Editorial

Harvard Fakultät macht Open Access zur Regel

Veröffentlichungen der Fakultät der Künste und Wissenschaften in Harvard sollen weltweit frei zugänglich sein, der Autor, das Copyright behalten. Da sich Havard damit auf Kollisionskurs mit den Regelungen von Verlagszeitschriften befindet, gibt es eine Ausstiegsmöglichkeit aus der Open-Access-Verpflichtung

(29.2.2008) Open Access ist bei zukünftigen Veröffentlichungen die Regel - dies beschlossen hunderte von Professoren einhellig diesen Monat in einer Sitzung der Fakultät der Künste und Wissenschaften der Universität Harvard. Die Fakultät will die "endgültige Version" zukünftiger Veröffentlichungen ihrer Angehörigen in einem eigenen Repositorium speichern und weltweit frei zugänglich zu machen - unter Lizenz der Universität. Was unter "endgültiger Version" zu verstehen ist, bedarf noch der Klärung. Autoren, die die Open-Access-Option nutzen, behalten das Copyright an ihren Artikeln. Damit befindet sich Harvard auf Kollisionskurs mit den Regelungen von Verlagszeitschriften. Diese erlauben Autoren zwar häufig die Verbreitung vorläufiger Artikelversionen - teilweise allerdings erst nach einer Sperrfrist. Zudem fordern Verlagszeitschriften vom Autor die Übertragung des Copyright oder der exklusiven Publikationslizenz. Um Autoren zu ermöglichen, weiterhin in Verlagszeitschriften zu veröffentlichen, besteht die Möglichkeit, von der Open-Access-Verpflichtung zurückzutreten.

Allan Adler, ein Vertreter der Vereinigung amerikanischer Verlage, befürchtet eine geringere Qualität wissenschaftlicher Publikationen, falls das Peer Review System bei Veröffentlichung durch Universitäten selbst umgangen werden sollte. Allerdings hat auch dieses seine Tücken, wie wir alle wissen: meist sind Peer Reviewer anonym, nicht immer sind sie konstruktiv oder unvoreingenommen. Jedoch könnte eine Umgehung des Peer Reviewing das Problem der Mehrfachpublikationen verstärken. Falls Open Access sich durchsetzen sollte, bedeutet dies auch eine Umverteilung der Publikationskosten von den Bibliotheken auf die Autoren. Diese Kosten könnten durch unabhängige Autoren ohne institutionelle Zugehörigkeit oder Funding nicht aufgebracht werden. Letzere profitieren allerdings von der freien Zugänglichkeit ihres Recherchematerials.

Der Direktor der Universitätsbibliothek von Harvard, Robert Darnton, findet es unverständlich, dass Wissenschaftler die Produkte ihrer Arbeit in publizierter Form zu hohen Preisen zurückkaufen müssen. Die Abonnementpreise für wissenschaftliche Zeitschriften können für Institutionen mehr als 20000 US Dollar pro Jahr und Zeitschrift betragen. Allerdings hatten offen zugängliche Repositorien an anderen Universitäten in den USA bisher nur wenig Zuspruch - das soll sich mit dem Harvard Repositorium jetzt ändern. Bettina Dupont Quellen:

http://www.fas.harvard.edu/...

http://www.boston.com/...

http://network.nature.com/...

http://www.thecrimson.com/...

http://open-access.net/de/...



Letzte Änderungen: 04.08.2008