Editorial

Warum heißt Ihre Firma MicroMol, Herr Rudy?

(10.05.2018) Rede und Antwort steht Wolfgang Rudy, Biologe und wissenschaftlicher Leiter beim Karlsruher Auftragsforschungslabor MicroMol.
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MicroMol-CSO Wolfgang Rudy

Laborjournal: Herr Rudy, Sie selbst sind seit 2004 bei Micromol. Das Unternehmen feierte allerdings bereits seinen zwanzigjährigen Geburtstag, besteht also schon länger. Kennen Sie trotzdem die Gründungs­geschichte?

Wolfgang Rudy: Micromol wurde im Jahr 1996 von den Eheleuten Dreusch als Ausgründung der Karlsruher Universität ins Leben gerufen. Die beiden Mikrobiologen Andrea und Andreas Dreusch hatten in Karlsruhe studiert und die Firma quasi direkt nach ihrer Promotion gegründet. Anfangs war Micromol ein stark wissenschafts­orientiertes Auftrags­forschungslabor, mit Schwerpunkten in Mikrobiologie und Lebensmittelanalytik. Später kamen erste Kontakte zur Pharmaindustrie, und damit Zell- und Immunanalytik hinzu.

Anfang des Jahres wurde Micromol von der Tentamus-Gruppe übernommen. Warum?

Rudy: Nach dem Tod des Geschäftsführers Andreas Dreusch im vergangenen Jahr musste und wollte sich das Unternehmen neu ausrichten. Mit der Zeit hatte es eine riesige Anzahl von Technologien implementiert. Ziel war der Fokus auf Kernkompetenzen, die prinzipiell den ursprünglichen Geist der Firma erhalten. Das war dann im Zuge des Übergangs zu Tentamus der Fall, man hat sich auf eine Kernkompetenz geeinigt, die man als biologische Sicherheit beschreiben kann.

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Welche Kernkompetenzen sind das?

Rudy: Dazu gehört zum einen noch immer eine Mikrobiologie, ganz traditionell, die aber nicht mehr so breit gefächert ist wie vorher, sondern mit dem Fokus auf Bakteriophagen-Analytik. Diese ist wichtig für die biologische Sicherheit von Zellbanken und pharmazeutischen Expressionskulturen, sprich von bakteriellen Kulturen, in denen pharmazeutische Produkte hergestellt werden. Der zweite große Bereich ist die biologische Sicherheit von Kosmetika, Medizinprodukten und Pharmazeutika und somit die funktionelle Zell- und Immunanalytik.

Sie betonen auf Ihrer Webseite, dass Sie insbesondere für Kosmetika weg vom Tierexperiment, hin zu in vitro-Modellen möchten. Meinen Sie das mit funktioneller Zellanalytik?

Rudy: Mittlerweile gibt es eine ganze Serie von guten in vitro-Testmethoden, die einfach helfen können, Tierversuche zu vermeiden. Reduktion, Verbesserung und Ersatz von Tierexperimenten gemäß dem 3R-Prinzip, also refine, replace, reduce, ist ein Ansatz, der auch mit dem Tentamus-Slogan Labs for Life einhergeht. Die Reduktion von Tierversuchen hat auch immer mit dem Respekt vor dem Leben zu tun. Im Vordergrund muss natürlich immer die Sicherheit der eigentlichen Substanz sehen. Deshalb sind bei der Testung von Pharmazeutika Tierexperimente nicht komplett zu ersetzen. Aber man kann sie durch geschickte Vorexperimente, beispielsweise in Zellkulturen, zumindest reduzieren.

Sie haben erklärt, warum es zur Firmenneuausrichtung kam. Welche Konsequenzen hatte und hat die Eingliederung in die Tentamus-Gruppe für Micromol?

Rudy: Positive. [lacht] Tentamus ist ein Netzwerk von mittlerweile vierzig Laboren weltweit, die alle sehr stark vernetzt sind. Bekommen wir zum Beispiel eine Anfrage von einem Kunden, die Aspekte umfasst, die wir selbst nicht bearbeiten können, leiten wir sie in die Gruppe weiter. In der Regel findet sich ein Labor, welches diese Fragestellung beantworten kann. Insofern hat das für alle Seiten Vorteile: Wir können unsere Expertise einbringen und gleichzeitig die Fähigkeiten der anderen Labors in der Gruppe nutzen. Wir waren ja auch vorher bereits ein etabliertes Auftrags­forschungslabor, wir waren methodisch breit aufgestellt. Aber im Vergleich zur Tentamus-Gruppe waren wir schon limitiert, mit Tentamus haben wir einfach mehr Möglichkeiten.

Mikrobiologie spielte und spielt auch heute noch eine bedeutende Rolle bei Micromol. Spiegelt sich das auch im Firmennamen wider?

Rudy: Genau, der Name ist eine Mischung aus Mikrobiologie und Molekularbiologie. Das war immer der Grundgedanke der Firma, der zwar immer noch besteht, der aber mittlerweile durch andere Technologien erweitert wurde.

Teil des Firmenlogos ist neben dem Schriftzug Micromol und Ihrem Slogan der Längsschnitt durch ein Nautilus-Gehäuse. Was haben Cephalopoden mit Ihrem Unternehmen zu tun?

Rudy: Das ist eine Reminiszenz an unseren Gründer, Andreas Dreusch, der das Logo auch mitentwickelt hat. Das Nautilus-Gehäuse ist eine hochgeordnete geometrische Struktur, etwas, was auch in biologischen Systemen letztendlich immer wieder entsteht. Unser Slogan The fine art of life science heißt übersetzt nichts anderes als „Die hohe Kunst der Lebenswissenschaften“. Ich denke, auch dieser künstlerische Aspekt ist im Nautilus verborgen.

Die Fragen stellte Sigrid März

Nachtrag: Die Firma MicroMol wird in einem ausführlichen Firmenportrait in der aktuellen Laborjournal-Ausgabe (05/2018) vorgestellt.

    Steckbrief MicroMol

  • Gründung: 1996, vom Mikrobiologen-Ehepaar Andreas und Andrea Dreusch
  • Sitz: Karlsruhe
  • Mitarbeiter: Rund 20
  • Produkt: Auftragsforschung für Pharma- und Lebensmittelindustrie sowie Medizinprodukteentwickler



Letzte Änderungen: 09.05.2018