Neulich rief ich bei meiner Krankenkasse an und wurde – wie das ja heute so üblich ist – erst mal von einer freundlichen Computerstimme empfangen. Die bestätigte mir, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, die richtige Nummer zu wählen – „Bei uns sind Sie richtig“. Ein guter Anfang.
Danach spie der Telefonhörer eine Liste möglicher Gründe für meinen Anruf aus, der ich schweigend lauschte – was blieb mir auch übrig?
Als die Stimme bei „Drücken Sie die 5, wenn Sie eine Auskunft zu unseren Tarifen haben möchten“ ankam, wusste ich schon längst nicht mehr, welche Probleme durch Drücken der Tasten 1 bis 4 gelöst wurden.
Schließlich verlor ich die Geduld und drückte die 8, nur um zu sehen, was passiert. Eine nette Männerstimme begrüßte mich. Ich formulierte meine Frage und er verband mich mit dem zuständigen Sachbearbeiter.
Die Taste 4 wär‘s gewesen – auch gut.
An diesem Punkt kam mir die Idee für eine TA-Notruf-Hotline: Eine Hotline, die für alle TA-spezifischen Probleme eine Lösung hat, das wär’s doch.
„Willkommen bei der Emergency-Hotline für technische AssistentInnen. Sie haben ein Problem, oder stehen kurz vor dem Kollaps? Keine Ahnung, wie Sie die bevorstehenden Aufgaben bewältigen sollen oder Ihrem Chef möglichst schonend etwas beibringen? Kein Problem, wir haben für alles eine Lösung. Vertrauen Sie uns, bei uns drücken Sie richtig.“
Ich meine, egal was gerade schief gelaufen ist: da würde man sich doch schon viel besser fühlen. Und da man ja noch nicht mal reden müsste, sondern nur Tasten drücken, ist die ganze Aktion auch noch ziemlich unauffällig. Okay, ich gebe zu, dass es etwas befremdlich aussieht, wenn eine Frau mit Telefonhörer in der Hand nicht spricht, sondern nur ab und zu eine Taste drückt.
„Drücken Sie die 1, wenn Sie zum wiederholten Male keinen Erfolg bei Ihrer Klonierung haben.“ Vielleicht kann man dort ja Bakterienplatten mit ein paar Kolonien kaufen.
„Drücken Sie die 2, wenn wir Ihnen ein Foto einer PCR schicken sollen. Bei Produktlängen ab 2 kb zahlen Sie einen Aufschlag.“
„Drücken Sie die 3, wenn Sie eine gute Erklärung brauchen, warum Sie den heutigen Versuch in den Sand gesetzt haben.“
„Drücken Sie die 4, wenn Sie einen Rat brauchen, wie Sie Ihre kontaminierte Zellkulturflasche möglichst unauffällig aus dem Brutschrank verschwinden lassen können, ohne dass es Ihr Chef mitbekommt.“
„Drücken Sie die 5 für gute Ausreden, warum Sie heute früher gehen müssen.“ Also die 5 – gut merken!
„Drücken Sie die 6 für aufmunternde Worte, wenn es mal wieder länger dauert. Unsere Mitarbeiter sind 24 Stunden für Sie da, ab 22 Uhr zum Nachttarif.“
„Drücken Sie die 7, wenn Sie festgestellt haben, dass Sie seit drei Monaten mit den falschen Primern klonieren. Anschließend rufen Sie noch mal an und drücken die 2!“
„Drücken Sie die 8, wenn Ihr Analysegerät nur noch Rauchzeichen passend zur Melodie von ‚Always look on the bright side of life’ von sich gibt.“
„Drücken Sie die 9, wenn Sie guten Zuspruch brauchen: Du schaffst das schon, das wird sicher gut gehen, das klappt schon, das hat bestimmt keiner gemerkt, etc.“
„Drücken Sie die 0, wenn heute absolut nicht Ihr Tag ist und Sie unbedingt mal wieder jemanden zum Reden brauchen.“
Na also geht doch! Da sind wir Frauen dann doch auch am Ziel: Endlich jemand, mit dem man wirklich reden kann. Und das auch noch am Telefon.