Eine Eiskönigin wär‘ cool!

Erlebnisse einer TA (109)

Annette Tietz


Editorial

Die TA

Es ist schwer genug, einem Laien zu erklären, was man im Labor tagtäglich macht. Wenn man dann auf jemanden stößt, der noch rein gar nichts mit der Arbeitswelt zu tun hat und dazu noch richtig hartnäckig nachfragt, wird das Ganze nicht gerade leichter.

Neulich unterhielt ich mich nett und zwanglos auf einer Familienfeier, als plötzlich Karla, fünf Jahre, neben mir stand. „Du arbeitest doch im Labor, gell?“ Sofort befürchtete ich, erneut einen „Pro-Impfung“-Aufklärungsunterricht starten zu müssen – wie erst letztens. Aber da fragte Karla schon: „Kannst Du auch zaubern?“

Nun ja, das ist eventuell Auslegungssache. Ich finde ja, einen Versuch in einer sehr engen Zeitspanne durchzuziehen, in der dann noch das Gerät streikt, fehlende Reagenzien die Planung umwerfen und ungenaue Angaben zu Verwirrung führen, grenzt schon manchmal an Zauberei. Aber ich glaube, Karla meinte etwas anderes.

„Weißt Du, bei mir im Kindergarten hat die Martina buntes Wasser gezaubert! Kannst Du so was auch im Labor?“

Mensch, die Martina hat sich wohl mal eben die Indikatorzauberei zunutze gemacht, um ihre Schützlinge zu beeindrucken. Nett.

Editorial
Nur angefasst, schon eingefroren!

„Oder explodiert bei dir manchmal was im Labor?“ Große Augen schauten auf mich.

„Sag bloß, die Martina hat auch schon mal was explodieren lassen?“

„Nee, aber wenn du das kannst, komm‘ ich mal bei dir vorbei!“

Netter Versuch, aber so richtig spannende Explosionsversuche stehen nicht auf meinem Plan.

„Und Elsa bring ich dann auch mit!“

„Und Martina auch?“

„Nee, die Elsa ist doch nicht echt, die Martina schon.“

Aha! Ich kam nicht so ganz mit. Aber da ich einen Besuch von Karla in meinem Labor für recht unwahrscheinlich hielt, war es mir dann auch egal – ob mit Elsa oder Martina.

„Schau, das ist die Elsa, die möchte sich das Labor auch mal anschauen!“

Sie hielt mir eine Puppe vor die Nase. In meiner Unwissenheit sagte ich: „Da hast Du dir aber einen schönen Namen für deine Puppe ausgesucht.“

Hätte Karla zaubern können, wäre ich sicher umgehend zu einem Gnom geschrumpft. „Das ist doch DIE ELSA! Die Eiskönigin! Die hat in echt Zauberkräfte!“

Irgendwie kam mir das doch bekannt vor. Bevor ich aber mit Bravour ins nächste Fettnäpfchen tappen würde, bat ich Elsa (!), mir von ihrer letzten Zauberei zu erzählen. „Ich mache alles zu Eis, ich muss es nur anfassen!“ Karla sah nun sehr glücklich aus.

Na, das wäre doch die Idee überhaupt! Karla bringt Elsa mit ins Labor – und die hilft mir beim Einfrieren. Vor meinem geistigen Auge sah ich Elsa neben meinen Röhrchen sitzen – und wenn ich die Zellen hineinpipettierte, würde sie alle Röhrchen nur kurz anfassen. Kein lästiger langsamer Einfrierprozess – einfach, schnell und zackig.

Ich bräuchte auch kein Trockeneis mehr. Elsa lässt ja alles einfrieren. Eine Schüssel Wasser hinstellen, anfassen – fertig. Kein Mikrotom mehr runterkühlen – Elsa macht das. Die Diskussion über die Anschaffung einer weiteren Gefriertruhe obsolet – Elsa könnte einfach den Materialschrank umarmen...

Coole Sache! Die Idee gefiel mir langsam, und Karla bemerkte, dass ein Besuch von ihr und Elsa gar nicht mehr so unrealistisch war...

Ich finde, jedes Labor sollte eine Elsa haben!

Nehmen Sie das doch mal als Punkt für Ihre nächste Laborbesprechung auf.



Letzte Änderungen: 01.08.2018