Editorial

Wirkstoff des Monats: REGN und LY-CoV: Monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2

von Karin Hollricher (Laborjournal-Ausgabe 11, 2020)


Stichwort

(11.11.2020) Während man über die Behandlung einer SARS-CoV-2-Infektion mit antiviralen oder antientzündlichen Medikamenten wie Remdesivir und Dexamethason (LJ 10/2020) in den Medien viel lesen konnte, lief die Entwicklung von therapeutischen monoklonalen Antikörpern unter dem Radar. Erst mit der Behandlung von Donald Trump rückte diese Option ins Rampenlicht.

Etliche Arbeitsgruppen berichteten via Paper oder Preprint über die Entwicklung monoklonaler Antikörper, die die Infektion mit dem Virus unterdrücken. Aber nur zwei US-Firmen, nämlich Eli Lilly und Regeneron, beantragten nach eigenen Angaben bei der FDA bereits eine Notfallzulassung solcher Moleküle zur Therapie von COVID-19-Patienten. Können diese Antikörper eine Infektion wirklich ausheilen, wie Trump behauptet?

Regeneron isolierte Antikörper sowohl aus genetisch humanisierten und immunisierten Mäusen wie auch aus genesenen Patienten (Science 369: 1010-4 und 1014-8). Aus über 200 Kandidaten fischten die Forscher vier Moleküle heraus, die in nicht-kompetitiver Art und Weise an das virale Spike-Protein binden, was die Erkennung des Virus durch den menschlichen ACE2-Rezeptor und somit die Infektion verhindert.

Bei Tests an Pseudoviren zeigte sich, dass das Virus gegen Mono-Behandlungen Resistenzen entwickeln kann, nicht aber gegen Kombinationstherapien. Nach Angabe der Firma (Pressemitteilung vom 29. Sept. 2020) testete sie in einer Studie einen Mix aus zwei monoklonalen Antikörpern (REGN-COV2) an 275 infizierten, aber nicht hospitalisierten Probanden. Mit höherer Dosis behandelte Patienten wurden dabei schneller gesund als Probanden der anderen Gruppen.

Allerdings profitierten von der Behandlung am stärksten diejenigen Personen, die selbst keine eigenen Antikörper produzierten und die höhere Dosis erhalten hatten. Dass die eigene Immunantwort hilft, die Infektion im Zaum zu halten, zeigte sich demnach auch in dieser Studie. Zumal überdies seropositive Probanden der Placebogruppe schneller gesund wurden als Patienten ohne eigene Antikörper.

Regeneron plant nun eine weitere Untersuchung mit 1.300 infizierten Personen, die nicht so schwer krank sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Donald Trump dürfte bei dieser Phase-2/3-Studie allerdings kein Datenpunkt werden – er war schließlich im Krankenhaus.

Zwei andere einlizenzierte monoklonale Antikörper testete Eli Lilly. Die ursprünglichen Versionen dieser Moleküle wurden aus dem Plasma genesener Patienten isoliert. Das Molekül LY-CoV555 war von der kanadischen Firma AbCellera sowie Forschern verschiedener US-Institute entwickelt worden (bioRxiv, doi: 10.1101/2020.09.30.318972). Das Molekül LY-CoV016 (ehem. CB6) entwickelten Forscher vom Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der chinesischen Firma Junshi Biosciences (Nature 584: 120).

Auch diese Moleküle binden an verschiedene Antigene des Spike-Proteins und wurden sowohl singulär wie auch in Kombination getestet. Nach Angaben von Eli Lilly (Pressemitteilung vom 7. Oktober 2020) waren die Antikörper im Rahmen der Placebo-kontrollierten, verblindeten Studie BLAZE-1 mit 268 nicht-hospitalisierten Infizierten sowohl einzeln wie auch in Kombination wirksam: Sie ließen die COVID-19-Symptome eher verschwinden, und die Viruslast ging schneller zurück als mit Placebo.

Bisher wurde allerdings keine dieser Studien publiziert, die Bekanntgabe der detaillierten Ergebnisse steht also noch aus.



Letzte Änderungen: 11.11.2020