Editorial

Hohoho!

(20.12.2018) Die Firma S. Claus & Rudolf, mit Sitz im hohen Norden, hat was gegen Weih­nachtsstress. Wir sprachen mit Firmen-Chef W.-Mann.
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Laborjournal: Herr W.-Mann, wie wir gehört haben, hat Ihre Firma S. Claus & Rudolf ein neuartiges Medikament entwickelt. Können Sie uns mehr darüber verraten?

Natürlich! Es handelt sich dabei um ein Antidepressivum. Gerade in der Weihnachts­zeit ist die psychische Belastung vieler Menschen extrem hoch. Sie kennen das doch sicher auch? Draußen ist das Wetter düster und regnerisch, dennoch muss man Geschenke besorgen, sich durch hoffnungs­los überfüllte Weihnachtsmärkte quetschen, unsägliche Musik ertragen – und dabei immer lächeln. Nicht jeder kommt mit dieser Belastung zurecht. In kürzester Zeit treffen hier mehrere Stress-Faktoren aufeinander. Viele Antidepressiva brauchen jedoch eine Weile bis sie wirken, bei unserem tritt die stimmungsaufhellende Wirkung sofort ein. Es gibt auch keine Nebenwirkungen. Patienten sind der Weihnachtszeit sofort wieder gewachsen.

Editorial

Keine Nebenwirkungen, sofortige Wirkung, wie funktioniert das?

Ganz einfach. Wir haben dem Grundgerüst eines Serotonin-Wieder­aufnahme­hemmers eine Hohoho-Domäne verpasst. Wir nennen das Medikament deshalb Serohonin. Die Einzelheiten sind natürlich streng geheim. Ich kann nur so viel verraten: unsere Forschungsabteilung, ich nenne sie immer unsere Wichtelabteilung [hohoho], hat Jahrzehnte an diesem Medikament gearbeitet. In den letzten Jahren haben wir unsere Bemühungen aber noch einmal intensiviert, denn das Medikament scheint immer dringender benötigt zu werden.

Sicherlich haben Sie die Substanz auch klinisch getestet?

Freilich! Noch während der Entwicklungsphase haben unsere Versuchs-Rentiere immer wieder von den Pillen genascht. Ja, sie waren ganz verrückt danach. Diese präklinischen Tests haben gezeigt, dass unsere Substanz gut verträglich und effektiv ist. Die Studien mit menschlichen Probanden fanden dann in der Klinik Himmelpfort statt, koordiniert von unserem geschätzten Freund und Oberarzt Prof. Dr. Niko Laus.

Wie sahen die klinischen Studien denn genau aus?

Wir haben unsere Probanden einem akustischen Stresstest unterzogen.

Was meinen Sie damit?

Wir haben ihnen „Last Christmas“ von Wham vorgespielt. Schon kurz nach der Einnahme der Testsubstanz oder des Placebos zeigten sich signifikante Unterschiede: Die Kontroll­gruppe steckte sich die Finger in die Ohren und fing an, sich auf dem Boden zu wälzen. Die Testgruppe hingegen lächelte, summte die Melodie mit und fing an, Weihnachts­postkarten zu schreiben.

Beeindruckend! Wann soll Serohonin denn zugelassen werden?

Mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur sind wir uns bereits einig, dass besondere Dringlichkeit geboten ist. Eine Zulassung soll so blitzschnell erfolgen wie eine Schlittenfahrt auf Glatteis. Für dieses Jahr ist es aber leider schon zu spät. Da heißt es nun Abwarten und Jagertee trinken.

Ihre Firmengeschichte ist auch recht ungewöhnlich…

Ja, lange, lange Zeit bin ich mit Herrn Rudolf gemeinsam durch die Welt gezogen. Eines Abends, wir steckten gerade in einem Schneesturm fest, kam uns die Idee, die Menschen glücklich machen zu wollen. Zuerst konzentrierten wir uns auf biotechnologisch hergestellte Süßigkeiten. Das kam allerdings nicht so gut an. Dann ging Herrn Rudolf ein (rotes) Lichtlein auf.

Wie finanzieren Sie eigentlich Ihre Forschung?

Da setzen wir ganz auf unsere himmlischen Kontakte, die Business Angels.

Das Marktpotenzial ist enorm…

Ja, jeder Zweite, so unsere Statistik, ist betroffen. Wir testen auch momentan die Wirksam­keit zu anderen Festtagen wie Ostern. Allerdings müssen wir dafür wahrscheinlich die Hohoho-Domäne gegen eine Eieiei-Domäne austauschen. Wir arbeiten da eng mit unserem Partner Dr. O.-Hase zusammen.

Wir sagen „Danke“ für das Gespräch und wünschen ein Frohes Fest!

P.S. Die Firma S. Claus & Rudolf gibt es natürlich nicht.



Letzte Änderungen: 20.12.2018