Vor allem Asthma

Zitationsvergleich 2002 bis 2005: Lungen- und Atemwegsforschung
von Lara Winckler, Laborjournal 5/2008


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Asthma
Editorial
In den Jahren 2002 bis 2005 gab es drei Hauptthemen in der Lungen- und Atemwegsforschung: neben Asthma Lungenkrebs und Lungenhochdruck. Das Gießener Lungenzentrum ist bei weitem am stärksten vertreten.

Die Lungen- und Atemwegsforschung hatte in den Jahren 2002 bis 2005 ein klares Hauptthema: Asthma. 26 der Top 50 der deutschsprachigen Atemwegsforscher haben sich mit allergischem und nichtallergischem Asthma beschäftigt, außerdem mit anderen durch Allergene, Zigarettenrauch und Luftverschmutzung verursachten Lungenerkrankungen.

Editorial
Zu diesen gehört letztendlich auch der Lungenkrebs, dem zweiten Forschungsfokus der Top 50. Um Lungenhochdruck dreht sich die Arbeit der dritten Gruppe, zwölf der Top-Platzierten erforschen die Pulmotension vom Molekül bis zur Behandlung betroffener Patienten, unter anderem in klinischen Studien. Diese wurden von der Community durchaus viel zitiert und erwiesen sich als sicherer Weg, mit mindestens einem Artikel unter die zehn meistzitierten zu kommen.

So unterschiedlich die Ursachen für Atemwegserkrankungen sind, so verschieden sind auch die Richtungen, aus denen die Forscher das Thema angehen. Molekularbiologen und Biochemiker treffen sich hier mit Physiologen, und Kardiopulmologen und Pneumologen sind ebenso vertreten wie Pathologen und Onkologen. Auch aus der Pädiatrie rekrutieren sich die Lungenforscher, insgesamt acht der Top 50. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da sich viele Atemwegserkrankungen schon in der Kindheit manifestieren, einige bereits vor der Geburt. Außerdem finden sich acht Epidemiologen, Arbeits- und Umweltmediziner im Vergleich, die die Belastung durch Autoabgase, Feinstaub und Zigarettenqualm erforschen. Zu ihnen gehört Joachim Heinrich (4.), Institut für Epidemiologie am GSF Neuherberg.

Endotoxine sind Forschungsfokus von Erika von Mutius (7.) vom Dr. von Haunerschen Kinderspital München, eine von nur drei Frauen unter den Top 50. Gemeinsam mit ihren Kollegen David Carr (18.) und Waltraud Eder (31.) erforscht von Mutius etwa die Allergie-Anfälligkeit von Stadtkindern im Vergleich zu auf dem Bauernhof aufgewachsenen. Gemeinsam mit den Sozial-- und Präventivmedizinern um Charlotte Braun-Fahrländer (20.) und dem Kinderarzt Josef Riedler (21.), einem von insgesamt drei österreichischen Forschern unter den Top 50, veröffentlichte von Mutius einen Artikel zur Toleranzentwicklung, auch gegenüber Endotoxinen, durch frühkindlichen Kontakt mit Umweltallergenen, der es auf den dritten Platz der meistzitierten Artikel schaffte. H. Ulrich Wahn (8.) von der Pädiatrie der Charité Berlin wiederum hat sein Augenmerk vor allem auf allergischer Rhinitis, einer IgE-vermittelten Entzündung der oberen Luftwege. Bekanntester Vertreter ist der Heuschnupfen, doch sie wird auch mit der Entstehung anderer Atemwegserkrankungen wie Asthma und Sinusitis, einer Entzündung der Nasennebenhöhlen, in Zusammenhang gebracht.

Krebs und Hochdruck vorneweg

Trotz ihrer klaren Übermacht mussten die Asthmaforscher die obersten Plätze unter den "Köpfen" ebenso wie unter den meistzitierten Artikeln den beiden anderen Hauptthemen der Atemwegsforschung überlassen: Pulmonale Hypertension und Lungenkrebs. Sechs der meistzitierten Artikeln behandeln Lungenkrebs, darunter fünf großangelegte Studien zur Behandlung von nichtkleinzelligem Lungenkarzinom der Arbeitsgruppen um Christian Manegold (3.), Thoraxklinik Heidelberg, Ulrich Gatzemeier (10.) vom Krankenhaus Großhansdorf und Joachim von Pawel (11.), Asklepios-Fachkliniken München, sowie ein Artikel zur Behandlung von Pleuramesotheliomen, wie sie zum Beispiel nach Einatmen von Asbest entstehen. Die Lungenkrebsforscher stellen drei der Top 10, insgesamt finden sich zehn unter den Top 50.

Die ersten Plätze auf der Köpfeliste werden jedoch von Lungenhochdruckforschern besetzt, allen vorneweg Werner Seeger (1.) und Friedrich Grimminger (2.) vom Lungenzentrum Gießen. Die Wissenschaftler erforschen - seit 2006 auch mit Unterstützung von EU-Fördergeldern - sämtliche Aspekte der pulmonalen Hypertension. Gemeinsam mit dem Gießener Pulmologen H. Ardeshir Ghofrani (6.) und dem Ex-Gießener Horst Olschewski (9.), der 2004 an die Innere Medizin der Uni Graz wechselte, veröffentlichte Seeger eine Studie zur Behandlung von Lungenhochdruck, die es auf Platz 4 der meistzitierten Artikel brachte.

Mit insgesamt acht Forschern unter den Top 50, davon sieben aus dem Lungenzentrum, steht Gießen auf dem ersten Platz im Städteranking, dicht gefolgt von München mit sieben und Basel mit sechs entsendeten Forschern.

"Ausreißer", die sich nicht in erster Linie mit einem der drei Hauptthemen beschäftigen, finden sich unter den Top 50 kaum. Stefan Ehlers (48.) könnte man noch am ehesten dazu zählen: Er arbeitet an Ursachen und Therapien beziehungsweise Prävention von Tuberkulose, einem Thema, das in zunehmendem Maße wieder an Aktualität gewinnt. Auch der Umweltepidemiologe Nino Künzli (38.) gehört zu den "Einzelgängern". Er wechselte im Herbst 2002 an die Division of Occupational and Environmental Health, University of Southern California in Los Angeles, und forscht mittlerweile am Zentrum für umweltepidemiologische Forschung des Instituts Municipal d'Investigació Medica in Barcelona an den Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Atherosklerose.




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Letzte Änderungen: 25.07.2008