Editorial

Hingucker-Poster

Bilder besser präsentieren (Teil 2)

Katharina Hien und Steffen Rümpler


Was für Schauspieler der rote Teppich, ist für Wissenschaftler die Vortragspause auf Kongressen. Mit Canapée und Kaffeetasse bewaffnet gilt es die Vorbeischlendernden ans eigene Poster zu locken.

Keine leichte Aufgabe bei dem Trubel der auf Poster-Sessions meist herrscht. Erfahrungsgemäß flanieren die begehrten Kollegen mit ein bis zwei Metern Abstand zu den Postern - da gilt es, die Vorbeigehenden aus der Ferne einzufangen. Mit den folgenden Kniffen bemerkt auch der abgeklärteste Emeritus Ihr Poster. Ist es dann bei näherer Betrachtung seriös und professionell gestaltet, wird die Glaubwürdigkeit Ihrer Ergebnisse unterstrichen.


Planung und Bildmaterial

Ein Poster will geplant sein wie ein Forschungsprojekt. Zunächst gilt es, das vorhandene Material zu sichten und die Ergebnisse zusammen zu tragen. Seien Sie gnädig mit dem Betrachter und konzentrieren Sie Ihre Aussagen auf wenige, aussagekräftige Kernpunkte. Klären Sie, ob genügend Bildmaterial (Fotos oder Abbildungen) vorhanden ist oder ob es erst noch erzeugt werden muss. Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Ein Poster sollte aus zwei Dritteln Bild und einem Drittel Text bestehen. Gute Bilder vermitteln Informationen schneller und verständlicher als gute Texte, die man im Vorbeigehen sowieso nicht lesen kann. Überlegen Sie sich auch bevor sie loslegen, welche Fragen interessierte Kollegen stellen könnten. Mit Bildern sind solche Fragen immer leichter zu beantworten als mit Textpassagen.

Bilder sind besonders geeignet, Informationen schnell und meinungsbildend zu vermitteln. Sie sollten aus der Ferne noch zu erkennen sein, darum dürfen die Abbildungen nicht zu klein geraten. Stellen Sie Ihre Objekte in maximaler Größe dar oder wählen Sie aussagekräftige Ausschnitte. Jedes Bild sollte sich gut vom Posterhintergrund abheben. Achten Sie auf starke Kontraste. Erstellen Sie Ihre Abbildungen und Fotos mit 300 dpi (dots per inch), dann können sie diese auch problemlos vergrößern. Im Poster sollten sie dann nicht weniger als 100 dpi aufweisen.

Wählen Sie einen einfarbigen Hintergrund ohne Struktur (Abb. 1). Hintergrundbilder erzeugen eine unruhige Gesamtwirkung. Gut sind helle Hintergründe. Falls Sie einen dunklen Hintergrund bevorzugen, sollten Sie helle, beziehungsweise Inversschrift darauf nutzen. Dies gilt jedoch nur für Überschriften oder kurze Texte. Längere Texte sind mit Inversschrift sehr anstrengend zu lesen. Grelle Hintergrundfarben wie neongelb oder ritzegrün garantieren zwar dass Vorbeilaufende erschrocken auf das Poster schauen. Sie sind jedoch sehr ermüdend für den Betrachter. Nutzen Sie lieber dezente Hintergrundfarben, die den dargestellten Inhalt nicht überstrahlen. Probieren Sie, welche Hintergrundfarben Ihre Bilder am besten hervorheben.



Gesamtaufbau

Lenken Sie den Blick des Betrachters durch prägnante Abbildungen und visualisieren Sie so zeitliche, methodische oder inhaltliche Abläufe. Orientieren Sie sich dabei an der Leserichtung: von oben links nach unten rechts. Ihre Kernaussage heben Sie am stärksten hervor - sie soll sich von den anderen Posterelementen unterscheiden: entweder durch ihre Größe oder in einen Rahmen, Kreis oder eine andersfarbige Fläche gestellt.

Der Text ist dem Bild untergeordnet. Er erklärt das Bild, nicht umgekehrt. Räumlich gesehen steht der Text nahe bei seinem Bild. Bei großen Entfernungen (wenn Sie beispielsweise über Nummerierungen Texte Bildern zuordnen) entstehen Orientierungsprobleme, die Ihren Leser entnervt zum nächsten Poster scheuchen. Die Ränder des Posters sollten unten größer sein als oben; die Seitenränder am kleinsten. Umrahmungen oder farbige Kästen können mehrere Bild- und Textelemente zusammen fassen. Damit können Sie ohne viele Worte Forschungsergebnisse miteinander in Beziehung setzen. Darüber hinaus lenken Sie natürlich auch die Aufmerksamkeit besonders auf diese Teile Ihres Posters.

