Editorial

Wo Postdoc-Träume wahr werden könnten

The Scientist fragte Postdocs, was sie von ihren Instituten halten

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(3. April 2012) Als Postdoc nach Amerika? Oder lieber in Europa bleiben? An welches Institut? Um herauszufinden, wo es sich am besten forschen und leben lässt, fragte das Magazin The Scientist bei Postdocs nach, wie sie die Bedingungen rund um ihr Dasein an der momentanen Stelle einschätzten. Demnach sind laut The Scientist die Postdocs an der Lissabonner Champalimaud Foundation und am Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge die zufriedensten.

Nimmt Ihr Chef sich genügend Zeit mit Ihnen Ihre Experimente zu besprechen? Haben Sie an Ihrem Institut alle Geräte, die sie brauchen? Ist die Bezahlung anständig? Ende letzten Jahres bat The Scientist ausgewählte Leser und registierte Nutzer per Email diese und andere Aussagen aus neun verschiedenen Sparten zu bewerten. Außerdem stand der Fragebogen auf der Website des Magazins. Von Karrieremöglichkeiten über Förderung bis Kommunikation konnten Postdocs ihre Lage einschätzen; 1.521 lieferten auswertbare Antworten. Dabei waren vierzig Prozent der Befragten schon „alte Hasen“, sie hatten bereits mindestens drei Jahre lang Postdoc-Erfahrung gesammelt, fünfzehn Prozent hatten ihre Stelle schon fünf Jahre. Ohnehin würden laut The Scientist die Postdoc-Zeiten immer länger, die Postdocs aber auch immer zufriedener. Das führte das Magazin unter anderem darauf zurück, dass Institute immer bessere Bedingungen rund um ihre Stellen bieten.

The Scientist nahm in die Liste alle Institute auf, die mindestens fünf Bewertungen bekommen hatten, insgesamt 45 US-Institute und separat 10 internationale. Die fünf besten Institute außerhalb der USA liegen alle in Europa: Platz 1 belegt die Champalimaud Foundation in Lissabon, ein biomedizinisches Institut, an dem vor allem an Neurowissenschaften, Krebs und Augenheilkunde geforscht wird. Am dortigen, erst zwei Jahre alten, Champalimaud Centre for the Unknown, einem Zentrum für translationale Medizin, arbeiten besonders viele junge Postdocs und Gruppenleiter. Pluspunkte sind laut The Scientist-Umfrage die Fortbildungsangebote für die insgesamt 52 Champalimaud-Postdocs, ein eigenes Postdoc-Büro und eine gute Krankenversicherung.

Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Wiener Einrichtungen: Am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) forscht man an Stammzellen, Zellteilung und -bewegung und verschiedenen Krankheiten wie Osteoporose oder Krebs. IMBA-Postdocs, derzeit 30 an der Zahl, können sich über besondere Unterstützung beim Umzug und bei der Kinderbetreuung freuen. Das drittplatzierte Forschungszentrum für Molekulare Medizin (Center for Molecular Medicine, CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) betreibt Grundlagenforschung und translationale Foschung an Krebs, Immunkrankheiten und Entzündungsprozessen. Pluspunkt für die 22 Postdocs ist eine jährliche Statusbesprechung, dazu kommen verschiedene Sozialleistungen.

Die viert- und fünftplatzierten Institute liegen in der Schweiz. Hier locken unter den fünf genannten die höchsten Gehälter für Postdocs, jeweils bis zu 84.000 Schweizer Franken pro Jahr (knapp 70.000 Euro). Das Basler Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI) ist Teil der Novartis Research Foundation und bietet für seine 98 Postdocs zum Beispiel Fortbildungen bei dem Pharmakonzern und eine Postdoc-Vereinigung an. Ansonsten gibt es hier Grundlagenforschung rund um das Zellwachstum, Epigenetik oder Neurobiologie. Die fünftplatzierten Novartis Institutes for Biomedical Research (NIBR) sind verteilt auf die drei Standorte Horsham (UK), Basel und Shanghai. Die meisten der 64 NIBR-Postdocs betreiben Pharmaforschung in Basel, sechs beziehungsweise acht forschen derzeit in Horsham und Shanghai, wo sie allerdings deutlich niedriger bezahlt werden. NIBR-Postdocs können je nach Standort von verschiedenen Sozialleistungen, Wohnmöglichkeiten oder Weiterbildungsprogrammen profitieren.

Auch, wenn die Umfrage nicht besonders aussagekräftig ist – die Stichproben waren klein und die Befragten wurden von The Scientist selbst ausgewählt und angeschrieben – kann man anhand des Fragebogens trotzdem einmal überprüfen, wie zufrieden man als Postdoc an seinem eigenen Institut ist.


Valérie Labonté
Bild: jock+scott / photocase.com



Letzte Änderungen: 13.04.2012
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