Editorial

Papstwunder an Regensburger Universität!

Parallel zum Besuch Benedikts des Sechzehnten in Deutschland berichten lokale Medien von einem echten Wunder, das sich in Regensburg ereignet habe. Ein Laborjournal-Reporter befindet sich seit kurzem vor Ort.

(11.09.2006) Unter gewaltigem Medieninteresse reist Papst Benedikt XVI. derzeit durch Deutschland. Nach München, Altötting und Marktl am Inn wird er Montagabend mit dem Hubschrauber in Regensburg landen. An der dortigen Universität war er unter dem Namen Josef Ratzinger zwischen 1969 und 1977 Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte sowie von 1976 bis 1977 Vizepräsident. Auch wenn sich damals manch Theologiestudent über den fortschrittlichen und liberalen Kurs des später zum Hardliner und "scharfen Hund" konvertierten Kirchenfürsten gewundert haben mag - von gewirkten Wundern ist aus dieser Zeit nichts überliefert. Doch nun, kaum ein Jahr nach seiner Papstwerdung, hat sich ebendort eine wundersame Geschichte zugetragen.

Hochinnovative Betonbauweise

Die Regensburger Universität, gegründet 1962, hat ihren Lehrbetrieb im Wintersemester 1967/68 aufgenommen. Der heutige Papst und damalige Gründungsprofessor Ratzinger meint dazu:

"Es war dann in der Tat etwas Schönes und mitunter Aufregendes, diese Universität, in der es ja auch die ideologischen Wirrnisse, die ganzen Situationen besonderer Art des Umbruchs nach 1968 gab, ein wenig aufzubauen. Wir fingen mit einem Sammelgebäude an und allmählich wuchs dann der Universitätscampus." (Rede am 21.06.2006, Quelle: Radio Vatikan)

Sämtliche Gebäude der Universität Regensburg wurden damals in hochinnovativer Betonbauweise errichtet, was bedeutet, dass diese drei Jahrzehnte später an allen Ecken und Enden bröckeln. Nach Regenfällen plätschern Wassermassen durch die löchrigen Flachdächer in die aufgestellten Eimer, manche Gebäudeteile und Treppen sind wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt, und überall bröselt der Beton von rostigen Stahlträgern. Eine auf dem Campus kursierende Anekdote besagt, dass der Rektor einmal beinahe von einem Betonbrocken erschlagen worden wäre. Heute stünde dieser zur Erinnerung auf seinem Schreibtisch.

Fertigsaniert bis zum Jahr 2100

Ebenfalls im Büro des Rektors liegt eine Kostenschätzung des Universitätsbauamtes aus dem Jahr 2001. Diese besagt, dass eine Komplettsanierung der Universität etwa 740 Millionen Mark (umgerechnet 377 Millionen Euro) kosten würde. Zur Verfügung stehen derzeit etwa 3-4 Millionen Euro jährlich. Das bedeutet: Die Universität Regensburg ist bis zum Jahr 2100 komplett wiederhergestellt.*

An vielen anderen deutschen Universitäten, etwa den naturwissenschaftlichen Betonburgen der Universität Heidelberg im Neuenheimer Feld oder auf dem Campus der Gutenberg-Universität Mainz, bröselt es bei ähnlicher Finanzkraft ganz ähnlich. Die Fassaden sind dreckig verfärbt, Schimmelpilze und Algen haben sich eingenistet, vom korrodierten Stahl rinnen Rosttränen zu Boden. Doch Regensburg hat einen gewaltigen Vorteil: Am 12. September um 17 Uhr spricht der ehemalige Professor Ratzinger, neuerdings Papst, im örtlichen Audimax. Bereits vorab sprachen örtliche Medien von einem Wunder.

Lahme gehen, Blinde sehen - und kaputte Fassaden werden strahlend weiß

Laborjournal scheute weder Kosten noch Mühen und schickte einen Reporter vor Ort. Der begab sich auf den Campus und entdeckte tatsächlich Wundersames: Frisch gestrichene Fassaden just auf dem Versammlungsplatz vor dem Audimax, wo am morgigen Dienstagnachmittag der Papst sprechen wird. Wie man auf dem Foto des Laborjournal-Reporters erkennt, ist die weißgrau-wundbedeckende Betonfarbe sogar ausschließlich dort entstanden, wohin sich der Blick des Papstes erstrecken wird (rechter Bildteil). An den Rückseiten der dreiseitig bepinselten Betonpfeiler prangt wie zuvor schimmelschwärzlicher Bröselbeton, ebenso auf den im päpstlichen Blickschatten stehenden Gebäuden (linker Bildteil).

Kein anderes der zahlreichen weiteren Universitätsgebäude hat etwas von diesem Wunder abbekommen. Dabei wäre ein solches dringend nötig, wie man am eingeklinken Foto (rechts unten) unschwer erkennen kann: Über die dort abgebildeten Treppenreste klettern täglich unter Lebensgefahr die wackeren Mitarbeiter des Lehrstuhls für Biochemie I sowie die Mitarbeiter angrenzender Lehrstühle, um am Sexpheromon-System der Kugelalge Volvox oder der Stickstofffixierung in Cyanobakterien zu forschen. Sehr viele Gebäude sehen so oder ähnlich aus.

Unverständlich: "Experten" und Offizielle bezweifeln Glaubwürdigkeit des Papstwunders

Die offiziellen Stellen der Universität Regensburg scheinen vom wundersamen Geist des Papstbesuches ebenfalls noch nicht erfasst zu sein. Nüchtern-sachlich wiegeln diese ab und widersprechen jeglicher mystizistischen Deutung der universitären Fassadenerblühung. Beispielsweise befragte der Laborjournal-Reporter am Freitag den Uni-Kanzler Christian Blohmeyer zum offensichtlichen Papstwunder von Regensburg. Der sprach ganz profan von einer "baulichen Routinemaßnahme", die mit dem Papstbesuch wenig zu tun habe. Es würde nicht nur gestrichen, sondern auch saniert, und die Maßnahme sei bereits beschlossen worden, als der Papstbesuch in Bayern bzw. Regensburg noch gar nicht bekannt gewesen sei. Allein ein "glückliches Zusammentreffen" von Besuch und Sanierung wollte er einräumen. Von einem Wunder jedoch könne man nicht sprechen, was seine Fassadenexperten am Universitätsbauamt gerne bestätigen könnten.

Doch offensichtlich säkular geprägte Äußerungen wie diese konnten den Laborjournal-Reporter natürlich nicht hinters Licht führen. Zu offensichtlich deutet alles, was er vor dem Regensburger Audimax mit eigenen Augen sah, auf ein echtes Wunder hin.

Winfried Köppelle

*Anmerkung: Laut Uni-Kanzler Blohmeyer haben die derzeit betriebenen Sanierungsmaßnahmen eine Haltbarkeit von etwa 15 Jahren [ansonsten würde es wohl noch teurer; die Red.]. Danach ist eine erneute Sanierung fällig. Um den für das Erreichen der Komplettsanierung errechneten Zeitpunkt im Jahr 2100 einhalten zu können, ist also ein weiteres, ziemlich großes Wunder nötig. (wk)



Letzte Änderungen: 13.09.2006