Editorial

TAs mit aufs Paper?

(31.03.2023) Eine Technische Angestellte hat Experimente gemacht, deren Daten in einer Veröffentlichung mit erscheinen sollen. Gehört sie als Co-Autorin mitgenannt?
editorial_bild

Vor einiger Zeit landeten wir im Gespräch mit dem Leiter eines Uni-Instituts auch bei dessen TA …

Prof. X: … Vor ein paar Tagen hatte ich ein ganz interessantes Erlebnis mit meiner TA.

Okay, worum ging’s?

Prof. X: Ich hatte sie gefragt, ob sie als Co-Autorin mit auf unser neuestes Paper drauf möchte.

Und? Was hat sie gesagt?

Prof. X: Sie war ziemlich überrascht. Schließlich war sie noch nie auf einem unserer Paper mit drauf.

Und zu diesem Paper hat sie jetzt besonders viel beigetragen?

Prof. X: Nein. Nicht mehr als zu anderen auch.

Editorial

Lebhafte Diskussion

Okay, … aber dann verstehe ich nicht … Wieso soll sie dann ausgerechnet auf dieses mit drauf?

Prof. X: Ach, ich habe letzte Woche so eine Online-Diskussion zum Thema „Autorschaft bei Forschungsartikeln” mitverfolgt. Das ging hin und her und wieder zurück. Am Ende waren sich aber ziemlich alle Beteiligten einig darüber, wer alles in die Autorenzeile gehört.

Und die wären?

Prof. X: Zuerst einmal diejenigen, die die Idee zu dem Projekt hatten. Denn ohne Idee kein Projekt. Im Idealfall, so betont einer der Diskutanten, sollen die Ideengeber dann aber auch konkret am Projekt mitarbeiten, um die künftige Autorschaft vollends zu rechtfertigen. Automatisch eingeschlossen sind damit auch diejenigen, die die Mittel für das Projekt bereit stellen, da sie in der Regel für den Antrag die ursprüngliche Idee zum konkreten Projekt entwickeln. Na ja, und dann natürlich alle, die Experimente und Messungen gemacht haben, wie auch diejenigen, die irgendwelche selbstproduzierten Antikörper, Zelllinien oder ähnliches zur Verfügung gestellt haben.

Zwei verschiedene Sichtweisen

Und da TAs in der Regel bei den Experimenten und Messungen mitmachen, gehören sie demnach auch zu den potenziellen Co-Autoren ...

Prof. X: Genau. Das war richtig Thema. Die Leute haben in der Diskussion jede Menge Beispiele angeführt, wo TAs fast die gesamten Messungen gemacht haben und hinterher nicht in der Autorenzeile erschienen sind. Fürchterlich aufgeregt haben sie sich. Und waren sich dann einig, dass in solchen Fällen TAs mit aufs Paper gehören – auch wenn sie rein gar nichts zur Idee beigetragen haben.

Und das hat Sie zum Grübeln gebracht?

Prof. X: Ja. Für das aktuelle Paper hat unsere TA zusammen mit einem Doktoranden alle Experimente gemacht. Also müsste sie demnach drauf. Auf der anderen Seite heißt es immer, unabhängig vom konkreten Beitrag sei zwingende Bedingung für eine Co-Autorschaft, dass jede und jeder einzelne von ihnen das Paper in seiner Gesamtheit darstellen und vertreten können muss. Und sorry, bei aller Wertschätzung, aber das kann unsere TA nicht. Dazu hat sie gar nicht die Ausbildung.

Doch wieder nur in den Acknowledgements

Aber Sie haben sicherheitshalber noch mal nachgefragt?

Prof. X: Ja. Und habe ihr diese beiden Sichtweisen erklärt.

Und, was hat sie gesagt?

Prof. X: Dass sie um Himmels willen nicht auf dem Paper drauf stehen will. Am Ende käme noch einer und wolle mit ihr über die „Conclusions” diskutieren, oder so was. Das wäre schon okay so, wie es bisher immer war.

Und was passiert jetzt?

Prof. X: Wie üblich. In den „Acknowledgements” wird stehen: „We thank … for valuable technical assistance.”

Also frei nach dem alten Vodafone-Slogan: „Alles bleibt besser.“

Prof. X: Genau.

 

Ralf Neumann

(Illustr.: clipartmax.com)

Weitere Artikel zum Thema "Technische Angestellte":

 

Können Maschinen bald TAs ersetzen?

Eine der großen Gefahren, die den Beruf des Technischen Assistenten im Labor bald überflüssig machen könnten, droht dadurch, dass offenbar immer mehr typische TA-Tätigkeiten durch Maschinen ersetzt werden können – mit weiterhin stark steigender Tendenz. 

 

Eine Lobby für die „Unsichtbaren“

Kaum jemand setzt sich für die Belange von TAs ein. Kann eine Interessenvertretung, wie am Berliner MDC, ihre Position stärken? Wir haben uns umgehört 

 

- Spezialisierte TAs bald arbeitslos?

Die letzte Fassung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes sollte die Situation der Beschäftigten eigentlich verbessern. Unter einigen TAs geht seitdem jedoch die Angst vor Arbeitslosigkeit um. …

 



Letzte Änderungen: 31.03.2023