Buchbesprechung

Larissa Tetsch

Editorial

Karin Bodewits & Philipp Gramlich:
The Time, Life, and Career Management Workbook for Scientists
Verlag: NaturalScience.Careers (2019)
Sprache: Englisch, 80 Seiten
ASIN: B07ZHCYWJX
Preis: 10,99 Euro (E-Book)

Editorial
Mitarbeit erwünscht!

(11.03.2020) Gute Planung ist die halbe Miete – das gilt für die Doktorarbeit ebenso für viele andere Lebensbereiche. Das Arbeitsbuch für Wissenschaftler von Karin Bodewits und Philipp Gramlich hält jede Menge nützliche Tipps bereit – man muss sie sich jedoch erarbeiten.

Vielleicht denken Sie jetzt: Schon wieder ein Buch über Karrieremanagement und Work-Life-Balance! Muss das wirklich sein? Glücklicherweise hebt sich „The Time, Life, and Career Management Workbook for Scientists“ ziemlich deutlich von anderen Büchern zum Thema ab – schon allein dadurch, dass es sich nicht um einen reinen Ratgeber, sondern ein Arbeitsbuch handelt. Und das darf man wörtlich nehmen! Wer die Lektüre gewinnbringend nutzen möchte und dazu die angebotenen Freiflächen und Tabellen ausfüllt, muss tatsächlich (an sich) arbeiten. Immerhin geht es darum, sich Abläufe, Motivationen und Hemmnisse im eigenen (Arbeits)leben bewusst zu machen und dieses Wissen dann kreativ nutzen zu können.

Autorin Karin Bodewits ist LJ-Lesern bereits von der Serie „Aus dem Tagebuch einer Jungforscherin“ bekannt. Gemeinsam mit Co-Autor Philipp Gramlich hat sie die Firma NaturalScience.Careers gegründet, eine Art Beratungsagentur, die hauptsächlich Seminare und Vorträge für Naturwissenschaftler anbietet, auf deren Inhalten das nun erschienene Workbook beruht. Erhältlich ist dieses in erster Linie als digitale Version. Gedruckt – wie man es auf Anfrage bei den Autoren erhalten kann – ist es mit achtzig Seiten eher dünn. Das DIN-A4-Format und die Verwendung von Recyclingpapier erinnern ein bisschen an das Skript einer Uni-Vorlesung. Vielleicht nicht ganz zufällig? Immerhin ist das Buch am nützlichsten, wenn man es nicht einfach nur liest, sondern sich Zeit nimmt, die einzelnen Fragestellungen ganz konkret aufs eigene Leben anzuwenden.

Sich Zeit verschaffen

Im Mittelpunkt steht wie vom Titel zu erwarten die Arbeitswelt eines Naturwissenschaftlers – und dabei insbesondere eines Doktoranden. Dennoch spielen die meisten behandelten Themen in jedem Arbeitsleben eine Rolle. Selbst auf die Organisation privater Vorhaben bis hin zur generellen Lebensplanung lässt sich vieles anwenden. Explizit gehen die Autoren zudem auf die Herausforderungen des „Leadership“ ein, sodass sich das Buch als Grundlage für Gespräche mit Mitarbeitern oder Mentees eignet.

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät, dass sich der Hauptteil des Buches mit dem richtigen Zeitmanagement befasst. Dem Leser wird deshalb gleich zu Beginn empfohlen, ein paar Tage lang genau zu protokollieren, wie der eigene Tagesablauf aussieht und welche Tätigkeit wie viel Zeit in Anspruch nimmt. Dabei wird klar: Man arbeitet oft weniger und hat dementsprechend mehr freie Zeit als man denkt. Man muss sie halt nur finden. Wo habe ich meine Zeitreserven? Und wie kann ich sie sinnvoll nutzen? Unter das Stichwort „effizienter arbeiten“ fällt beispielsweise der Tipp, bestimmte Aufgaben auf andere Zeiten zu verschieben – etwa Arbeiten, die viel Konzentration erfordern, morgens vor der Laborarbeit durchzuführen, wenn das Labor noch leer ist. In diesem Kontext wird auch erläutert, wie man am besten priorisiert, welche Aufgaben man delegieren sollte und wann es sinnvoll ist, eine Not-to-do-Liste statt eine To-do-Liste zu schreiben. Man lernt, „Zeitfresser“ zu entlarven und warum es oft ausreicht, achtzig Prozent seiner Energie in eine Aufgabe zu investieren. Hilfreich sind auch die Vorschläge, höchstens sechzig Prozent der Arbeitszeit fest zu verplanen und bei Entscheidungen mit schwerwiegenden Konsequenzen, den Entscheidungsprozess auf zwei Tage aufzuteilen.

Das Ziel im Blick
Neben diesen konkreten Vorschlägen und Anleitungen regt das Buch dazu an, sich übergeordnete Gedanken über die eigene Lebensplanung zu machen. Warum habe ich mich für diesen Weg entschieden, woher kommt meine Motivation und was möchte ich grundsätzlich mit meinem Leben anfangen? Welche Ziele und Träume habe ich, und was muss ich konkret tun, um sie zu erreichen?

Der große Bogen schließt sich am Ende mit dem Kapitel zur Work-Life-Balance. Arbeit ist eben auch für Wissenschaftler nicht alles im Leben, oder sollte es zumindest nicht sein. Denn nur, wer seine Freizeit sinnvoll gestaltet, Pausen nutzt und Kontakte knüpft, bleibt auf Dauer leistungsfähig und kreativ. Das Buch beginnt mit einem Fragebogen zur Selbsteinschätzung und endet mit Tipps zur regelmäßigen „Selbst-Evaluation“. Befolgt man diese beziehungsweise beantwortet man die gestellten Fragen ehrlich, kann die Arbeit mit dem Workbook zu dauerhaften Verhaltensänderungen führen. Das Buch bietet das Rüstzeug dazu, effizienter zu arbeiten und dadurch erfolgreicher und vor allem zufriedener zu werden. Wie immer kommt es nach der Lektüre darauf an, was man selbst aus den Anregungen macht.



Letzte Änderungen: 11.03.2020