Diabetesforschung topp

Zitationsvergleich 2004 bis 2007: Hormon- & Stoffwechselforschung
von Lara Winckler, Laborjournal 11/2010


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Foto: Carol I/photocase
Editorial
Diabetes ist nach wie vor Topthema bei den deutschsprachigen Hormon- und Stoffwechselforschern, entsprechend viele Diabetesforscher sind unter den Top 50 der Jahre 2004 bis 2007.

Die klassische Endokrinologie beschäftigt sich mit dem endokrinen System und seinen Krankheiten sowie mit den Hormonen, die von den endokrinen Drüsen abgegeben werden und diverse Körperfunktionen regulieren: darunter Zucker- und Fettstoffwechsel, Sexualentwicklung sowie Knochenwachstum, aber auch Angst- und Stressreaktionen. Die Stoffwechselforschung behandelt die Verarbeitung von Stoffen in einem Organismus zum Zwecke von Aufbau und Erhalt der Körpersubstanz und der Energiegewinnung. Soweit der Lexikoneintrag zum Thema.

Editorial
Der „Zucker“ bleibt Nr. 1

So vielfältig die Themen der Hormon- und Stoffwechselforschung sind, so zahlreich sind auch die Disziplinen, aus denen sich die Forscher rekrutieren, und umso verzwickter gestaltet sich eine Publikationsanalyse. In diesem Vergleich galt es vor allem, die „falsch-positiven“ Ernährungsmediziner auszusortieren, die sich in erster Linie mit Ernährung und Verdauungsorganen beschäftigen, sowie die Kardiologen, die Folgeerkrankungen falscher Ernährung auf Herz und Kreislauf untersuchen.

Mit dabei sind viele Diabetesforscher, von denen allein elf zwischen 2004 und 2007 auch an einem Institut für Diabetesforschung arbeiteten. Unter ihnen die Humanmedizinerin Anette-Gabriele Ziegler (50.), die im März die Leitung des Instituts für Dia­betesforschung am Helmholtz Zentrum München übernommen hat und sich auf Schwangerschaftsdiabetes sowie die Autoimmunkrankheit Diabetes Typ 1 konzentriert – mittlerweile eine der häufigsten chronischen Kinderkrankheiten.


Ebenfalls mit von der Partie sind diejenigen Ernährungsmediziner, die den Diabetes als Folge von fettreicher Ernährung und Fettleibigkeit untersuchen. Auch die „Stammdisziplinen“ der Hormonforschung – Gynäkologie, Andrologie und Reproduktions­medizin – sind unter den Top 50. Sie werden vertreten durch Eckhard Wolf (25.), Molekulare Tierzucht LMU München, sowie Eberhard Nieschlag (36.), dem ehemaligen Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin am Uniklinikum Münster und seit 2007 Präsident der Europäischen Gesellschaft für Endokrinologie. Des weiteren gibt es mit Dieter Felsenberg (8.) einen Osteologen unter den Top 50 sowie die Psychobio­logen um Johannes Hebebrand (5.) und Anke Hinney (12.), die die Genetik von Essstörungen entschlüsseln wollen.

Und last but not least kommen einige der deutschsprachigen Top-Endokrinologen aus der Neurobiologie und der Psychiatrie. Unter ihnen die Lübecker Schlafforscher um Jan Born (13.), die Zürcher Klinischen Psychologen um Ulrike Ehlert (47.) sowie die Neuroendokrinologen um Florian Holsboer (3.) vom MPI für Psychiatrie München.

München ist mit fünf Forschern unter den Top 50 nach Leipzig die zweitstärkste Stadt in diesem Vergleich. Ebenfalls fünf Top 50-Endo­krinologen kommen aus der Schweiz, vier weitere stammen aus Österreich, darunter mit Guntram Schernthaner (2.) einer der Top 3.


Wie werde ich Topthema?

Schon allein wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit der Diabetesforscher ist der Diabetes samt Ursachen, Mechanismen, Folgekrankheiten und möglichen Therapien weiterhin Topthema der deutschsprachigen Endokrinologen und Metabolismusforscher.

Der Diabetes ist zugleich ein schönes Beispiel dafür, wie ein Thema zum Topthema wird: Eine Koryphäe erklärt eine Krankheit – Diabetes – zur Volkskrankheit: „Bis 2010 wird mit sechs bis acht Millionen Diabetikern in Deutschland gerechnet“, orakelte etwa Markolf Hanefeld (1.) 2002 in Deutsche Medizinische Wochenschrift. Bund, Länder und Pharmaindustrie nahmen daraufhin eine Menge Geld in die Hand, um neue Forschungsinstitute zu bauen und viele Forscher auf das Thema anzusetzen. Diese wiederum schreiben viele Artikel und zitieren dabei auch die Arbeiten anderer Diabetesforscher.

Schließlich macht Laborjournal eine Publikationsanalyse zum Thema und findet, dass einer großer Anteil der Top-Plätze von Diabetesforschern besetzt ist, ebenso wie viele der meistzitierten Artikel. Fünf der zehn bis heute meist­zitierten Artikel aus den Jahren 2004 bis 2007 beschäftigen sich mit Diabetes Typ 2 (verursacht etwa durch Insulinresistenz oder Hyperinsulinismus), außerdem drei der fünf meistzitierten Reviews. Ein klares Voting der Community.

Die Vorherrschaft von Diabetes-Typ 2-Artikeln wird aufgelockert durch Veröffentlichungen über Diabetes von Typ 1, bei der Anette-Gabriele Ziegler Mitautorin ist, einer internationalen Arzneimittelstudie zu Osteoporose nach der Menopause sowie einer Arbeit über die genetischen Ursachen von Fettsucht. Das meistzitierte Review behandelt eine andere Volkskrankheit: Stress.


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Letzte Änderungen: 15.12.2010

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