Editorial

Gruppenforschung

(14.11.2023) Im Labor unserer TA sollen die Jungforscher mal gemeinsam forschen. Leichter gesagt als getan – und schon nimmt das Chaos seinen Lauf.
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Heute ist Gruppenforschung angesagt. Nein, es werden keine Gruppen erforscht oder beforscht. Es wird zusammen geforscht. Gemeinsam. Labor-Ringelpiez mit – und ohne – Anfassen. Diese Tatsache an sich ist schon Forschungsthema genug, möchte man meinen. Vor allem mit unseren dynamischen bis wilden Jungforscherinnen und -forschern. Für eine schicke Verhaltensstudie böte das mehr als genug Stoff. Nächstes Mal.

Der Plan war, uns an einem Laborplatz zu sammeln. Doch allein schon die Ansage „Bitte pünktlich!“ sorgt für höchste Aufregung: Von „Gilt das akademische Viertel?“ über „Hätte ich mich online anmelden müssen?“ und „Ob Google Maps den Weg findet?“ oder „Äh, wo ist mein Handy?“ bis hin zu „Nee, Kaffee geht nicht, hier ist Labor!“ wiehert es aus allen Ecken. Erst mein energisch gebelltes „Immer ruhig mit den jungen Pferdchen!“ sorgt für einen Moment der Ruhe.

Als sich dann endlich alle eingefunden haben, stelle ich die eine, die maximal böseste aller Fragen, die eine TA stellen kann: „Habt ihr das Versuchsprotokoll gelesen, verstanden und dabei?“ Schlagartig zerstreut sich die Gruppe erneut, und ich erahne in der Ferne nur noch gazellenartig davonspringende Jungforscherinnen und -forscher.

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Nachwuchs-Darth-Vaders

Selbstredend, dass die erfahrene TA diese Komplikationen in ihrer Zeitplanung berücksichtigt hat, wenngleich sie das natürlich niemals preisgeben würde. Nach wenigen Minuten sind also alle erneut versammelt, mit wirrer Mähne, rotem Kopf und schnaufend ob des ungeplanten Sprints. Fast kommt es mir vor, als habe ich lauter kleine Nachwuchs-Darth-Vaders vor mir.

Was mich irgendwie irritiert. Eigentlich müssten sie doch total fit sein. In jeder laborfreien Minute prollen sie rum, wie viele Box Jumps, Burpees, Squats und sonstige wilde sportliche Aktivitäten sie veranstalten. (Psst, unter uns: Eigentlich handelt es sich dabei um nichts anderes als das gute alte, schnöde Zirkeltraining mit Kniebeugen, Liegestützen, Kastensprüngen und so weiter. Aber ich lasse die Begriffe natürlich in ihrem neudeutschen Supersport-Slang.) Und in diesem Zuge lassen sich die Super-Forschersportler und -sportlerinnen gleich noch über besonders gesunde Ernährung aus. Schlagwörter wie „personalisierte Proteinshakes, mega Vitaminbomben, …“ machen den Jungbrunnen perfekt. Wie konnte ich selbst nur so alt werden?!

Im Galopp zu den Pipetten

Okay, nun aber wieder zur Gruppenforschung. Die Damen und Herren konnten ihre Atmung stabilisieren und wedeln nun provokant mit ihren Protokollen herum. Also gut, lassen wir die Wildpferdchen aus dem Gatter und starten mit dem ersten Punkt des Experiments. Voller Elan galoppieren sie zu den Pipetten. In den ersten Minuten lässt sich ein Ansatz von Rudelbildung nicht leugnen – was die Bewegungsfreiheit beim Arbeiten doch massiv behindert. Aber auch das Gruppenkuscheln erledigt sich mit dem Fortschreiten des Experimentes.

Meine Aufgabe beschränkt sich in den nächsten Stunden darauf, die Herde im Blick zu behalten und bei Bedarf größere Schäden von Labor und Insassen abzuwenden. Ich würde meinen, das ist nicht der schlechteste Job. Und hey, vielleicht klappt ja sogar das Experiment. Der Wille ist jedenfalls da!

Ute Ipe


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Letzte Änderungen: 14.11.2023