Editorial

La Paloma olé

Erlebnisse einer TA (103)

Annette Tietz


Die TA

So, liebes Laborpersonal, der Urlaub ist vorbei. Das heißt auch, dass folgende Sätze ab heute nicht mehr gelten:

„Das große Projekt werde ich jetzt nicht mehr starten, da fehlt mir gerade echt die Energie.“

„Tut mir leid, diesen Versuch kann ich nicht mehr anfangen – der würde über zwei Wochen gehen, und da bin ich schon im Urlaub. Yeah!“

„Die Gefrierschränke müssen abgetaut werden? Aber doch nicht mehr vor meinem Urlaub, oder?“

Schluss mit lustig, keine Ausreden mehr – der Laboralltag hat Sie wieder! Aber Sie haben sich ja gut erholt, oder? Falls Sie daran noch zweifeln, hier eine kleine Entscheidungshilfe:

Auf Ihrem Schreibtisch stapeln sich bereits neue Protokolle für die Versuche der nächsten Tage – mit dem Vermerk, dass die Zellen heute gesplittet und dafür neues Medium angesetzt werden muss. Zudem solle man sich doch bitte der Lösung des Problems widmen, dass der neue Antikörper nicht so gut funktioniert. Sie jedoch summen leise „La Paloma olé“ vor sich hin und genehmigen sich erst mal einen Kaffee.

Trifft der letzte Satz auf Sie zu, kleben sie einen bunten Klebepunkt auf eine kleine Karte und positionieren Sie diese auf ihrem Arbeitsplatz.

Caipi im Kühlschrank?

Beim Anblick des Crushed Ice in der Maschine läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen. Sie holen sofort ein Glas und schauen im Laborkühlschrank nach, ob nicht jemand eine Flasche Cachaça und Limetten hinterlegt hat.

Wenn dies zutrifft, nehmen Sie diesmal einen grünen Klebepunkt, der passt optisch besser zum Caipi.

Ihr Chef erzählt aufgeregt von den letzten Versuchen, die Sie ja „leider“ verpasst haben. Natürlich hat er Ihnen die zugehörigen Abbildungen auf den Tisch gelegt, damit Sie im Bilde sind – „und wir dann heute Nachmittag gleich loslegen können“.

Vor Ihrem inneren Auge verschwimmen die Punkte der Graphen umgehend in Sandkörner vor türkisblauem Meer, die Achsenbeschriftungen verwandeln sich in die bunten Strohhalme Ihres Cocktails und aus dem Balkendiagrammen werden Segelboote. Und schon ist die Welt wieder in Ordnung...

Passt? Super, ein Punkt mehr!

Ihre Kollegin regt sich darüber auf, dass sich mal wieder niemand für den Kaffeeraum verantwortlich fühlt und sich im Kühlschrank inzwischen undefinierbare Dinge befinden. Außerdem müsste dringend die gesamte Arbeitsplatte gesäubert werden.

Sie atmen tief durch, schwelgen in Urlaubserinnerungen und denken sich: „Spätestens morgen kommt ja der Zimmerservice – La Paloma...“

Ein weiterer Klebepunkt für Sie!

Mittagspause in der Mensa. Wie immer. Nur verwandeln sich dieses Mal die Bandnudeln in duftende Garnelen, das schlappe Salatbuffet gebiert getrocknete Tomaten, eingelegte Oliven und gefüllte Weinblätter – und Sie trällern laut ein „Lecker!“ vor sich hin.

Und noch ein bunter Punkt!

Ihr Laborwecker klingelt. In ihrem erholten Innenohr verwandelt sich das Schrillen jedoch in den netten Glockenton, mit dem zur Wassergymnastik aufgerufen wird. Keine Schwimmnudel zur Hand? Macht nix, nehmen Sie doch einfach den Deckel einer Styroporbox – die hält einen auch oben. Und vergessen Sie den Klebepunkt nicht!

Auf Ihrer Karte befinden sich mindestens vier Klebepunkte? Glückwunsch, der Urlaub scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein! Was Sie jetzt mit der Karte machen sollen? Keine Ahnung! Macht sich aber sicher gut auf Ihrem Arbeitsplatz, oder? Lab... äh, La Paloma olé...



Letzte Änderungen: 01.08.2018