Editorial

Homeoffice

(19.03.2024) Zuhause arbeitet es sich doch am besten, denkt wohl so mancher Forscher oder Forscherin. Für unsere TA fängt damit der Wahnsinn jedoch erst an.
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„Home­office“ ist für mich inzwischen zu einem der prägnantesten Wörter überhaupt geworden. Früher fiel es mir eigentlich nur bei Außendienstmitarbeitern auf – bei denen hieß es ja schon immer: „Freitags bin ich im Home­office zu erreichen“. Vielleicht noch bei eingefleischten Office-Yuppies. Aber das ist ja schon eine ganz andere Spezies.

Aber was ist eigentlich mit „Home­office“ gemeint? Mein TA-Hirn verkauft mir das prinzipiell so: „Was ich am Arbeitsplatz mache, das kann ich auch zu Hause leisten!“ – ergo: Was ich im Labor werkele, kann ich auch zu Hause durchziehen?

Hmmm, ... – Lesen, Schreiben und Recherchieren geht auch zu Hause, klar. Aber der ganze andere Laborkram? Wie soll das bitte funktionieren? Haben sich jetzt alle wissenschaftlichen Mitarbeiter eine Labor-Zweigstelle in ihrer Einzimmerbude eingerichtet?

Eigentlich lief es bis vor Kurzem doch so: Wenn die Wissen­schaffenden was in aller Stille zu Hause erarbeiten wollten – also ihre Doktorarbeit schreiben, sich auf einen Vortrag vorbereiten, Paper lesen oder Ähnliches – dann schlichen sie sich klammheimlich aus den heiligen Laborräumen. Am besten ließ man dann noch eine Jacke über dem Bürostuhl hängen, um den Eindruck zu erwecken, man sei ja noch im Institut.

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Ganz tolle Zuhause-Helden

Doch das hat sich radikal geändert. Jetzt brüllt das Wissenschaftsvölkchen selbstbewusst und voller Inbrunst über den Institutsflur: „Wir sind jetzt mal im Home­office!“ Das nenne ich mal ein Statement. So zeigen die gestressten Wissenschaftlerhirne, dass sie ihre häusliche Ruhe brauchen, um sich konzentrieren zu können. Das Laborgetöse ist einfach zu laut und unsere schicken, topeingerichteten Büros reichen dann einfach nicht mehr aus. Also Rucksack auf und ab ins „Home­office“. Und dann geht der Wahnsinn los …

Einer unserer Wissenschaftsfreunde möchte bitte nicht angerufen werden, schließlich ist er im Home­office. Mailen – ja, das geht gerade noch. Die nächste Home­office-Wissen­schaftlerin findet es total praktisch, dass sie zwischen ihren sonstigen Terminen noch schnell am Schreibtisch sitzen kann. Ganz toll sind auch die Zuhause-Helden, die uns tausendmal anrufen, dass sie ein Kühlpaket bekommen und wir uns bitte darum kümmern sollen. Sie seien ja schließlich im Home­office. Wobei okay: Kühlpakete, die dann einfach irgendwo rumstehen, sind am Ende noch nerviger.

Nicht zu vergessen aber sind die üblichen Home­office-Frage-Mails: „Kannst du mal bitte nachschauen, von welcher Firma wir Reagenz X, Kit Y und Enzym Z haben – und ob noch genug von allem da ist?“ „Könntest du vielleicht einen Mediumwechsel bei meinen Zellen machen? Hab‘ ich total vergessen, bin so im Schreibwahn. Dann brauche ich für die fünf Minuten nicht extra reinkommen“. Achtung, Achtung – die TA-Service­zentrale ist eröffnet!

Schön ist es auch, wenn am Freitag ein Home­office-Tag eingelegt wird und der Home-Forscher am Montag und Dienstag Urlaub eingereicht hat. Es soll mich der Blitz treffen, wenn ich daraus böse Schlüsse ziehe.

Na ja, zugegeben – ein bisschen Neid spricht da schon aus mir. Aber wie cool wäre es, wenn ich mir einfach einen Pipetten-Heim­werkergürtel um die Hüfte schnalle, ein Tiny-Faltlabor für den Hausgebrauch unter den Arm klemme – und dann ins Home­office verschwinde.

Vielleicht in dreißig Jahren. Zu spät zwar für mich – aber die neue, wilde TA-Generation wird dann sicherlich ihren Spaß haben. Toi, Toi, Toi!

Ute Ipe


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Alle kennen sie, die üblichen Frühjahrskurse: „Wir basteln Frühlingsdeko“, „Wir machen den Garten fit für den Frühling“, „So entkommen Sie der Frühjahrsmüdigkeit“, und nicht zuletzt natürlich „Sommerfigur, wo bist Du?“. Was aber mit Kursen zu laborinternen Problemen?

- Gute Vorsätze

An Silvester oder aber spätestens Anfang des Jahres wird man immer wieder gefragt: Na? Hast Du auch gute Vorsätze fürs neue Jahr? Ich versuche meistens, diese Frage zu umgehen, oder ganz konzentriert wo anders hinzuhören.

- Eine Eiskönigin wär‘ cool!

Es ist schwer genug, einem Laien zu erklären, was man im Labor tagtäglich macht. Wenn man dann auf jemanden stößt, der noch rein gar nichts mit der Arbeitswelt zu tun hat und dazu noch richtig hartnäckig nachfragt, wird das Ganze nicht gerade leichter.



 



Letzte Änderungen: 19.03.2024