Wikipedia und ich

Erlebnisse einer TA (132)

Annette Tietz


Editorial

Die TA

(11.11.2019) Fehlen Ihnen auch manchmal die Worte? Also nicht aus purer Verzweiflung, ob­wohl dieser Zustand auch im Labor vorkommt. Ich meine eher Wortfindungsstörungen.

Neulich stand ich meiner Kollegin gegenüber, die mich fragte: „Bei wie viel Grad machst du eigentlich die Dings... äh, du weißt, die Synthese... also vor der Aufreinigung?“ Ich hatte das Gefühl, auch bei weiteren Informationen dem Sinn der Frage nicht näher zu kommen, und war insgeheim froh, dass es auch anderen Menschen in meinem Arbeitsumfeld so geht – und nicht nur mir. Man bräuchte glatt ein Nachschlagewerk, mit dem man eben schnell mal seine Wortfindungsstörung in die Ecke treiben könnte...

Gesagt, getan – was Wikipedia kann, kann ich schon lange. Untenstehend finden Sie also eine Liste wichtiger Dinge im Laboralltag. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie mal wieder auf der Suche nach Wörtern sind und auf dem Schlauch stehen: Einfach einen Schritt zur Seite gehen und nachlesen...

Editorial
Eigentlich normalerweise...

Labor: Der Raum, in dem Sie sich gerade befinden. Mit Eingangstüre, Fenstern in den Seitenwänden, Lüftung oben und Fußboden unten.

Sterilbank: Das Dings mit der sterilen Luft, in dem immer zu wenig Platz ist für die vielen Dinge, die Sie darunter stellen möchten.

Zellkulturmedium: Die Flasche im Kühlschrank, die nahezu leer ist, obwohl Sie sicher sind, dass Sie diese gestern erst frisch angesetzt haben.

Lysat: Die Flüssigkeit, in der – warum auch immer – manchmal zu wenig Protein drin ist.

Pipetten: Die langen Dinger, die eigentlich seitlich neben der Sterilbank in der dafür vorgesehenen Halterung lagern sollen. Also eigentlich...

Pipetboy: Liegt normalerweise rechts in der Sterilbank. Normalerweise. Ansonsten wird er gerade aufgeladen. Oder liegt links. Oder in der anderen Sterilbank. Oder neben dem Wasserbad. Oder jemand hat ihn gebraucht und mit ins Labor genommen. Das ist jedenfalls der, auf dem steht: „NUR für Zellkultur, NICHT mit ins Labor nehmen!“

Labordienst: Arbeitszeit, die dafür investiert wird, alle leeren Kisten wieder aufzufüllen. Ja, alle! Auch wenn Sie die gar nicht leer gemacht haben. Und ebenso, um alle fast leeren Pufferflaschen aufzufüllen. (Zur näheren Erklärung für „fast leer“ bitte weiterlesen...)

Fast leere Pufferflasche: In der Theorie eine Pufferflasche, die zumindest noch mit einem Drittel Flüssigkeit gefüllt sein sollte. In der Praxis eine Pufferflasche, in deren Inneren es staubt.

Piepende Zentrifuge: Entweder sind das Ihre Proben da drin, dann sind die fertig zentrifugiert. Oder es sind andere Proben darin, dann müssen Sie Ihre erstmal suchen. Eventuell stehen die in der Sterilbank. Sie wissen schon, das Ding mit zu wenig Platz und so. Dort wo eventuell der Pipetboy liegt. Daneben steht der leere Pipettenhalter...

Schlüsselkasten: Kleiner Kasten an der Wand im Labor, in dem Schlüssel für sämtliche Sicherheitsschränke hängen. Wenn Sie diesen aufmachen, sollten nicht nur leere Haken zu sehen sein...

Kollegen: Sind meistens unauffindbar. Man kann aber einen Post-it hinterlassen, meistens tauchen sie dann doch irgendwann wieder auf.

Sekretärin: Weiß alles.

Chef: Weiß alles, kann alles.

TA: Weiß nicht alles, kann aber (fast) alles.

Leerer Kuchenteller mit Krümeln drauf: Sie haben die Kuchenparty verpasst!



Letzte Änderungen: 10.11.2019