Editorial

Spaßvogeltag

Erlebnisse einer TA (104)

Annette Tietz


Die TA

Es gibt Arbeitstage, an denen klappt nichts. So einen Tag hatte ich neulich. Ich fragte mich tatsächlich, ob ich nicht unfreiwillig Kandidat bei der „Versteckten Kamera“ geworden bin.

Das erste mal unterbrochen wurde ich gleich morgens, als ich meine Tagesplanung machte. Ich wollte mir gerade einen Kaffee holen, da klingelte das Telefon. „Guten Morgen, Hermann hier. Ich möchte bitte Herrn Dr.Schuster sprechen.“

„Tut mir leid, einen Herrn Schuster gibt es hier nicht.“ – „Warum nicht?“

Ja, gute Frage. Was antwortet man darauf? Ich versuchte es nochmal ganz höflich: „Tut mir leid, aber soweit ich informiert bin, arbeitet hier niemand mit Namen Schuster.“

„Das kann nicht sein. Sind Sie nun informiert, oder nicht? Jedenfalls steht hier ganz klar auf meinem Zettel: Herr Schuster, Mikrobiologie!“ „Dann sind Sie hier in der falschen Abteilung...“ Ein eintöniges „Tuuuut“ machte mir klar, dass Herr Hermann nicht weiter mit mir telefonieren wollte.

Kurze Zeit später wollte ich mich vergewissern, dass ich mich zur richtigen Uhrzeit in den Kalender am Analysegerät eingetragen hatte. Und siehe da: Mein Name war durchgestrichen. Aber nicht von mir. Oder war ich nur wieder nicht richtig informiert?

Wo ist denn mein Vortexer?

Ich fragte bei der Kollegin nach, die nach mir eingetragen war. Offensichtlich hatte mich jemand ausgestrichen, weil jemand anders dachte zu wissen, dass ich den Termin nicht brauche – und dies wiederum zu jemand anderem gesagt hätte. Hallo? Hatte ich nicht! Aber gut, dann verschob ich den Versuch und bereitete stattdessen eine PCR vor, die ich schon lange machen wollte.

Da fiel mir der Kaffee wieder ein, den ich dank Herrn Hermann vergessen hatte. Ich pilgerte zur Kaffeemaschine und – klar! – das rote Lämpchen leuchtete. Ich füllte den Wassertank auf, steckte ihn wieder ins Gerät und… es leuchtet immer noch. Mann, klappt denn heute gar nix? Ich hob ihn wieder raus, setzte ihn wieder ein. Und siehe da: Es blinkte nicht mehr. Bis zu dem Moment, als ich den Knopf für eine Tasse Kaffee drücken wollte. Was war denn das? Das war tatsächlich neu. (Oder aber ich war nicht informiert.)

Ich tat das, was TAs oft tun, wenn ein Gerät nicht will: Ich schaltete es aus und wieder an. Es blinkte weiter rot. So ein Mist! Ich schaute mich im Kaffeeraum um, ob in meiner Abwesenheit nicht doch eine versteckte Kamera installiert worden war. Nichts zu sehen.

Ich ging also ohne Kaffee zurück ins Labor und startete meine PCR. Als ich gerade mein erstes Tube vortexen wollte,... nichts! Wo ist mein Vortexer?

Langsam war ich mir sicher, doch unfreiwilliger Teilnehmer der besagten Sendung zu sein. Vorsichtshalber lächelte ich mal lieber... Aber wie kann denn ein Vortexer verschwinden? Ich sah schon deutlich, wie sich das gelbe Spaßvogel-Maskottchen vor Lachen auf den Bauch schlug.

In dem Moment kam mein Kollege mit einer dampfenden Tasse Kaffee an meiner Labortür vorbei. „Wo hast du die denn her?“ – „Na aus dem Kaffeeraum! Aus der Kaffeemaschine!“

Der Vogel prostete den Zuschauern schon mit seinem Kaffee zu. Da kam auch noch meine Kollegin ins Labor und meinte: “Hey cool, dass Du Dich durchgestrichen hast, und ich Deinen Analysetermin haben kann!“

Ich schaute gar nicht mehr freundlich – die Fernsehkarriere war damit wohl gestorben. Der Spaßvogel dagegen schmiss sich vor Lachen auf den Boden. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Herr Hermann, um mich zu informieren...



Letzte Änderungen: 01.08.2018