Editorial

Klein, aber fein
Boehringer Ingelheim Fonds (BIF)

Ralf Schreck, Laborjournal 12/2020


(08.12.2020) Seit fast vierzig Jahren unterstützt der Boehringer Ingelheim Fonds (BIF) den wissenschaftlichen Nachwuchs in der biomedizinischen Grundlagenforschung. Die gemeinnützige Stiftung fokussiert dabei auf Stipendien für Promovierende und angehende Mediziner, ebenso vergibt sie Reisebeihilfen und veranstaltet die internationalen Titisee-Konferenzen. Prüfen Sie selbst, ob und wie Sie vom Fonds profitieren können...

Der Boehringer Ingelheim Fonds (BIF) wurde im Jahr 1983 ins Leben gerufen. Zu einer Zeit also, in der man sich deutlich weniger Gedanken über die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses machte als heute und noch keine Promotionskollegs und Graduiertenschulen wie Pilze aus dem Boden schossen. Die Förderung zielte anfänglich neben Promovierenden auch auf Postdocs, jedoch wurden die Postdoc-Stipendien Mitte der 1990er-Jahre aufgrund der insgesamt sehr hohen Antragszahlen eingestellt.

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... An diesem Logo erkennt man ihn.

Das Fördervolumen der Stiftung hat seit Aufnahme ihrer Tätigkeit stark zugenommen: Während im ersten Stiftungsjahr ganze vier Stipendien vergeben wurden, beträgt der jährliche Etat der Stiftung zwischenzeitlich knapp 5 Millionen Euro. Diese werden seit 2010 von der Boehringer Ingelheim Stiftung, einer weiteren unabhängigen und gemeinnützigen Boehringer-Stiftung, zur Verfügung gestellt.

Hohe Zufriedenheit der Geförderten

In Evaluierungen erhält der BIF regelmäßig Bestnoten: Zuletzt 2018 durch das „Centrum für soziale Investitionen und Innovationen“ der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das acht Stiftungen – darunter auch Thyssen-, Volkswagen- und Wilhelm-Sander-Stiftung – miteinander verglich. Der Fonds wurde hierbei in nahezu allen Bewertungskategorien von aktuell oder ehemalig Geförderten als überdurchschnittlich eingestuft. Verbesserungsbedarf wurde hinsichtlich inhaltlicher Rückmeldung an abgelehnte Antragsteller oder der Digitalisierung der Antragstellung angemerkt. Die Stiftung hat die Punkte umgehend adressiert und sowohl das inhaltliche Feedback auf abgelehnte Anträge erweitert wie auch die Antragstellung komplett digitalisiert.

Zum guten Verhältnis der Stipendiaten zur Stiftung trägt maßgeblich auch deren intensive persönliche Betreuung bei, die von vielen als Alleinstellungsmerkmal wahrgenommen und geschätzt wird. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie besteht hier hoher Bedarf. Die Stiftung bemüht sich dabei sehr, individuelle Lösungen zu finden. Dazu gehören zum Beispiel Laufzeitverlängerungen von Stipendien, eigens entwickelte virtuelle Angebote anstelle von Präsenzveranstaltungen – oder ein flexibler Umgang mit bereits ausgesprochenen Förderungen von Reisebeihilfen, auch bei Abbruch oder längerer Verschiebung.

Zielgruppe „Top 5 Prozent“

Mit einem gesunden Selbstverständnis lobt man sich beim BIF auch gerne selbst. Regelmäßig werden im halbjährlich erscheinenden BIF-Journal FUTURA sowie auf den Internetseiten der Stiftung über Berufungen, ERC Grants oder Wissenschaftspreise berichtet. Auch wenn es bisher noch keinen Nobelpreisträger gibt, so sind knapp ein Viertel der 1.500 BIF-Alumni zwischenzeitlich Inhaber einer Professur oder unabhängige Gruppenleiter in einer Forschungseinrichtung.

