Editorial

Was machen Sie gerade? (1)

Das Überraschungsinterview, das nie stattgefunden hat – aber genau so hätte stattfinden können. Heute: Professor G. Rins, Biochemisches Institut Universität Schalkstadt.

(03.05.2007) LJ: Hallo, Herr Professor Rins! Hoppla, etwas scheint Sie ja gerade ganz besonders zu amüsieren?

Rins: Ja. Ich habe gerade ein unglaublich schlechtes Paper gelesen!

LJ: Ah ja? Aber: Ist das nicht eher ein Grund zum Traurig sein?

Rins: Sicher. Stimmt schon, aber....

LJ: Aber?

Rins: Mir ist gerade eingefallen, dass ich den Seniorautor vor Jahren mal auf einer Konferenz erlebt habe.

LJ: Und die Erinnerung amüsiert Sie gerade?

Rins: Ja.

LJ: Erzählen Sie uns, was damals war?

Rins: Also gut. Wir saßen beide in demselben Vortrag. Ich weiß gar nicht mehr, worüber der ging – und ob er gut war oder schlecht. Jedenfalls stand dieser Kerl am Ende auf und tat so, als wolle er eine Frage stellen. Was er dann wirklich machte, war, seine neuesten Ergebnisse zu referieren. Typischer Fall von Aufmerksamkeit heischen. Er erzählte also, er hätte irgendwelche Zellen isoliert, dies und jenes beobachtet, woraufhin er X getestet und Y daraus geschlossen hätte, blah blah blah....

LJ: Und was amüsiert Sie daran so?

Rins: Na ja, als er dann nach etwa drei Minuten endlich fertig war, merkte er plötzlich, dass er der Rednerin ja eigentlich eine Frage stellen sollte. Also stammelte er: "Äähh ja, vielleicht wollen Sie das ja kurz kommentieren?"

LJ: Und dann?

Rins: Ich weiß nicht mehr, was die Rednerin dann antwortete. Darum ging es auch nicht, das war nicht das Lustige.

LJ: Was denn?

Rins: Der Typ hatte so ein bescheuertes Werbe-T-Shirt an, in dem er während des gesamten Meetings rumgelaufen ist. Vorne stand ganz fett drauf "I like it hot", und unten links dann kleiner "Taq-Polymerase from Bio-irgendwas"

LJ: Scheint, als hat er seine Aufmerksamkeit bekommen.

Rins: Aber sicher nicht die Art Aufmerksamkeit, die er wollte. Immer wenn er irgendwo aufkreuzte, konnte man sehen, wie irgendjemand in der Nähe seinen Nachbarn zuraunte: "Seht ihr den Typ mit dem "I like it hot"-T-Shirt? Bleibt weg von dem!" Am Ende war er der Running Gag des Meetings. Und ich glaube, er weiß es bis heute nicht....

LJ: Herr Professor Rins, vielen Dank für die nette Geschichte.





Letzte Änderungen: 03.05.2007