Editorial

Geräteprobleme

Erlebnisse einer TA (96)

Annette Tietz


Die TA

Bekommt die Abteilung ein neues Gerät, startet sofort die Diskus­sion, in welchem Labor es seine neue Heimat findet. Diesmal jedoch war es anders: Alle waren sich einig und freuten sich wie Bolle über den Laborzuwachs. Zudem sollte „das Ding“ auch noch einfach zu bedienen sein und einwandfreie Ergebnisse liefern. Der Knaller!

Entsprechend gespannt waren wir, als die Kiste mit dem heiß begehrten Neuzugang geliefert wurde. Drei von uns wurden auserkoren, sich der Inbetriebnahme zu widmen. Wir packten also erst mal alles unnütze „Drumherum“ aus – und da stand sie nun: unsere neue Kaffeemaschine! Okay, kein Modell „George Clooney“, aber immerhin: Tasse für Tasse mahlt es frisch ganze Bohnen und die Stärke seines Kaffees kann man nach Belieben selbst bestimmen. Dazu verfügt unser neuer Freund über Heißluft, die aus Milch auf Knopfdruck Milchschaum zaubert.

Wir suchten also einen geeigneten Platz für „Böhnchen“ und steckten erwartungsvoll den Stecker ein. Wie zu erwarten blinkten alle Lämpchen – und kurze Zeit später schenkte „Böhnchen“ uns den ersten frisch gemahlenen Kaffee. Georgy würde vor Neid erblassen!

„Böhnchen“ blinkte wie wild

In den folgenden Wochen war ich meist die Erste, die nach einem Kaffee verlangte. Demnach war „Böhnchen“ also mein erster Kommunikationspartner. Meist verlangte sie umgehend nach frischen Bohnen, Füllen des Wassertanks oder Leeren des Abfallbehälters. Bald konnte ich sie morgens recht schnell zufrieden stellen. Und mich mit.

Doch der Tag X musste ja kommen: Letzten Montag blinkte „Böhnchen“ wie wild. Ich nahm die Bedienungsanleitung zur Hand und fand eine Erklärung für ihr Problem: Die Innenkassette wollte gereinigt wieder eingesetzt und an einen Spülgang angeschlossen werden. Ahh! Die Innenkassette. Klar, die muss dann wohl im Inneren der Maschine sein. Nur, wie kam ich an das Innere? Meine zwei Mitstreiter vom feierlichen Kaffeemaschinenaufbau waren noch nicht da und mein mangelnder Koffeinspiegel machte mir schon zu schaffen. Ich zog an allen Einbuchtungen, die ich finden konnte. Dabei öffnete sich ein mir bis dahin unbekanntes Türchen und gewährte mir Einblick ins Innere. Doch von hier war nichts zu sehen. Keine Bohne, kein Wassertank und erst recht keine Innenkassette. Ich war sicher: George hätte das Problem galant gelöst und hätte im Handumdrehen eine duftende Tasse Kaffee hergezaubert. Da George aber gerade nicht da war, musste ich mich wohl selbst darum kümmern.

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Ich setzte also einen möglichst intelligenten Blick auf und tat, als hätte ich – statt nur der Bedienungsanleitung – die ganze Lage im Griff. In dem Moment kam Tom (Tim?) herein und wollte sich einen Kaffee aus der Maschine lassen. „Ich muss nur noch schnell die gereinigte Innenkassette einsetzen und einen Spülgang anschließen. Ich sag Dir dann Bescheid!“ Wow, Tom und ich waren beeindruckt von meiner Souveränität.

Ein Blick in die Bedienungsanleitung verriet mir immerhin schon mal, wie diese Innenkassette aussehen sollte. Ich spähte wieder in den neu entdeckten Innenraum und stellte erneut fest, dass sich darin leider nichts als ein schwarzes Loch befand. Physiker wären von dem Fund sicher begeistert gewesen. In dem Moment kam George (Oder Tim? Mein Koffeinspiegel sank gerade in den negativen Bereich...) rein und deutete auf ein schwarzes Ding am Waschbecken: „Falls Du das hier suchst, das haben wir gestern sauber gemacht und zum Trocknen hierhin gestellt!“

„Einfach zu bedienen“ – klar. Wenn andere es nicht auch tun.



Letzte Änderungen: 01.08.2018