Verwunderlich ist die hohe Anzahl erfolgreich verlaufender Wissenschaftlerkarrieren jedoch kaum, wenn man bedenkt, dass der Anspruch der Stiftung ist, Nachwuchswissenschaftler aus den „Top 5 Prozent“ zu fördern. Mit einer erfolgreich abgeschlossenen Promotion in einem internationalen Spitzenlabor ist eine mehr als gute Ausgangsbasis gelegt. Stipendiaten und Alumni können in der BIF-Datenbank „Where to find Whom“ nach Gleichgesinnten oder Schwergewichten suchen, die das berufliche Weiterkommen unterstützen, und sich über das BIF-Portal „Klatschmail“ austauschen.

Organe des Fonds sind das Kuratorium, der Vorstand und die Geschäftsführung. Das Kuratorium setzt sich zusammen aus sechs Wissenschaftlern, einem Vertreter der Stifter sowie, als ständigem Gast, einem Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Kuratoren arbeiten ehrenamtlich, entscheiden in Grundsatzfragen und wählen die Stipendiaten aus. Der Vorstand aus drei Kuratoriumsmitgliedern führt die laufenden Geschäfte und hat dazu eine Geschäftsführung bestellt. In der Geschäftsstelle der Stiftung in Mainz arbeiten derzeit inklusive Büroassistenz neun Mitarbeiter unter Leitung von Claudia Walther.

Rund drei Viertel seiner Fördermittel stellt der Fonds für PhD-Stipendien zur Verfügung. Diese sind nur schwer zu bekommen, was zum hohen Renommee der Stiftung beiträgt: Pro Jahr werden nur etwa 45 neue Stipendien unter den rund 600 Antragstellern vergeben. Aktuell sind 110 Stipendiaten in der laufenden Förderung. Davon kommen um die sechzig Prozent aus dem Ausland.

Die Stiftung vergibt „weltweit Stipendien an herausragende Nachwuchswissenschaftler für ambitionierte naturwissenschaftliche Doktorarbeiten in der biomedizinischen Grundlagenforschung, die in international ausgewiesenen Laboren durchgeführt werden.“ Damit sind die drei wichtigsten Bewertungskriterien des schriftlichen Antrags bereits genannt: die Qualität von Antragsteller, Promotionsprojekt und aufnehmendem Labor. „Weltweit“ bedeutet freie Ortswahl für Europäer, während Nicht-Europäer in Europa forschen müssen. Europa nach den Kriterien des Fonds schließt dabei die Staaten der früheren Sowjetunion als auch das Vereinigte Königreich sowie die Türkei und Israel mit ein.

Gefördert wird mit einem monatlichen Stipendium. Pro Jahr gibt es drei Einreichfristen: 1. Februar, 1. Juni und 1. Oktober. Angetreten werden muss das Stipendium dann spätestens sechs Monate nach Zusage. Weitere Voraussetzung ist, dass die Aushändigung des Abiturzeugnisses oder ein Studieneingangstest bei Antragstellung nicht länger als acht Jahre zurückliegen. Langzeitstudierende und Spätstarter müssen sich folglich nach einer anderen Fördermöglichkeit umsehen. Ebenso vergibt die Stiftung pro Einreichungsfrist nur ein Stipendium pro aufnehmendes Gastlabor.

Über den Antrag zum Interview

Doch wie geht es nach dem Eingang des Antrags bei der Stiftung weiter? Zunächst erfolgt eine Prüfung nach formalen Kriterien, darauf eine interne Begutachtung durch zwei wissenschaftliche Mitglieder des Kuratoriums. Diesem gehören unter anderem Jan-Michael Peters vom Institut für Molekulare Pathologie in Wien und eine Reihe von Max-Planck-Direktoren an, wie etwa Thomas Braun vom MPI für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim sowie Reinhard Jahn und Marina Rodnina vom MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen. In einer gemeinsamen Sitzung des Kuratoriums werden die Anträge anschließend diskutiert und priorisiert. Knapp drei Viertel aller Anträge werden auf dieser Stufe bereits aussortiert. Der Rest geht jeweils an einen externen Gutachter, der dem Antragsthema inhaltlich nahesteht.

