Editorial

Mainzelmännchen

Erlebnisse einer TA (93)

Annette Tietz


Die TA

Bisher waren sie in jedem Labor aktiv, in dem ich arbeitete: nette kleine Helfer, die den Kaffeeraum von Zeit zu Zeit grundreinigten, die Schränke mit Plastikmaterial auffüllten und Bestellungen rechtzeitig abschickten, damit keine Engpässe entstanden. Sie wissen sicher, wen ich meine: Anton, Berti, Conni, Det, Edi und natürlich Fritzchen – die sechs Mainzelmännchen.

Wenn der Letzte abends das Licht im Labor ausschaltet, ist dies der Startschuss für Anton und Co. So auch neulich: Nach kurzer Sitzung beschlossen die Sechs offenbar, sich den Kaffeeraum und die völlig überfüllten Mülleimer vorzunehmen. Anton, Conni und Det widmeten sich Ersterem: sie putzten Essensreste aus der Mikrowelle, säuberten das Waschbecken, entkalken die Kaffeemaschine, wischten Kuchenkrümel vom Tisch und spülten das gesamte aufgestapelte Geschirr. Conni sortierte die Teesorten nach dem Alphabet, Anton versuchte die Kaffeetassen in Reihen zu ordnen und Det stand kopfschüttelnd vor dem Kühlschrank. Nach kurzem Zögern machte er sich dann doch daran, das Innere mit einem Lappen auszuwischen und zu desinfizieren – also den Kühlschrank, den Lappen konnte keiner mehr retten.

Wenn nachts das Licht ausgeht,...

Währenddessen zogen Edi, Fritzchen und Berti einen vollen Müllsack nach dem anderen aus den Eimern und schleppten sie an den dafür vorgesehenen Abholplatz – nicht ohne zuvor in jeden leeren Eimer einen frischen Müllsack zu stopfen. Danach prüften sie alle Sondermüllkanister und stellten die vollen mit ausgefülltem Gefahrenzettel zur Abholung bereit. Fritzchen organisierte neue Kanister und stellte sie beschriftet mit Gefahrenstoffsymbol zurecht. Edi und Berti packten den vollen Glasabfalleimer, brachten diesen zur Wertstoffabteilung und schütteten den Inhalt in den Glas-Container.

Wieder zurück im Labor stellten sie fest, dass die Flasche der Absaugpumpe schon fast voll ist – leerten diese und stellten die Flasche frisch mit Desinfektionslösung gefüllt wieder an Ort und Stelle. Währenddessen kamen die Jungs aus dem Kaffeeraum zurück, und Anton begann die Batterien des Timers auszuwechseln. Conni und Det sortierten die Gelkammern nach Größe und legten die Gelkämme zu den jeweiligen Kammern. Anton kam zielstrebig mit einer neuen Druckerrolle ins Gel-Labor und legte diese zum Ausdrucken der Gel-Fotos in den Drucker. Danach räumte er herrenlose Glasflaschen auf und sammelte sämtliche gebrauchten Pipettenspitzen vom Tisch auf.

Edi und Berti fingen in der Zwischenzeit an, die Pipetten auf ihre Funktionalität zu prüfen und sortierten alle diejenigen aus, die schwer gingen oder nicht mehr rund liefen. Alle aussortierten Pipetten legten sie auf entsprechend ausgefüllte Reparaturblätter und packten alles für den Versand ein. Fritzchen widmete sich dem pH-Meter, stellte den pH mit frisch angesetzten Lösungen neu ein und säuberte den Platz unter dem Abzug.

Unterdessen nahmen Conni und Anton das Selbstreinigungsprotokoll des Brutschranks unter die Lupe. Der Schrank oben links stand nämlich schon seit einiger Zeit still, nachdem darin Kontaminationen festgestellt wurden. Sorgfältig säuberten sie die Platten und starteten den Reinigungsvorgang. Danach goss Anton destilliertes Wasser hinein und schaltete ihn auf 37 Grad.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Geschehen bei Ihnen auch all diese Dinge wie von selbst, sozusagen über Nacht? Einfach so?

Dann glauben Sie wohl auch noch an den Weihnachtsmann?



Letzte Änderungen: 01.08.2018