Editorial

Drei für Zwei

Erlebnisse einer TA (133)

Annette Tietz


Die TA

Ob man will oder nicht: Es weihnachtet! Überall wird man bombardiert mit unzähligen Rabattaktionen; und da die Vorweihnachtszeit offenbar zu kurz ist, fängt man eben schon vor Advent an, mit Sonderaktionen um sich zu werfen. Zur Sicherheit. So flattern überall gerade Voradvents-Rabattaktionen herein – à la: „Nur vor dem ersten Advent gültig! Seien Sie schneller als andere!“. Darauf folgt dann wahrscheinlich die Advents-Rabattaktion, gefolgt von der Vorweihnachts-Aktion – und ganz zuletzt noch die Last-Minute-Aktion am 24. Dezember.

Dieser Hype hat offensichtlich auch die Laborausrüster-Branche erreicht...

Neulich kam eine sympathische, sehr geschäftige Vertreterin ins Labor geschneit (wie passend): „Haben Sie schon unsere Advents-Aktion gesehen?“ Dabei wedelte sie ganz aufgeregt mit einem Flyer in der Hand. Zwar kam mir der schon irgendwie bekannt vor, ich konnte ihn aber ehrlich gesagt nicht so genau zuordnen.

Virtuelle Weihnachtskugeln

„Den haben wir ganz exklusiv an Sie gemailt“, klärte mich Frau Beckmann direkt auf. Wahrscheinlich hatte sie erkannt, dass in den Nebelschwaden meines geistigen Auges kein Flyer aufblitzte. „Die Drei-für-Zwei-Aktion muss ich Ihnen unbedingt ans Herz legen, was Sie da alles sparen können! Und zusätzlich sammeln Sie auch noch Weihnachtskugeln!“

„Prima“, dachte ich. So gibt‘s gleich etwas Schmuck für unsere Weihnachtsfeier. „Also nicht in echt, Sie wissen schon!“ Augenzwinkern von Frau Beckmann. Ich zwinkerte mal lieber zurück. Schade, also dann kein Schmuck zur Weihnachtsfeier.

Dafür aber wenigstens „Drei für Zwei“. Wovon eigentlich? „Schauen Sie: drei Enzyme für den Preis von zweien, oder drei Polymerasen für den Preis von zweien, oder drei Marker für den Preis von zweien.“ Sie brachte etwas Licht in meine Nebelschwaden. „Und jede Bestellung bringt Ihnen zwei bis drei Weihnachtskugeln. Diese werden bei uns notiert, und Ende Januar bekommen Sie dann Ihre Weihnachtsprämie.“

Bevor ich weiter überlegen konnte, kam mir Frau Beckmann zuvor: „Die Prämie ist dann wieder eine Rabattaktion, die Sie dann zwischen Ende Januar und Ostern einlösen können. Denn dann gibt es ja wieder unsere Osternest-Aktion!“

Ich konnte nicht umhin: „Und an Fasching?“

„Oh, da muss ich Sie enttäuschen. Wir werden keine Faschings-Aktion machen. Aber dafür haben Sie ja jetzt die Gelegenheit, Drei für Zwei zu erwerben.“ Frau Beckmann schaute ganz betrübt. Und mich beschlich ein schlechtes Gewissen.

Da ich die drei Weihnachtskugeln für die Zwei-Enzyme-Aktion (oder so ähnlich?) bisher nur digital hatte, fragte ich, ob sie mir einen Flyer im Labor lassen könne. „Oh, gerne! Schauen Sie, ich habe gleich einen ganzen Stapel. Geben Sie bitte auch welche an Ihre Kollegen weiter und sammeln Sie gemeinsam Weihnachtskugeln!“ Ich bedankte mich und versprach, die Aktion auf jeden Fall mit meinen Kollegen zu teilen.

Als Frau Beckmann unser Labor verlassen hatte, bewaffnete ich mich mit den Flyern und ging zu meinen Kollegen ins Nachbarlabor. „Hat jemand Interesse an der Drei-für-Zwei-Aktion?“ Drei Augenpaare schauten auf mich. Oder waren es drei für zwei? „Wovon bekommen wir denn drei für zwei?“, fragte mich mein Kollege. „Glühwein?... Adventskalender?... Lebkuchen?“ Ich schaute in drei oder zwei erwartungsvolle Gesichter.

In diesem Sinne: Lieber drei statt zwei Packungen für das nächste Jahr. Von allem!



Letzte Änderungen: 08.12.2019