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Männer mit Brille, Frauen ohne – Gezeichnete Stipendiatinnen und Stipendiaten auf der Webseite des Boehringer Ingelheim Fonds (BIF)

Mit Antragstellern, die diese erste Hürde genommen haben, führt ein Mitglied der BIF-Geschäftsstelle anschließend ein Interview durch. Hier gilt es auch Dinge zu ergründen, die sich nicht direkt aus dem geschriebenen Lebenslauf mit den meist sehr guten Noten erschließen: Stimmen Motivation und ist eine gewisse wissenschaftliche Selbstständigkeit feststellbar, sodass der Glanz des Fonds auch im Ausland strahlen wird? Wiederum zwei Mitglieder des Kuratoriums machen sich dann ein Gesamtbild über den Antrag, das fachliche Gutachten und das Interviewprotokoll – bevor in einer Kuratoriumssitzung final entschieden wird. Sicherlich nicht einfach, wenn jedes Kuratoriumsmitglied nur ein bis zwei Favoriten pro Runde durchbringen kann. Der ganze Begutachtungsprozess dauert bis zu fünf Monaten.

Stipendium oder Anstellung?

An dieser Stelle zunächst ein allgemeiner Einschub zum Thema „Stipendien“: Gerade hat die Junge Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalakademie Leopoldina in einer Stellungnahme den Tarifvertrag Promotion gefordert. Die mit Stipendien einhergehenden Nachteile in der Sozial- und Rentenversicherung sowie einer häufig geringeren Bezahlung wurden als nicht mehr zeitgemäß eingestuft und das Ende der ungleichen Behandlung von Promovierenden gefordert. Diese Sachverhalte sind nicht neu und wurden bereits im Jahr 1980 durch den Wissenschaftsrat in seiner Empfehlung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Drs. 4526-80) angemerkt. Hier sah man darüber hinaus das Risiko, dass Stipendiaten an Hochschulen aufgrund ihrer Sonderstellung zu Außenseitern werden und dadurch im Vergleich zu einem Beschäftigungsverhältnis weniger Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch im Hochschulumfeld entstehen. Die Junge Akademie sieht hier als Lösung eine Anstellung im Vollzeitverhältnis, deren Länge sich an den im jeweiligen Fach typischen Promotionszeiten orientiert. Von den Verfechtern von Stipendien werden hingegen die damit verbundene Auszeichnung und die Unabhängigkeit des Stipendiaten ins Feld geführt, die nicht selten jedoch nur auf dem Papier besteht.

Wie wird das beim BIF gehandhabt? Die Stiftung überweist den Stipendiaten ein monatliches Stipendium. Dessen Höhe ist länderabhängig und beinhaltet eine kleinere Pauschale für projektbezogene Kosten von 150 Euro, die man aber auch in Wanderschuhe für das nächste BIF-Treffen investieren kann.

Aktuell gibt es monatlich 2.000 Euro bei einer inländischen Promotion, 2.450 Euro bei einem Aufenthalt im Vereinigten Königreich oder knapp 3.000 Euro, wenn das Gastlabor in den USA liegt. Im Falle einer Promotion in Deutschland entspricht das Stipendium nach Abzug von Pauschale und Krankenversicherung in etwa dem Nettogehalt einer 60%-E13-Stelle nach Angestelltentarif TV-L. Das löst zwar keine Freudensprünge aus, ist aber für die meisten Stipendiaten so in Ordnung. Dazu kommen weitere monatliche Zuschüsse für Kinderbetreuung mit bis zu 500 Euro bei Kindern unter 13 Jahren oder ein Ehegattengeld von 200 Euro, wenn der Partner nicht mehr als 400 Euro im Monat verdient.

In Ländern mit Steuerpflicht für Stipendien wie Österreich oder der Schweiz ermöglicht der BIF eine Anstellung als Doktorand beziehungsweise wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das Stipendium wird dann direkt an die Gastinstitution überwiesen, die zusätzlich noch Steuern und Arbeitgeberanteile spendieren muss. Nebentätigkeiten von bis zu fünf Stunden pro Woche sind erlaubt, wenn diese nicht im direkten Zusammenhang mit der Doktorarbeit stehen.

