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Zitationsvergleich 2004 bis 2007: Verhaltensbiologie
von Lara Winckler, Laborjournal 01/2011


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Ranking Verhaltensbiologie
Bild: akai / photocase.com; Montage: LW
Editorial
Die deutschsprachigen Verhaltensbiologen der Jahre 2004-2007 erforschen Orientierung, Kommunikation (auch chemische) und die Entstehung von Sozialwesen. Hot Spots sind die MPIs in Leipzig und Seewiesen sowie die Unis in Wien, Bern und Zürich.

Seit Konrad Lorenz‘ ersten Schritten mit Gänschen im Schlepptau hat sich in der Verhaltensforschung einiges getan. Längst geht es nicht mehr um die reine Beobachtung. Heute wird Verhalten ebenso aus der Sicht der Ökologie, Evolutionsbiologie, Physiologie, Endokrinologie und auch der Neurowissenschaften untersucht.

In einem Zitationsvergleich würden die neurowissenschaftlichen Verhaltensforscher die meisten der Top-Plätze besetzen, denn wer Neuroforschung betreibt, kann für seine Veröffentlichungen mit einer größeren Leserschaft rechnen (und mehr Zitierungen sammeln) als jemand, der etwa das Paarungsverhalten von Leguanen erforscht.
Editorial

Nun können Verhaltensbiologie und Neurobiologie aus naheliegenden Gründen nicht einfach voneinander getrennt werden: Verhalten entsteht durch neurobiologische (und endokrinologische und andere) Vorgänge, die ihre Ursache wiederum in Gegebenheiten von außen finden – seien es die Umweltbedingungen, Nahrungs- und Paarungskonkurrenten, Fressfeinde oder ähnliches.

Um beiden Richtungen gerecht zu werden, haben wir die Verhaltensforschung aufgeteilt: In diesem Zitationsvergleich werden diejenigen Verhaltensforscher miteinander verglichen, die ihre Forschung nicht (oder bestenfalls zu einem kleinen Teil) neurobiologisch betreiben. Das heißt in dieser Analyse werden vor allem Verhaltensbiologen, -physiologen und -ökologen sowie einige Zoologen gelistet; und auch einige Psychologen sind vertreten, die jedoch ihre Leser zum größten Teil in verhaltensbiologisch orientierten Journals suchen.

Die Verhaltensneurowissenschaftler werden in der nächsten Publikationsanalyse berücksichtigt.

Hat man diese Hürde hinter sich gelassen, tun sich neue Abgrenzungsprobleme auf: Etwa zur Ökologie, die ebenfalls die Beziehungen der Tiere und Pflanzen untereinander und mit ihrer Umwelt erforscht; ebenso zur Evolutionsbiologie, zur Zoologie und zur Tierphysiologie. Ein wichtiges Auswahlkriterium war auch hier die Anzahl der Artikel in den einschlägigen Zeitschriften – ein nicht unerheblicher Teil musste in verhaltensbiologischen Zeitschriften veröffentlicht sein.

Affen, Vögel und Ameisen

Obwohl es in diesem Vergleich in erster Linie um das Verhalten von Tieren geht, sind auch einige Humanethologen und Anthropologen vertreten. Zu ihnen gehören die Top 3, Michael Tomasello (1.), Josep Call (2.) und Christophe Boesch­ (3.), die über die Beschreibung von sozialer Kognition und Kommunikation bei Menschenaffen der Entstehung von Kultur und dem Erwerb von Sprache beim Menschen auf die Spur kommen wollen, sowie vier weitere Top 50-Verhaltensforscher. Unter ihnen auch zwei der acht Frauen im Vergleich. Die Gruppen um Tomasello und Call platzierten mehrere Artikel zu den Themen Altruismus und Kooperation beziehungsweise Werkzeuggebrauch und Erlernen von Wörtern unter den zehn bis heute meistzitierten Artikel aus den Jahren 2004 bis 2007.

Die beiden meistzitierten Artikel jedoch behandeln zwei andere beliebte Forschungsobjekte der Verhaltensforschung: Ameisen und Vögel. Deren Orientierungssinn ist Thema der Gruppe um Roswitha (10.) und Wolfgang Wiltschko (7.), Autoren des meistzitierten Artikels.

Um Orientierungssinn dreht sich unter anderem auch die Forschung von Ameisen-Experte Bert Hölldobler (27.), der 1991 gemeinsam mit Edward O. Wilson für das Buch „The Ants“ den Pulitzer-Preis erhielt und seit seiner Emeritierung 2004 an der Arizona State University in Tempe lehrt. Sein meist­zitierter Artikel, zugleich Platz 2 unter den Top 10-Artikeln, jedoch dreht sich um die chemische Kommunikation unter sozialen Insekten, speziell der Ameisenart Camponotus floridanus.


Starke Institute

Die beiden Max-Planck-Institute für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und für Ornithologie in Seewiesen samt der Außenstelle Andechs stellen zusammen knapp ein Drittel der Top 50-Verhaltensbio­logen, doch auch die Schweizer und die Österreicher sind gut im Rennen. Jeweils vier Forscher arbeiteten 2004-2007 zumindest zeitweise in Zürich oder Bern, in Wien sogar deren sechs. Was nicht weiter verwunderlich ist, zählt doch der Wiener Konrad Lorenz zu den Begründern der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie) im deutschsprachigen Raum.


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Letzte Änderungen: 22.02.2011