Editorial

Die Katalog-Bewerbung

(16.09.2019) Bewerbungsschreiben sind oft lang und dröge. Unsere (andere) TA hat sich eine kürzere, präzisere und kreativere Variante ausgedacht. Vielleicht klappt‘s ja.
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Meine letzte Bewerbung ist schon eine Weile her. Allerdings gibt es regelmäßig Kollegen, die den Sprung in den Arbeitsmarkt tun wollen. Da schnappt man mitunter Dis­kussionen über die bestmögliche Gestaltung eines erfolg­verspre­chenden Bewer­bungs­anschreibens auf.

Da freie Stellen mitunter hart umkämpft sind, muss man sich etwas einfallen lassen, um in der Masse der Bewerber aufzufallen. Positiv, wenn möglich. Doch wie macht man das? Einerseits will man sich in einem möglichst guten Licht präsentieren, andererseits auch nicht prahlen oder den Personalchef mit einem zweiseitigen Anschreiben vergraulen. Überhaupt sind Bewer­bungsan­schreiben ja heutzutage angeblich sowieso obsolet.

Editorial

Als ich neulich in einem Katalog für Laborbedarf blätterte, formte sich eine Idee in meinem Kopf, woraufhin ich sämtliche in den folgenden Monaten eintreffenden Kataloge noch sorg­fältiger als sonst studierte, und nach kurzer Zeit war meine Idee realisiert: Die Katalog-Bewerbung. Anstatt in epischer Breite seine beruflichen Fähig­keiten auszubreiten, präsentiert der Bewerber seine größten Vorzüge darin in geraffter Form. Kein Personalchef hat viel Zeit.

Sehr geehrte Damen und Herren,
für die von Ihnen ausgeschriebene Stelle einer Technischen Assistentin bin ich bestmöglich qualifiziert, denn ich bin/verfüge über:

- Passend zu allen gängigen Kollegen
- Vielseitig einsetzbar
- Datenprotokollierfunktion
- Kabellos einsetzbar
- Doppelter Standfuß
- Zweiarmiges Modell
- Zweisprachige Funktion
- Integrierte Speichereinheit
- Vielzahl von Bewegungsmustern
- Vollständig hygienisches Design, selbstreinigend
- Hohes und breites Wirkungsplateau
- Temperaturbeständig bis 32°C
- Geringer Geräuschlevel
- Zahlreiche vorinstallierte Anwendungen
- Automatische Temperaturkompensation
- Kostenlose Vorstellung auf Anfrage
- Technische Daten, Echtzeitbild und weitere Informationen auf Anfrage

Mit freundlichen Grüßen…

Mit diese Form der Anpreisung Ihrer persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften stechen Sie garantiert aus jedem Stapel mit Bewerbungen heraus und offenbaren zugleich Ihr kreatives Potential. In einer Zeit, in der eine schlichte „Umleitung“ plötzlich zu einer „alternativen Streckenführung“ mutiert, dürfte das Konzept der Katalog-Bewerbung recht vielversprechend sein. Möglicherweise funktioniert es sogar berufsübergreifend. Der Schweißer ist hart wie Stahl etc.

P.S. Falls das wirklich mal jemand mit Erfolg ausprobiert, wäre ich für eine kurze Nachricht dankbar.

P.P.S. Für etwaige Ablehnungen übernehme ich keine Verantwortung.

Maike Ruprecht


Drei Laborkolumnen und weitere Texte der Autorin von außerhalb des Laborlebens finden Sie nun auch in Buchform und zwar hier.





Letzte Änderungen: 16.09.2019