Gefördert wird zunächst über zwei Jahre mit Verlängerungsoption um maximal weitere 18 Monate. Das ergibt viel Sinn und ist gegenüber anderen Förderern ein Alleinstellungsmerkmal: Denn auch heute noch wird eine Promotion zumeist nicht innerhalb von drei Jahren komplett abgeschlossen. Hat der Antragsteller schon mit der Doktorarbeit im Gastlabor begonnen, wird das Stipendium um diese Zeit gekürzt. Ebenso sollte man nicht länger erkranken, da die Auszahlung des Stipendiums nach zwei Monaten bis zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit eingestellt wird. Um etwaige Promotionsgebühren und die An- und Abfahrt muss man sich selbst kümmern, da hier der BIF nicht einspringt.

Nicht nur Bares ist Wahres

Renommee und Geld stimmen also beim BIF. Hinzu kommt die bereits erwähnte intensive Betreuung der Stipendiaten. Doch was gibt es für Doktoranden sonst noch zu holen? Weitere finanzielle Unterstützung gibt es etwa für aktive Beiträge auf wissenschaftlichen Tagungen, die Teilnahme an Methoden-Workshops oder für experimentelle Arbeiten außerhalb des Gastlabors. Auf jährlich stattfindenden Seminaren im österreichischen Kleinwalsertal stellen Stipendiaten aus der laufenden Förderung den aktuellen Stand ihrer Promotionsprojekte vor. Hier wird zum gegenseitigen Kennenlernen auch gewandert. Geförderte in den Vereinigten Staaten treffen sich im zweijährigen Rhythmus im Marine Biology Lab von Woods Hole in der Nähe von Boston. Ebenso im Angebot ist ein fünftägiger Intensivkurs zum Kommunikationstraining, der auf Schloss Lautrach im Allgäu, in der Nähe von Mainz oder in Cold Spring Harbor wahrgenommen werden kann.

Als ehemals geförderter Stipendiat mit Arbeitsplatz in Europa kann man auch einmal pro Jahr an dreitägigen wissenschaftlichen Veranstaltungen zu wechselnden Themen teilnehmen. Diese fanden früher auf Schloss Gracht in der Nähe von Köln statt, sind zwischenzeitlich aber an das im Taunus gelegene Collegium Glashütten umgezogen. Einige der Stipendiaten dürfen bei inhaltlicher Passung und freien Plätzen auch an den Internationalen Titisee-Konferenzen teilnehmen. Hier gibt man seit 1962 renommierten Wissenschaftlern die Möglichkeit, eine Konferenz zu einem bestimmten Thema zu gestalten, das dann aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven intensiv beleuchtet wird. Diese laden die Redner und weitere Teilnehmer ein, die allesamt die Anreise und Unterkunft vom BIF erstattet bekommen. Von den rund sechzig Rednern und Teilnehmern wird dabei erwartet, dass sie über die ganze Zeit an der Konferenz teilnehmen.

Willkommene Unterbrechung des Medizinstudiums

Viele dieser Bedingungen für PhD-Stipendien treffen auch auf die MD-Stipendien zu. Davon werden rund zehn pro Jahr vergeben. Gefördert werden Studierende der Humanmedizin mit Studienort in Deutschland, jedoch unabhängig von ihrer Nationalität zwischen erstem und drittem Abschnitt der Ärztlichen Prüfung. Experimentelles Arbeiten wird inklusive Verlängerung bis zu 18 Monate unterstützt.

Auch hier hat die Stiftung eine relativ klare Vorstellung, was gefördert wird und was nicht. So bleiben klinische Studien zur Beobachtung von Krankheits- oder Therapieverläufen sowie angewandte Forschung zur Entwicklung diagnostischer Tests außen vor. Zur Klärung der Förderfähigkeit eines Themas kann die Stiftung direkt kontaktiert werden, bevor man sich auf die leeren Antragsseiten stürzt. Weitere Voraussetzung ist, dass die Stipendiaten dem bisherigen Studienort mindestens zehn Monate den Rücken kehren, um in ein international renommiertes Labor zu wechseln. Nicht unerwartet liegt dieses für rund 80 Prozent der Geförderten in den USA.

Das monatliche Stipendium beträgt einschließlich des Sachkostenzuschusses 1.300 Euro, 1.600 Euro im Vereinigten Königreich und 1.900 Euro in den USA. Kosten für An- und Abfahrt werden auch übernommen. Das Begutachtungsverfahren ist schlanker und wird ohne externe Gutachter durchgeführt. Eine Antragstellung nach bereits erfolgtem Wechsel in das Gastlabor ist hierbei ausgeschlossen.