Schriften und Text

Der Text sollte eine Schriftgröße haben, mit der er in einem Meter Abstand leicht lesbar ist. Verwenden Sie auf Ihrem Poster maximal drei Schriftgrößen, beispielsweise für Überschriften, Rubriken und Fließtexte. Harmonisch wirkt Ihr Poster, wenn Sie nur eine Schriftfamilie verwenden. Nehmen Sie Klassiker wie Times oder Courier, die durch Serifen gut lesbar sind. Gefallen Ihnen diese Schriften nicht und verwenden Sie darüber hinaus wenig Text auf Ihrem Poster, können Sie auch mit Groteskschriften wie Arial, Verdana oder Tahoma gute Ergebnisse erzielen.

Für den Fließtext gilt: eine Zeilenlänge zwischen 30 und 60 Anschlägen ist noch gut lesbar. Je länger die Zeilen werden, desto größer muss der Zeilenabstand sein. Dadurch findet das Auge beim Lesen die nächste Zeile besser. Heben Sie wichtige Textstellen durch Auszeichnungen wie "fett", "unterstrichen", Kapitälchen oder Versalsatz (reiner Großbuchstabensatz) hervor. Entscheiden Sie sich jedoch für maximal zwei Auszeichnungen auf Ihrem Poster.

Mit Initialen (Abb. 2) können Sie Absätze deutlich markieren. Dabei handelt es sich um schmückende Buchstaben oder buchstabenähnliche Illustrationen am Absatzanfang. Initialen bringen Aufmerksamkeit, jedoch nicht unbedingt einen ruhigen Textfluss. Listen und Aufzählungen sind für Poster sehr geeignet. Sie klammern Elemente (besonders zweizeilige), reduzieren komplexe Sachverhalte und können die "Take-Away-Message" enthalten. Markieren Sie Ihre Aufzählung ganz klar mit Punkten oder anderen geeigneten Zeichen.


Das ideale Poster bietet für jeden Betrachter etwas. Diejenigen, die den Kongress nur für einen Tag besuchen, gehen mit schnellem Blick an den Postern vorbei. Auf diese Hektiker sollten Ihre Abbildungen die Wirkung haben: "Ah, das haben die gemacht!". Die zweite Sorte Kongressteilnehmer sind die unschlüssigen Schlenderer, die nur kurz vor einem Poster verweilen. Denen verpassen Sie Ihre Kernaussage knackig in einem Bild und/oder als griffige Kurznote. Darüber hinaus gibt es aber auch die interessierten Kollegen, die sich für Ihr Poster Zeit nehmen, die Texte lesen und mit Ihnen plauschen. Für diese Sorte Wissenschaftler sollte ihr Poster Gelegenheit bieten, sich anhand der Bilder und Grafiken intensiv mit der Materie beschäftigen zu können. Auftretende Fragen sollten anhand der Abbildungen erklärbar sein.


Technik

Mit 2-D-Vektorprogrammen wie Illustrator oder Freehand können neben dem Layout des Posters auch Grafiken angefertigt werden. Für reines Layout sind die professionellen Programme Quark oder InDesign eine gute Wahl. Das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop kann zwar auch genutzt werden, erzeugt jedoch riesige Dateigrößen. Wer sich besser mit PowerPoint auskennt, kann auch das verwenden. Ihre Vorlage können Sie in DIN A3 erstellen und von der Druckerei auf die gewünschte Größe skalieren lassen. Bei Vergrößerung von DIN A3 auf DIN A0 sollten die Abbildungen jedoch mindestens 400 dpi aufweisen (von DIN A3 auf DIN A1 reichen 300 dpi).

Viel günstiger als Offset-Druck ist es, das Poster digital auszudrucken. Fragen Sie Ihren Drucker, welche Dateiformate er bevorzugt (Poster meist als PDF, Bilder als JPG oder TIF). Ein Ausdruck auf DIN A0 kostet ab 27 Euro. Dünn laminiert ist Ihr Poster geschützt und kann für den Transport gerollt werden (Gesamtpreis A0 ab 54 Euro). In diesem Fall leuchten die Farben sogar etwas brillanter, bei ungünstigem Lichteinfall spiegelt jedoch die glänzende Oberfläche. Auf Hartschaum oder Kapa (Leichtstoffplatten mit Polyurethan-Hartschaumkern) aufgezogene Poster in DIN A0 kosten ab 80 Euro. Sie sind zwar sehr stabil, jedoch eventuell unpraktisch für den Transport. Aufgezogene Poster können Sie ebenfalls mit einer Folierung schützen. In diesem Fall erscheinen die Farben etwas matter, die Folie erzeugt jedoch kaum Lichtreflexionen.

Auch geklebte Poster können ein Blickfang sein. Allerdings nur dann, wenn Sie eine Schneidemaschine benutzen und sauber arbeiten. Selbst gebastelte Poster verbreiten den Flair brandneuer Ergebnisse. Der Trend geht jedoch weg von dieser Art der Postergestaltung. Möglicherweise hinterlassen geklebte Poster den Eindruck, sich keine professionelle Machart leisten zu können.



Letzte Änderungen: 08.06.2006