Editorial

Ans Licht gebracht

(16.04.2018) Viele Manuskripte auf Preprint-Servern fristen ein eher schattiges Dasein. Mit dem preLights-Portal der Company of Biologists könnte sich das ändern.
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Bereits im Februar startete das Projekt, bei dem ausgewählte Wissenschaftler Preprints besprechen - oder, um im Bilde zu bleiben, "durchleuchten". Verlegerin Claire Moulton möchte mit dem preLights-Service die Scientific Community dabei unterstützen, die wichtigsten aufkommenden Forschungs­ergebnisse einfacher und effektiver zu finden und zu diskutieren. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Preprints in der Biologie in Zukunft weiter steigen wird. Für die Besprechungen haben wir derzeit 85 Kommentatoren, vorwiegend Nachwuchs­wissenschaftler. Uns ist wichtig, dass sie ihre eigenen Eindrücke zu den Preprint-Artikeln wiedergeben“, erklärt sie.

Die ehrenamtlichen Kommentatoren geben auf preLights eine Zusammenfassung der Artikel und erläutern, warum ihnen diese besonders beachtenswert erscheinen und wie sie das Forschungsfeld voranbringen. Zudem stellen sie Fragen an die Autoren, deren Antworten ebenfalls auf dem Portal nachzulesen sind.

Der Verlag will das Kommentatoren-Team in Zukunft noch erweitern, um weitere Gebiete der Lebenswissenschaften besser abzudecken. Die Kommentatoren sollen etwa einen Artikel pro Monat besprechen.

Editorial
Drei PreLighter berichten

Miriam Liedvogel, Vogelzugexpertin und Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, wurde von einem der Editoren des Journals of Experimental Biology eingeladen, PreLighter zu werden. „Ich wähle Preprints für die Besprechung vor allem danach aus, ob ich sie wissenschaftlich spannend finde“, erläutert die Forscherin.

Andreas van Impel hat von seinem Chef von der Initiative erfahren und sich daraufhin erfolgreich als PreLighter beworben. Er analysiert als Postdoc an der Universität Münster die Bildung und Reifung von Blut- und Lymphgefäßen im Zebrafischmodell. Für van Impel müssen die Preprint-Ergebnisse vor allem überzeugend und signifikant sein, um von ihm besprochen zu werden.

Annika Weimer, die derzeit als Postdoctoral Research Fellow an der Stanford University die Kontrolle der Zellteilung während der Pflanzenentwicklung erforscht, wurde nach Anfrage des Verlags von ihrer Chefin als PreLighter vorgeschlagen. „Ich achte besonders auf die Qualität und Integrität der präsentierten Daten. Bei meinen Besprechungen konzentriere ich mich auf die Pflanzenforschung, da dies meine Expertise ist. Ich möchte auch größeres Interesse für dieses Gebiet wecken und den wissenschaftlichen Dialog anstoßen.“

Mittel zur Qualitätssteigerung

Alle drei Wissenschaftler suchen vor allem auf BioRxiv, einem seit 2013 vom Cold Spring Harbor Laboratory betriebenen Preprint-Server für Biologie, nach Artikeln für ihre Besprechungen. „PreLights macht die besprochenen Artikel einem größeren Kreis von Wissenschaftlern bekannt. Das Format ermöglicht es, über Rückmeldungen und Kommentare sowohl die Autoren einer Studie als auch interessierte Leser miteinzubeziehen“, so Liedvogel. „Dadurch können Autoren schon vor dem Peer Reviewing-Prozess etwaige Unklarheiten oder Schwachstellen im eigenen Manuskript entdecken und vor dem Einreichen bei einem Journal Änderungen und Ergänzungen vornehmen“, fügt van Impel hinzu. Auch der Peer Review-Prozess könne von der öffentlichen Diskussion der Forschungsergebnisse profitieren, indem er die aufgeworfenen Kritikpunkte miteinbeziehe, ergänzt Liedvogel.

„Diese Art von Vorveröffentlichung der eigenen Arbeiten kann auch zu neuen Kollaborationen mit Forschungsgruppen führen, mit denen thematische Überschneidungen existieren oder die mit ihrer jeweiligen Expertise Hilfestellung bieten können, um die präsentierten Daten experimentell zu untermauern“, bemerkt van Impel. „Für Wissenschaftler ist es zudem von Vorteil, über das Medium der Preprints so früh wie möglich von den Ergebnissen anderer Studien zu erfahren, da diese Einfluss auf die Interpretation der eigenen Daten und die Planung eigener Experimente haben können.“

Preprints sind gerade für jüngere Wissenschaftler besonders nützlich, da sie auf diese Weise ihre Forschung schnell veröffentlichen können, was für Bewerbungen und Stipendienanträge von Bedeutung ist. Da Forschung meistens aus Steuergeldern finanziert wird, sollten Ergebnisse auch nicht unnötig zurückgehalten werden“, gibt Weimer zu Bedenken. „Außerdem können Preprints die Veröffentlichung in Fachzeitschriften beschleunigen, indem die Editoren so interessante Manuskripte ausfindig machen und die Autoren direkt kontaktieren können“, erklärt die Forscherin.

Gute Erfahrungen mit Preprints

Weimer und Liedvogel haben, parallel zur Einreichung bei einer Fachzeitschrift, selbst Preprints auf bioRxiv hochgeladen. „Es ist ein gutes Gefühl, die eigene Forschung öffentlich zu machen, sobald das Manuskript geschrieben ist, und unmittelbar Feedback zu bekommen. Es hat mir auch den Druck von den Schultern genommen, während ich auf die Gutachten gewartet habe“, berichtet die Pflanzenexpertin.

Miriam Liedvogel nennt folgende Beweggründe: „Bei einem Manuskript stand der Stolz über ein erfolgreich beendetes Abschlussprojekt im Vordergrund. Zudem wollten wir unsere Ergebnisse sichtbar positionieren und mit der Scientific Community teilen. Ein anderes Manuskript wollten wir schnell bekannt machen, da es einen heiß diskutierten thematischen Fokus hat. Gleichzeitig konnten wir durch den Preprint belegen, dass wir die Ursprungsidee für die Analyse hatten.“

Bettina Dupont



Letzte Änderungen: 16.04.2018