind Mini-Mitmachcomics, die man zu Hause ausgedruckt ausmalen oder mit Kritzeleien verschönern kann. Darunter Themen wie DNA, Elementarteilchen oder Bärtierchen.

Eine weitere Comic-Serie erblickte vor zehn Jahren das Licht der Welt. Der ehemalige PhD-Student Jamie Hall von der Universität Glasgow hatte zum Jubiläum des Wellcome Trust, einer gemeinnützigen britischen Stiftung, einen besonderen Einfall: Zusammen mit dem Comiczeichner Edward Ross und der Künstlerin Rachel Morris entwarf Hall seinen ersten Wissenschaftscomic namens „Parasites!“. Die drei gaben darin einen Einblick in die Forschungsarbeit am Wellcome Centre for Integrative Parasitology.

Zwischenzeitlich zählt die Reihe vier Ausgaben – darunter Comics zu Malaria, der Schlafkrankheit und Toxoplasmose. Teilweise erstrecken sich die Geschichten der Zeichner auf über zwanzig Seiten. Dabei schrecken die Autoren nicht vor Fachbegriffen und tiefer gehendem Hintergrundwissen zurück. Am besten geeignet sind die Comics deshalb wohl für naturwissenschaftlich vorgebildete Erwachsene. Zu finden sind die Werke am besten über eine Internet-Suche mit dem Stichwort „WCIP Comics“ oder unter der folgenden sperrigen Web-Adresse: gla.ac.uk/researchinstitutes/iii/wcip/publicengagement/wcipcomics.

Lachen und Lernen

Für die jüngeren Nachwuchsforscher gibt es derweil eine Comic-Reihe aus dem Hause der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Vergangenes Jahr hatte die Akademie den Wettbewerb „Wissenschaftscomics für Kids“ ausgeschrieben. Eine Jury entschied sich schließlich für vier Entwürfe, die mit jeweils 12.000 Euro ausgezeichnet wurden und als „Akademics“-Reihe erschienen sind. Die vier Ausgaben thematisieren die Forschung der Akademie – darunter Astronomie und Geschichte, aber auch molekulare Pflanzenphysiologie und Käfer als natürliche Unkrautvernichter (oeaw.ac.at/akademics).

Jeder Comic ist von einem anderen Zeichner entworfen worden und ist etwa 24 Seiten lang. Entsprechend der Zielgruppe beschäftigen sich die illustrierten Geschichten mit den wissenschaftlichen Basics, zum Beispiel, wie die Photosynthese funktioniert. Die gedruckten Hefte wurden vergangenes Jahr zum Beginn des neuen Schuljahres kostenlos an österreichische Schulen verteilt und sind heute auf der Homepage der Akademie mit weiterem Zusatzmaterial kostenlos abrufbar.

Und zum Schluss eine Wissenschaftscomic-Reihe in bester Marvel-Manier: „World of Viruses“, gefördert von den National Institutes of Health, herausgegeben von der University of Nebraska Press (worldofviruses.unl.edu/comics-apps). Online sind sieben Ausgaben verfügbar, nicht alle davon kostenlos. Wie der Name verrät, handelt die Reihe von den kleinsten „Lebewesen“ unter uns: etwa vom Humanen Papillomavirus, HIV oder Influenza. Aber auch Bakterien und Pilze stehen für eine Ausgabe im Rampenlicht.

Miese Monster

In den aufwendig gezeichneten Geschichten schlüpfen die Mikroben in die Rollen von fast sympathischen Bösewichten und Monstern – teils maßlos überzogen, aber immer äußerst unterhaltsam. Besonders gelungen ist nicht nur die Gestaltung der Comics, an der hauptsächlich ein dreiköpfiges Team von Illustratoren und Comiczeichnern mitgewirkt hat, sondern auch die Storyline, die von einem ganzen Stab von Forschern auf wissenschaftliche Korrektheit überprüft wurde. Die Optik und teils düsteren Geschichten von „World of Viruses“ sind wohl eher etwas für Jugendliche sowie Erwachsene.

Vier Comics, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und dennoch eine Gemeinsamkeit: Wissenschaft. Egal ob „Klar Soweit?“, „WCIP Comics“, „Akademics“ oder „World of Viruses“, alle vorgestellten Comics sprühen vor Kreativität. Ein kurzer Ausflug in die Welt der bunten Bilder lohnt sich allemal.

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Alles „Klar Soweit?“ Illustr.: Vero Mischitz/Helmholtz, CC-BY-ND 4.0





Letzte Änderungen: 08.05.2020