Fremde Laborluft schnuppern

Für Promovierende und Medizinstudierende aber auch Postdocs gibt es um die 150 bis 160 Reisebeihilfen pro Jahr. Diese können für drei Zwecke genutzt werden: Für bis zu dreimonatige Forschungsaufenthalte, um neue Methoden zu lernen, die im Zusammenhang mit der aktuellen Forschungstätigkeit stehen; für den Besuch von Methodenkursen mit überwiegend praktischer Ausrichtung; oder für ein forschendes Kennenlernen des zukünftigen Promotionslabors, wofür zwischen einem und drei Monate vorgesehen sind. „Beihilfe“ deshalb, weil die Stiftung davon ausgeht, dass die aktuelle Institution, aus der die Antragstellung heraus erfolgt, den Antragsteller weiterhin bezahlt.

Das Geld wird als Einmalbetrag für Reise-, Aufenthalts- oder Kurskosten überwiesen. Hierzu müssen dem Antrag entsprechende Angebote beiliegen, aus denen die entstehenden Kosten ersichtlich werden. Bei Forschungs­aufenthalten muss sich das Gastlabor bereit erklären, die durch die Forschung entstehenden Kosten zu übernehmen. Anträge können jederzeit eingereicht werden und werden innerhalb der Geschäftsstelle entschieden. Pro Jahr kann ein Antrag pro Antragsteller gestellt werden, und der Antrag sollte sechs Wochen vor Reisebeginn bei der Stiftung in Mainz eingehen. Mehr als achtzig Prozent der Antragsteller kommen hierbei aus dem Ausland.




Boehringer Ingelheim: 1 Unternehmen, 3 Stiftungen

Am Anfang war Christian Friedrich Boehringer, der im Jahr 1817 gemeinsam mit dem Apotheker Christian Gotthold Engelmann eine Material- und Farbwarenhandlung in Stuttgart eröffnete. Daraus ging 1859 das Unternehmen C. H. Boehringer & Söhne hervor, aus dem sich zwei voneinander unabhängige, familiengeführte Weltkonzerne entwickelten: Boehringer Mannheim mit ehemals weltweit 18.000 Mitarbeitern wurde 1997 an Hoffmann-La Roche verkauft, Boehringer Ingelheim gehört mit aktuell insgesamt 51.000 Mitarbeitern zu den Top 20 der weltweiten Pharmaunternehmen. Im Fokus des forschungsintensiven Unternehmens stehen neue Medikamente für Tier und Mensch. So wird am Standort Biberach an der Riss Europas größtes Zentrum zur Herstellung biopharmazeutischer Wirkstoffe auf Basis von Zellkulturen betrieben.

Gleich drei Stiftungen mit dem Namen Boehringer unterstützen Forschung und Wissenschaft. Neben dem Boehringer Ingelheim Fonds (BIF) fördert die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften seit 1957 die Geisteswissenschaften sowie Dichtung, Musik und bildende Kunst mit jährlich rund 350.000 Euro. Nachwuchswissenschaftler werden darin unterstützt, ihre Doktorarbeit, wie in diesem Fach üblich, als Buch zu veröffentlichen. Die Boehringer Ingelheim Stiftung (BI-Stiftung) wurde 1977 durch Hubertus Liebrecht, einem Mitglied der Gesellschafterfamilie des Unternehmens, gegründet. Förderschwerpunkte liegen hier in Medizin, Biologie, Chemie und Pharmazie. Im Fokus der Regionalförderung steht hierbei die Universität Mainz, die bis 2027 zum Aufbau und Betrieb des Instituts für Molekulare Biologie (IMB) rund 160 Millionen Euro Stiftungsmittel erhält. Weitere bundesweite Förderprogramme der BI-Stiftung sind das Perspektiven-Programm PLUS3, das bis zu maximal 900.000 Euro zur nachhaltigen Unterstützung unabhängiger Nachwuchsgruppen beiträgt, oder die Exploration Grants, die mit bis zu 90.000 Euro dotiert sind, um neue Forschungsideen auszuprobieren.“