Feinmechanik oder was?

Erlebnisse einer TA (127)

Annette Tietz


Editorial

Die TA

Das Tolle an Laborgeräten ist: Sie funktionieren meist einwandfrei. Das Doofe ist: Manchmal eben nicht!

Manchmal kommt dann ein Techniker der Firma vorbei und schafft es, das Gerät wieder mit Leben zu füllen. Für kleinere Problemchen oder Wünsche gibt es an manchen Arbeitsstätten aber auch eine hausinterne Werkstatt. Deren Mitarbeiter beherrschen auch den ein oder anderen Wiederbelebungsversuch.

Eine super Einrichtung, eigentlich! Jedes Mal, wenn ich in unserer Werkstatt bin und etwas in Auftrag gebe, bin ich von Neuem überrascht, was eigentlich alles möglich ist. Wenn es denn tatsächlich so weit kommt, dass sich jemand meines Falles annimmt...

Neulich war es mal wieder so weit: ich hatte einen – wie es die Werkstatt-Mitarbeiter nennen – „Kleinauftrag“. Ich ging also mit meinem Corpus Delicti in der Hand zielstrebig in das Büro der Werkstatt. Dort schilderte ich dem Mann mein Anliegen, und der schickte mich geradewegs in die richtige Abteilung: „Da müssen Sie in die Mechanik zum Dieter. Gang entlang, letztes Zimmer links.“

Editorial
„Mache mer des mit‘m Fünfer?“

Brav folgte ich den Anweisungen. Schließlich angekommen erklärte ich wiederum mein Anliegen. Antwort: „Das macht der Manfred in der Feinmechanik. Ein Stock tiefer, Zimmer 124!“

Ich packte also meine Sachen bei Dieter wieder zusammen und machte mich auf den Weg zu Manfred. Der war irgendwie auch nicht begeistert von meinem Anliegen (ich gehe jetzt mal davon aus, dass er nichts persönlich gegen mich hatte). „Wer hat Sie denn jetzt zu mir geschickt?“ „Der Dieter“, lächelte ich ihn an.

Ich wusste ja nicht, wie sich die beiden Herren so verstanden. Aber scheinbar wollte Manfred nicht mehr widersprechen, wenn ich sogar von Dieter persönlich geschickt wurde. „Aha“, war erstmal alles, was ich aus Manfred rausbekam. Dazu zog er die Augenbrauen hoch und begutachtete mein mitgebrachtes Musterteil – und dann den Rohling, den ich dabei hatte.

„Und des soll dann so aussehe wie des da“, war die zumindest inhaltlich korrekte Feststellung – grammatikalisch könnte man drüber streiten. „Ja, das wäre toll. Können Sie mir das bitte machen?“ Ich legte große Hoffnung in meinen Gesichtsausdruck.

Ein weiterer Mitarbeiter der Feinmechanik kam dazu. Manfred zu ihm: „Klaus, sach ehmol, was denkste: Mache mer des mit’m Fünfer?“ Klaus musterte erstmal mich. Von oben nach unten. Bevor ich mir Gedanken machen konnte, was denn ein Fünfer überhaupt ist, überlegte ich fieberhaft, was man denn mit besagtem Fünfer womöglich an mir machen konnte.

Klaus widmete sich kurz meinem Problemfall. „Kann man versuchen. Oder ’nen Vierer mit ’nem Leichtmetall“, so schließlich dessen fachmännische Aussage. „Dann wär’s aber doch was für den Dieter in der Mechanik!“ Oh weh, wo doch der Dieter mich siegessicher zum Manfred geschickt hatte.

„Nee, ich glaub‘,mir probier‘n des mi‘m Fünfer, oder?“ schaute Manfred mich fragend an. Ja, sehr lustig, Manfred – was weiß ich denn? Ich war ja schon mal froh, dass ich nicht mehr im Fokus des Fünfer stand.

Klaus verließ das Büro – und war damit schon mal raus aus der Sache. Zu mir gewandt meinte Manfred: „Ich meld‘ mich dann, aber net vor nächster Woch‘!“

Ich ging zurück ins Labor. Vielleicht besorge ich mir auch mal ‘nen Fünfer, nur um die Männer beim nächsten Mal zu beeindrucken.



Letzte Änderungen: 08.04.2019